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Während die Engländer ihre Gefangenen nach
Lagos und von dort nach England abgeführt
hauen, wurde eine große Zahl Junggesellen von
den Franzosen nach Kotonou (in Dahomey) ge-
geschafft. Von hier aus sollen diese Gefangenen
nach der weit im Innern am Niger liegenden
Station Gaya gebracht worden sein.
Auch im Interesse dieser Deutschen sind
regierungsseitig die erforderlichen Unterhandlungen
eingeleitet worden. —
Mit außergewöhnlich großer Übermacht sind
die Verbündeten in Kamerun aufgetreten und
haben sich einstweilen in den Besitz der Küstenzone
gesetzt. Wie weit es ihnen gelingen wird, in das
Innere vorzudringen, muß abgewartet werden.
Im Innern des Landes ist die deutsche Verwal-
tung in voller Tätigkeit. Wie wir von unbedingt
zuverlässiger Seite erfahren, hat unsere Far-
bigentruppe bisher ganz ausgezeichnet ge-
fochten und sich den Gegnern an Ausbil-
dung, Schießfertigkeit und Mut entschieden
überlegen gezeigt. Von den Bulu, Jaunde
und von der Gefolgschaft des einflußreichen Häupt-
lings Njoja in Bamum haben sich viele Tausende
von Eingeborenen zum Truppendienst gemeldet,
konnten aber einstweilen nicht eingestellt werden.
Die Haltung der Eingeborenen des Innern
war — soweit die Nachrichten reichen — tadel-
los; nur in Ebolowa sind zu Beginn des Krieges
Unruhen vorgekommen, die zur Hinrichtung des
Häuptlings Zampa geführt haben. Selbst in
Neukamerun ist es — abgesehen von einer kleinen
Unruhe in Buar — nicht zu Aufständen ge-
kommen. Wie zu erwarten, zeigten sich die
Duala sehr unzuverlässig, zum großen Teil direkt
verräterisch — so führten sie z. B. die Engländer
mit ihren Kanus in die Krieks von Duala und
Umgebung.
Hervorzuheben ist die Haltung der Haussa.
Diese waren fast überall deutschfreundlich. Sie
find z. B. den Deutschen aus Mbaiki nach Nola-
gefolgt und haben sie auch sonst in jeder Weise
unterstützt.
Rechnen wir noch das früher erwähnte, durch-
aus loyale Verhalten der Stämme im Norden
Kameruns hinzu, so ergibt sich im weit über-
wiegenden Umfange ein festes Gefüge zwicchen
der deutschen Verwaltung und den eingeborenen
Stämmen Kameruns. Hierin aber haben wir
einen Faktor von wesentlicher Bedeutung für den
weiteren Verlauf der Ereignisse zu erblicken.
(Abgeschlossen am 20. Dezember 1911.)
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III. Togo.
Den früheren Mitteilungen über die Vorgänge
in Togo ist nur noch wenig hinzuzufügen.
Über das Gefecht am Chrafluß brachten die
„Times“ vom 19. November d. Is. einen Bericht
des Generals Pineau, woraus folgendes wieder-
gegeben sei: -
Am 22. August wurde, ehe es zum Kampf
am Chrafluß kam, der englische Leutnant Thomson
mit 22 eingeborenen Soldaten dem Kapitän Ca-
staining, Kommandeur der Marschbrigade von
Dahomey, zur Verfügung gestellt. Thomsons
Truppe, moralisch durch vorhergehende
Aktionen stark erschüttert, war aus den
Kräften des Kapitäns Castaining durch einen Ser-
geanten, zwei Korporale und 14 Senegalschützen
verstärkt worden. Seit Beginn des Gesfechts,
etwa um 11 Uhr vormittags, befand sich die so
gebildete gemischte Abteilung unter außerordent-
lich heftigem Gewehrfeuer aus den deutschen
Schützengräben, das durch Maschinengewehre unter-
stützt wurde. Gegen 3½ Uhr nachmittags, nach-
dem die Artillerie der Verbündeten in Aktion ge-
treten war, gab Leutnant Thomson das Signal
zum Sturmangriff. Trotz intenfivster Unterstützung
der ganzen Kompagnie Castainings mußte dieses
mutige Unternehmen unter dem Kugelhagel, 50 m
vor den deutschen Schützengräben, scheitern. Leut-
nant Thomson fiel. Im englischen Eingeborenen-
kontingent machte sich Rückzugsbewegung geltend,
und die auf diesen Angriff gesetzte Hoffnung schien
verloren; jedoch weigerten sich die Senegalschützen,
die Abteilung des unbekannten Führers, den
ihnen ihr Kapitän gegeben hatte, zu verlassen,
und es gelang ihnen, das Terrain zu nehmen.
Aus dieser Schilderung von feindlicher Seite
geht wiederum klar hervor, mit welcher Tapfer-
keit unsere Polizeitruppe ihre Stellung an der
Chra verteidigte, bis sie der Ubermacht unterliegen
mußte.
lber die Vorgänge in Nordtogo sind
wir bisher nur durch folgende, kurz gehaltene
französische Meldung aus Bamako (Dahomey) im
„Temps“ vom 28. November d. Is. unterrichtet:
„Gleichzeitig mit der englisch-französischen Erx-
pedition im Küstengebiet von Togo wurde Nord-
togo von französischen Eingeborenentruppen und
500 Mossireitern unter Befehl des Gouverneurs
von Französisch-Westafrika, Arboussier, besetzt.“
Nach inzwischen hier noch eingegangenen
Privatnachrichten haben sich die Ereignisse in
Togo nach der UÜbergabe in Kamina folgender-
maßen abgespielt:
Die Deutschen wurden als Kriegsgefangene
unter schwarzer Bewachung auf den Bahnhof nach
Atakpame abtransportiert. Dort wurde ihr Gepäck