Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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minderwertigen Dolmetscher übermitteln läßt, also 
nicht in der Lage ist, Beschwerden ohne Ver- 
mittler anhören zu können, wenn er nichts von 
den Sitten und der Religion des Volkes weiß, 
sich vielleicht noch über sie lustig macht, sein Be- 
nehmen und Auftreten derartig ist, daß der Ein- 
geborene wenig Achtung vor ihm hat, dann muß 
er sich nicht wundern, wenn er trotz guter Be- 
handlung und reichlicher Bezahlung keine Leute 
bekommt. Vielfach ist auch der Fehler gemacht 
worden, daß man für Bulu-Arbeiter einen Jaunde 
oder einen anderen Beti als Vormann genommen 
hat. Nun sieht aber der Bulu in jedem Beti 
seinen Todfeind, denn Beti haben ihn vom Lom 
vertrieben, seine Dörfer eingeäschert und seine 
Weiber geraubt. Der Bulu-Arbeiter will einen 
Vormann seines eigenen Stammes haben, und 
man tut gut, ihm selbst die Wahl zu überlassen. 
Man wundere sich nicht, wenn dann manchmal 
von alten Leuten ein knabenhafter Mensch be- 
zeichnet wird, denn auch unter den Bulu gibt es 
Familien, deren Mitglieder sich seit Generationen 
eines besonderen Ansehens erfreuen. Die Be- 
handlung des Bulnu sei streng, denn sonst hat er 
vor dem Weißen keine Achtung, und gerecht, ge- 
recht in jeder Beziehung, strafend wie belohnend; 
Mitleid gilt ihm Schwäche. Wie kein anderer, so 
achtet der Bulu auf die Handlungen seines Herrn, 
und oft, wenn man Klagen über renitentes Be- 
nehmen eines Bulu hört, möchte man fragen, 
wie denn das Verhalten des Weißen dabei war. 
Der Bulu ist begeisterungsfähig und wird dem 
Herrn vertrauen und dankbar sein, der auch in 
ihm den Menschen achtet. Ein Europäer, vor- 
nehm von Gesinnung, der mit ihm in seiner 
Landessprache verhandelt, streng und bestimmt ist, 
selbst die Arbeit nicht scheut, ihn in Ruhe anweist 
und belehrt, muß mit ihm vorzügliches leisten. 
Schwer ist es allerdings, in das Seelenleben des 
Bulu einzudringen; immer, wenn wir glauben, 
ihn zu kennen, gibt er uns neue Rätsel auf. 
Eine Frage, die ich mir nie beantworten konnte: 
dieses Volk, beim Erscheinen des Weißen so in 
Fehde unter sich, daß der Mann des nächsten 
Dorfes aufgefressen und das Weib, das man traf, 
gestohlen wurde, brachte es in dieser Zeit gänz- 
licher politischer Zersplitterung fertig, auf eines 
Mannes, Mwondo NRtimbanes Ruf hin, mit etwa 
dreitausend Kriegern plündernd durch Ngumba 
und Mabea hindurch 1899 nach Kribi zu ziehen, 
um den Meißen zu erschlagen und sein Salz zu 
rauben. Wie war dies möglich; denn weder vor 
noch nach dem Zuge, auch heute noch nicht, gab 
es größere politische Verbände. Diese Kraft- 
leistung sollte uns aber auch zeigen, daß es unser 
eigenes Interesse ist, die überschüssige Kraft des 
Volkes in friedlicher Weise zu nutzen. 
  
Die Mpfong haben schon vor dem Eindringen 
der Bulu von Akonolinga her in ihre heutigen 
Wohnsitze ihre früheren Siedlungen zwischen dem 
Oberlauf des Njong und Dscha verlassen und, 
den nachdrängenden Maka und Zebekole voraus- 
ziehend, friedlich ihr jetzt noch besetztes Gebiet er- 
reicht, aus dem sie in siebzig= bis achtzigjähriger 
Tätigkeit ein blühendes Kulturland geschafsen 
haben. Begünstigt wurden sie hierbei durch den 
guten Boden, huminöses Alluvialland, der sich 
am Sso und seinen Zuflüssen, hauptsächlich dem 
Awud, gebildet hat. Ihre seit Generationen fried- 
liche Tätigkeit unter günstigen Lebensbedingungen 
hat auf ihren Charakter abgefärbt. Sie machen 
daher auf den Europäer auch einen viel freund- 
licheren Eindruck als die Bulu. Der Mpfong ist 
dem Bulu an Intelligenz überlegen, so daß er sich 
besser als dieser als Handwerker oder geistiger 
Arbeiter (Lehrer, Schreiber, Händler) eignet, jedoch 
steht er dem Bulu an körperlicher Kraft nach, so 
daß sich dieser mehr für schwere körperliche Arbeit: 
Bahnarbeiter, Pflanzungsarbeiter, Säger, Berg- 
arbeiter, Träger und nicht zuletzt, auch wegen 
seiner größeren Tapferkeit, als Soldat eignet. Das 
Arbeiten mit Mpfong wird dem Europäer weniger 
Schwierigkeiten machen; jedoch, wenn ihnen auch 
die schlechten Eigenschaften des Bulu, besonders 
seine Dickköpfigkeit, fehlen, so fehlen ihnen auch 
dessen gute: Vertrauen und Dankbarkeit. Es ist 
daher sehr fraglich, wen man vorziehen soll. Im 
übrigen wird man des Bulu nie entraten können, 
da die Zahl der Mpfong nicht sehr groß ist und 
sie, wie gesagt, zu schweren Arbeiten wenig ge- 
eignet sind. Eine gewisse Inzucht in der Zeit, 
als alle umliegenden Stämme kämpften und nur 
die Mpfong sich furchtsam ruhig verhielten, mag 
bei ihnen die geistigen Kräfte auf Kosten der 
körperlichen entwickelt haben. Durch gleichzeitige 
zweckmäßige Verwendung von Bulu und Mpfong 
erhält man also ein Arbeitermaterial, mit dem 
jede in der Kolonie gesorderte Arbeit zu bewältigen 
ist. Wohl werden die Löhne nicht immer so 
niodrig bleiben, wie sie es heute sind (6 bis 8./“ 
im Monat und wöchentlich etwa 1.X für Ver- 
pflegung), aber selbst wenn sie um das Doppelte 
steigen sollten, werden sie noch immer gering sein 
für diese arbeitstüchtige Bevölkerung. 
In unseren Kolonien wird eine zweckmäßige 
Ausnutzung der menschlichen Arbeitskraft stets 
auch der Bevölkerung selbst zum Heile gereichen; 
anderseits muß eine rücksichtslose Ausbentung und 
lberanstrengung die Kraft der zur Arbeit meist 
noch untrainierten Bevölkerung zermürben und 
uns die Kolonien wertlos machen. 
D
	        
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