Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Nichtamtlicher ——— — 
  
  
  
.-— 
  
Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten. 
Sechste Mittellung. 
(Hierzu zwei Kartenskizzen.) 
I. Ostafrika. 
Auch diesmal sind die aus Ostafrika vor- 
liegenden amtlichen Nachrichten nicht sehr zahl- 
reich. In meist nur knapper Form verzeichnen 
sie die vorgefallenen Ereignisse bis gegen Ende 
Juli d. Is. 
Aus allen Meldungen ergibt sich jedoch die 
erfreuliche Tatsache, daß es unseren Feinden 
auch weiterhin nicht gelungen ist, auf deutschem 
Boden festen Fuß zu fassen. Wir sehen im 
Gegenteil, wie sich die meisten der stattgehabten 
Kämpfe auf feindlichem Gebiet abspielen, in das 
einzelne Abteilungen der Schutztruppe sogar auf 
größere Entfernungen vorgestoßen sind. 
Auch von feindlicher Seite liegen wieder eine 
Reihe von Meldungen über Kämpfe aus neuerer 
Zeit vor, deren Richtigkeit allerdings noch der 
Bestätigung bedarf. 
Einige der nach feindlichen Quellen in der 
letzten (5.) Mitteilung bekannt gegebenen Ereig- 
eignisse finden in den amtlichen Meldungen teils 
eine Bestätigung, teils aber auch eine Richtig- 
stellung. So haben wir jetzt auch nähere Nach- 
richten über die Angriffe der englischen Seestreit- 
kräste gegen den Kreuzer „Königsberg“ sowie 
über die Landung der Engländer in Bukoba am 
Victoria-See und die Zerstörung dieser Station. 
In der nachfolgenden Darstellung folgen die 
Ereignisse, wie sie sich im Küstengebiet, an der 
Nordostgrenze, im Bereiche des Victoria-Sees, an 
der Westgrenze um den Kiwu-See und am Russisi- 
Fluß, sowie schließlich an der Südwestgrenze 
und am Nijassa-See zugetragen haben. 
Küstengebiet. 
Von den Begebenheiten an der Küste inter- 
essieren besonders die nach umfangreichen Vor- 
bereitungen unter ungeheurem Kräfteaufwand in 
den Tagen vom 6. bis 11. Juli unternommenen 
Angriffe der englischen Blockadestreitkräfte zum 
Zwecke der Vernichtung des Krenzers „Königs- 
berg“. Wir erfahren hierüber das Nachstehende: 
  
„Dienstag, den 6. Juli unternahmen bei 
Tagesanbruch die vor dem Rufijidelta stehenden 
feindlichen Streitkräfte allgemeine Angriffe zum 
Zwecke der Vernichtung S. M. S. „Königsberg“. 
Anwesend waren die Kreuzer „Weymouth“, 
„Hyazinth“", „Astraea“", „Pyramus“, drei 
Hilfskreuzer, sieben armierte Walfischfänger und 
zwei neue von England erworbene, ursprüng- 
lich für Brasilien bestimmte 1200 t große, 
stark armierte Monitore. Außerdem flogen 
über dem Delta während des Kampfes zwei 
feindliche Flugzeuge zur Ubermittlung von Beob- 
achtungen. Unter starkem Bombardement der 
Kreuzer drangen die mit je zwei 5 cm-Schnell- 
ladekanonen, zwei 12 cm-Haubitzen, vier 15 cm- 
Schnelladekanonen und sechs Maschinengewehren 
armierten Monitore und die Walfischfänger in 
das Delta ein und beschossen S. M. S. „Königs- 
berg". Nach neunstündigem Gefecht zogen sich 
alle Streitkräfte unverrichteter Sache wieder 
zurück. Nach den Beobachtungen wurde ein 
Walfischfänger außer Gefecht gesetzt, ein Monitor 
schwer beschädigt. S. M. S. „Königsberg“ ist 
vollkommen gefechtsklar und fahrbereit geblieben 
und hatte nur geringe Verluste. Ein Haubitzen- 
treffer tötete vier Mann. Angriffe bisher nicht 
wiederholt. Ein Monitor wurde Mittwoch 
mittags von einem Schlepper in Richtung 
Insel Mafia fortgeschleppt. Abteilung Delta 
nahm die Monitore bei Ein= und Ausfahrt 
unter starkes Fener, welches seitens der Monitore 
mit größtem Munitionsaufwand erfolglos er- 
widert wurde. Abteilung Delta hatte keine 
Verluste. Der Angreifer hatte während des 
Kampfes annähernd 3000 Schuß aus Schiffs- 
geschützen verfeuert. Nach aufgefangenen 
Funksprüchen der Kreuzer ist zu schließen, daß 
die Monitore auch nicht unerhebliche Mann- 
schaftsverluste hatten. Am 11. Juli vormittags 
wurde S. M. S. „Königsberg“ abermals von 
den Monitoren gemeinsam mit einem ein- 
laufenden Kreuzer angegriffen. Nach hbelden- 
mütigem Kampfe und nachdem alle Geschütze 
von S. M. S. „Königsberg“ außer Gefecht
	        
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