Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Während die Engländer ihre Gefangenen nach 
Lagos und von dort nach England abgeführt 
hauen, wurde eine große Zahl Junggesellen von 
den Franzosen nach Kotonou (in Dahomey) ge- 
geschafft. Von hier aus sollen diese Gefangenen 
nach der weit im Innern am Niger liegenden 
Station Gaya gebracht worden sein. 
Auch im Interesse dieser Deutschen sind 
regierungsseitig die erforderlichen Unterhandlungen 
eingeleitet worden. — 
Mit außergewöhnlich großer Übermacht sind 
die Verbündeten in Kamerun aufgetreten und 
haben sich einstweilen in den Besitz der Küstenzone 
gesetzt. Wie weit es ihnen gelingen wird, in das 
Innere vorzudringen, muß abgewartet werden. 
Im Innern des Landes ist die deutsche Verwal- 
tung in voller Tätigkeit. Wie wir von unbedingt 
zuverlässiger Seite erfahren, hat unsere Far- 
bigentruppe bisher ganz ausgezeichnet ge- 
fochten und sich den Gegnern an Ausbil- 
dung, Schießfertigkeit und Mut entschieden 
überlegen gezeigt. Von den Bulu, Jaunde 
und von der Gefolgschaft des einflußreichen Häupt- 
lings Njoja in Bamum haben sich viele Tausende 
von Eingeborenen zum Truppendienst gemeldet, 
konnten aber einstweilen nicht eingestellt werden. 
Die Haltung der Eingeborenen des Innern 
war — soweit die Nachrichten reichen — tadel- 
los; nur in Ebolowa sind zu Beginn des Krieges 
Unruhen vorgekommen, die zur Hinrichtung des 
Häuptlings Zampa geführt haben. Selbst in 
Neukamerun ist es — abgesehen von einer kleinen 
Unruhe in Buar — nicht zu Aufständen ge- 
kommen. Wie zu erwarten, zeigten sich die 
Duala sehr unzuverlässig, zum großen Teil direkt 
verräterisch — so führten sie z. B. die Engländer 
mit ihren Kanus in die Krieks von Duala und 
Umgebung. 
Hervorzuheben ist die Haltung der Haussa. 
Diese waren fast überall deutschfreundlich. Sie 
find z. B. den Deutschen aus Mbaiki nach Nola- 
gefolgt und haben sie auch sonst in jeder Weise 
unterstützt. 
Rechnen wir noch das früher erwähnte, durch- 
aus loyale Verhalten der Stämme im Norden 
Kameruns hinzu, so ergibt sich im weit über- 
wiegenden Umfange ein festes Gefüge zwicchen 
der deutschen Verwaltung und den eingeborenen 
Stämmen Kameruns. Hierin aber haben wir 
einen Faktor von wesentlicher Bedeutung für den 
weiteren Verlauf der Ereignisse zu erblicken. 
  
(Abgeschlossen am 20. Dezember 1911.) 
— 
  
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III. Togo. 
Den früheren Mitteilungen über die Vorgänge 
in Togo ist nur noch wenig hinzuzufügen. 
Über das Gefecht am Chrafluß brachten die 
„Times“ vom 19. November d. Is. einen Bericht 
des Generals Pineau, woraus folgendes wieder- 
gegeben sei: - 
Am 22. August wurde, ehe es zum Kampf 
am Chrafluß kam, der englische Leutnant Thomson 
mit 22 eingeborenen Soldaten dem Kapitän Ca- 
staining, Kommandeur der Marschbrigade von 
Dahomey, zur Verfügung gestellt. Thomsons 
Truppe, moralisch durch vorhergehende 
Aktionen stark erschüttert, war aus den 
Kräften des Kapitäns Castaining durch einen Ser- 
geanten, zwei Korporale und 14 Senegalschützen 
verstärkt worden. Seit Beginn des Gesfechts, 
etwa um 11 Uhr vormittags, befand sich die so 
gebildete gemischte Abteilung unter außerordent- 
lich heftigem Gewehrfeuer aus den deutschen 
Schützengräben, das durch Maschinengewehre unter- 
stützt wurde. Gegen 3½ Uhr nachmittags, nach- 
dem die Artillerie der Verbündeten in Aktion ge- 
treten war, gab Leutnant Thomson das Signal 
zum Sturmangriff. Trotz intenfivster Unterstützung 
der ganzen Kompagnie Castainings mußte dieses 
mutige Unternehmen unter dem Kugelhagel, 50 m 
vor den deutschen Schützengräben, scheitern. Leut- 
nant Thomson fiel. Im englischen Eingeborenen- 
kontingent machte sich Rückzugsbewegung geltend, 
und die auf diesen Angriff gesetzte Hoffnung schien 
verloren; jedoch weigerten sich die Senegalschützen, 
die Abteilung des unbekannten Führers, den 
ihnen ihr Kapitän gegeben hatte, zu verlassen, 
und es gelang ihnen, das Terrain zu nehmen. 
Aus dieser Schilderung von feindlicher Seite 
geht wiederum klar hervor, mit welcher Tapfer- 
keit unsere Polizeitruppe ihre Stellung an der 
Chra verteidigte, bis sie der Ubermacht unterliegen 
mußte. 
lber die Vorgänge in Nordtogo sind 
wir bisher nur durch folgende, kurz gehaltene 
französische Meldung aus Bamako (Dahomey) im 
„Temps“ vom 28. November d. Is. unterrichtet: 
„Gleichzeitig mit der englisch-französischen Erx- 
pedition im Küstengebiet von Togo wurde Nord- 
togo von französischen Eingeborenentruppen und 
500 Mossireitern unter Befehl des Gouverneurs 
von Französisch-Westafrika, Arboussier, besetzt.“ 
Nach inzwischen hier noch eingegangenen 
Privatnachrichten haben sich die Ereignisse in 
Togo nach der UÜbergabe in Kamina folgender- 
maßen abgespielt: 
Die Deutschen wurden als Kriegsgefangene 
unter schwarzer Bewachung auf den Bahnhof nach 
Atakpame abtransportiert. Dort wurde ihr Gepäck
	        
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