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Rolonialwirtschaftliche Mitteilungen.
Kolonitale Kriegsziele.
Das Kolonial = Mirtschaftliche Komitec.
wirtschaftlicher Ausschuß der Denischen Nolonialgesell-
schaft, hat in einer Sitzung seines Gesamtvorstandes
folgende Entschließung gefaszt:
Das Kolonial= Wirtschaftliche Komitec hält er fur
unerläßlich, daß unbeschadet der Bestrebungen, die auf
ceine Sicherung und Erweiterung der Grundlagen der
deutschen Volkswirtschaft innerhalb CEuropas abzielen.
eine Ergänzung derselben durch Ausegestaltung und
Vergrößerung des deutschen Kolonialbesitzes
durchgesetzt wird. Es ist mit Bestimmtheit zu erwarten,
daß auch in Zulunft sowohl die deutsche Landwirtschaft
wie die deutsche Andustrie überseeische Rohprodukte,
wie Futtermittel, Baumwolle und WMolle. Kaffee und
Kakao, Kopra, Palmkerne und Palmol. Erdnüsse und
Sesam. Guttapercha. Kantschuk und Sisalhanf, tropische
Holzer und Gerbstoffe, nutzbare Mineralien usw., in
stceigendem Maße benötigen werden.
Zur dauernden Sicherung ihres Bezuges ist die
Deckung wenigstens eines ansehnlichen Teiles des
deutschen Bedarfes aus eigenen Kolonien unbedingt
erforderlich. An gleicher Weise liegt es im Interesse
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derLebens-fäl)igtcitdel-deutschenIndustriedas-,
wenigstcncssiircincheilihrerLin-Linbrcrzcugnissc
demiche Kolonien einen gesicherten Absatzmarkt bieten.
Volkswirtschaftlich, national und politisch ist es
serner von größter Bedeutung, die wenn auch zur Zeit
nur kleinen Scharen deutscher Auswanderer in
eigenen Kolonien anzusiedeln. damit dem Deutschtum
zu erhalten und die Verteidigungsfähigkeit der Lolo-
nien zu erhöhen.
Als Grundlage der kunftigen kolonialen Betati-
gung muß aueogegangen werden von dem, was bisher
in dreißigjähriger mühevoller Kulturarbeit geschaffen
worden ist. Daher ist in erster Linie an dem bis-
herigen Kolonialbesistz festzuhalten. Bei Er-
werbung neuer Kolonialgebiete ist einerseits ein
organischer Anschluß an unsere bioherigen Kolonien
anzustreben und anderseits im Auge zu behalten, dasß
die neuen Gebiete nach Boden. Klima und Bevoölke-
rungszahl geeignet sind, die für die deutsche Volks-
wirtschaft wichtigsten Rohstofse in erheblicher Menge
zu liefern und der deutschen Industrie als Absatzgebiete
für ihre Erzeugnisie zu dienen.
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten.
Kriegsverwirrung in der französischen Kolonial-
wirtschaft.
In der Depe#che coloninle- vom 17. September
1915 findet sich folgende beachtenswerte Notiz:
l. Das Gleichgewicht des Etats von
Französisch-Westafrika.
Der Rolonitalminister hat dem Bureau der Kammer
einen Gesetzentwurf zugehen lassen, wonach das General=
gouvernement von Französisch-Westafrika ermächtigt
wird, für den Fall der Unzulänglichkeit der Finnahmen
des Generaletats die erforderlichen Beträge aus der
Anleihe von 16°7 Millionen zu entnehmen. Zede Em-
nahme wird durch ein Dekret angeordnet werden. Der
Betrag der Entnahmen darf 5½ Millionen Franken
nicht überfteigen. Die entnommenen Summen werden
bis zur Höhe von 3½ Millionen Franten von dem
bewilligten Kredit für die Verläüngerung der Bahn der
Elfenbeinküste und bis zur Hohe von 2 Millionen
Franken von dem bewilligten Nredit zum Weiterbau
der Guincabahn abgezogen werden. Außerdem soll
das Generalgonvernemem ermachtigt werden, ver zins-
liche Scheine ihons de caissch bis zum Betrage von
10 Millionen Franken auszugeben. Diese Scheine
sollen eine Laufzeit von cinem Jahre haben und können
dann erneut ausgegeben werden. Der Zinssatz für die
Scheine soll nicht über 6 v. H. hinausgeben: die Aus-
gabe wird durch Dekret nach Maßgabe des Bedarfs
angeordnet werden.“
—
Dieser Gesetzentwurf zeigt, daß die Finan zwirt-
schaft der Kolonic. aus der Frankreich hauptsächlich
seine farbigen Soldaten auf den curopäischen Kriegs-
schauplatz geschickt hat, durch den RKrieg schwer leidet.
Bis 1914 schloß der Generaletat von Franzosisch-West-
afrika so günstig ab, wie kaum ein anderer Haushalt
irgendeiner Kolonie der Welt. Die Zolle dieses fran-
zösischen Kolonialgebietes, die seine wichtigste Ein-
nahmeqnelle bildeten, waren höher als die aller
deutschen Besitzungen in Afrika und in der Südsee zu-
sammen. Jahr fur Jahr ergab der Generaletat hohe
Uberschüsse und konnte einen recht stattlichen Ausgleichs-
fonde sammeln. Eines Zuschusseo vom Mutterlande
bedurfte Französisch -Wesjtafrika nicht, im Gegenteil
konme es einen wenn auch nicht großen, so doch ständig
steigenden Beitrag zu den hohen Kosten der Kolonial=
armec Frankreichs leisten.
Die Finanzlage hat sich. trotzdem kein Teil des
gronen franzosischen Kolonialgebiens in Mestafrika vom
Kriege unmittelbar berubhrt worden ist. jetzt sehr ge-
#ündert. Der laufende Verwaltungsbedarf muß. wie
der Gesetzentwurf zeigt, zum Teil aus Anleihe be-
stritten werden, die bewilligten Mittel für wichtige und
seit langem geplante Eisenbahnbauten werden be-
sehnitten, und es muß zu der bedenklichen Masnahme
eines verzinslichen Papiergeldes gegriffen werden. Es
ist zweifellos, daß ein wesentlicher Grund fuür diesen
limschwung in der Mirtschaft der Kolonie, welche die
Franzosen selbst als ihre Mugterkolonie zu bezeichnen
pflegen, darin liegt, daß Frankreich sein große Aktivum.