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minderwertigen Dolmetscher übermitteln läßt, also
nicht in der Lage ist, Beschwerden ohne Ver-
mittler anhören zu können, wenn er nichts von
den Sitten und der Religion des Volkes weiß,
sich vielleicht noch über sie lustig macht, sein Be-
nehmen und Auftreten derartig ist, daß der Ein-
geborene wenig Achtung vor ihm hat, dann muß
er sich nicht wundern, wenn er trotz guter Be-
handlung und reichlicher Bezahlung keine Leute
bekommt. Vielfach ist auch der Fehler gemacht
worden, daß man für Bulu-Arbeiter einen Jaunde
oder einen anderen Beti als Vormann genommen
hat. Nun sieht aber der Bulu in jedem Beti
seinen Todfeind, denn Beti haben ihn vom Lom
vertrieben, seine Dörfer eingeäschert und seine
Weiber geraubt. Der Bulu-Arbeiter will einen
Vormann seines eigenen Stammes haben, und
man tut gut, ihm selbst die Wahl zu überlassen.
Man wundere sich nicht, wenn dann manchmal
von alten Leuten ein knabenhafter Mensch be-
zeichnet wird, denn auch unter den Bulu gibt es
Familien, deren Mitglieder sich seit Generationen
eines besonderen Ansehens erfreuen. Die Be-
handlung des Bulnu sei streng, denn sonst hat er
vor dem Weißen keine Achtung, und gerecht, ge-
recht in jeder Beziehung, strafend wie belohnend;
Mitleid gilt ihm Schwäche. Wie kein anderer, so
achtet der Bulu auf die Handlungen seines Herrn,
und oft, wenn man Klagen über renitentes Be-
nehmen eines Bulu hört, möchte man fragen,
wie denn das Verhalten des Weißen dabei war.
Der Bulu ist begeisterungsfähig und wird dem
Herrn vertrauen und dankbar sein, der auch in
ihm den Menschen achtet. Ein Europäer, vor-
nehm von Gesinnung, der mit ihm in seiner
Landessprache verhandelt, streng und bestimmt ist,
selbst die Arbeit nicht scheut, ihn in Ruhe anweist
und belehrt, muß mit ihm vorzügliches leisten.
Schwer ist es allerdings, in das Seelenleben des
Bulu einzudringen; immer, wenn wir glauben,
ihn zu kennen, gibt er uns neue Rätsel auf.
Eine Frage, die ich mir nie beantworten konnte:
dieses Volk, beim Erscheinen des Weißen so in
Fehde unter sich, daß der Mann des nächsten
Dorfes aufgefressen und das Weib, das man traf,
gestohlen wurde, brachte es in dieser Zeit gänz-
licher politischer Zersplitterung fertig, auf eines
Mannes, Mwondo NRtimbanes Ruf hin, mit etwa
dreitausend Kriegern plündernd durch Ngumba
und Mabea hindurch 1899 nach Kribi zu ziehen,
um den Meißen zu erschlagen und sein Salz zu
rauben. Wie war dies möglich; denn weder vor
noch nach dem Zuge, auch heute noch nicht, gab
es größere politische Verbände. Diese Kraft-
leistung sollte uns aber auch zeigen, daß es unser
eigenes Interesse ist, die überschüssige Kraft des
Volkes in friedlicher Weise zu nutzen.
Die Mpfong haben schon vor dem Eindringen
der Bulu von Akonolinga her in ihre heutigen
Wohnsitze ihre früheren Siedlungen zwischen dem
Oberlauf des Njong und Dscha verlassen und,
den nachdrängenden Maka und Zebekole voraus-
ziehend, friedlich ihr jetzt noch besetztes Gebiet er-
reicht, aus dem sie in siebzig= bis achtzigjähriger
Tätigkeit ein blühendes Kulturland geschafsen
haben. Begünstigt wurden sie hierbei durch den
guten Boden, huminöses Alluvialland, der sich
am Sso und seinen Zuflüssen, hauptsächlich dem
Awud, gebildet hat. Ihre seit Generationen fried-
liche Tätigkeit unter günstigen Lebensbedingungen
hat auf ihren Charakter abgefärbt. Sie machen
daher auf den Europäer auch einen viel freund-
licheren Eindruck als die Bulu. Der Mpfong ist
dem Bulu an Intelligenz überlegen, so daß er sich
besser als dieser als Handwerker oder geistiger
Arbeiter (Lehrer, Schreiber, Händler) eignet, jedoch
steht er dem Bulu an körperlicher Kraft nach, so
daß sich dieser mehr für schwere körperliche Arbeit:
Bahnarbeiter, Pflanzungsarbeiter, Säger, Berg-
arbeiter, Träger und nicht zuletzt, auch wegen
seiner größeren Tapferkeit, als Soldat eignet. Das
Arbeiten mit Mpfong wird dem Europäer weniger
Schwierigkeiten machen; jedoch, wenn ihnen auch
die schlechten Eigenschaften des Bulu, besonders
seine Dickköpfigkeit, fehlen, so fehlen ihnen auch
dessen gute: Vertrauen und Dankbarkeit. Es ist
daher sehr fraglich, wen man vorziehen soll. Im
übrigen wird man des Bulu nie entraten können,
da die Zahl der Mpfong nicht sehr groß ist und
sie, wie gesagt, zu schweren Arbeiten wenig ge-
eignet sind. Eine gewisse Inzucht in der Zeit,
als alle umliegenden Stämme kämpften und nur
die Mpfong sich furchtsam ruhig verhielten, mag
bei ihnen die geistigen Kräfte auf Kosten der
körperlichen entwickelt haben. Durch gleichzeitige
zweckmäßige Verwendung von Bulu und Mpfong
erhält man also ein Arbeitermaterial, mit dem
jede in der Kolonie gesorderte Arbeit zu bewältigen
ist. Wohl werden die Löhne nicht immer so
niodrig bleiben, wie sie es heute sind (6 bis 8./“
im Monat und wöchentlich etwa 1.X für Ver-
pflegung), aber selbst wenn sie um das Doppelte
steigen sollten, werden sie noch immer gering sein
für diese arbeitstüchtige Bevölkerung.
In unseren Kolonien wird eine zweckmäßige
Ausnutzung der menschlichen Arbeitskraft stets
auch der Bevölkerung selbst zum Heile gereichen;
anderseits muß eine rücksichtslose Ausbentung und
lberanstrengung die Kraft der zur Arbeit meist
noch untrainierten Bevölkerung zermürben und
uns die Kolonien wertlos machen.
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