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Nichtamtlicher ——— —
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Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten.
Sechste Mittellung.
(Hierzu zwei Kartenskizzen.)
I. Ostafrika.
Auch diesmal sind die aus Ostafrika vor-
liegenden amtlichen Nachrichten nicht sehr zahl-
reich. In meist nur knapper Form verzeichnen
sie die vorgefallenen Ereignisse bis gegen Ende
Juli d. Is.
Aus allen Meldungen ergibt sich jedoch die
erfreuliche Tatsache, daß es unseren Feinden
auch weiterhin nicht gelungen ist, auf deutschem
Boden festen Fuß zu fassen. Wir sehen im
Gegenteil, wie sich die meisten der stattgehabten
Kämpfe auf feindlichem Gebiet abspielen, in das
einzelne Abteilungen der Schutztruppe sogar auf
größere Entfernungen vorgestoßen sind.
Auch von feindlicher Seite liegen wieder eine
Reihe von Meldungen über Kämpfe aus neuerer
Zeit vor, deren Richtigkeit allerdings noch der
Bestätigung bedarf.
Einige der nach feindlichen Quellen in der
letzten (5.) Mitteilung bekannt gegebenen Ereig-
eignisse finden in den amtlichen Meldungen teils
eine Bestätigung, teils aber auch eine Richtig-
stellung. So haben wir jetzt auch nähere Nach-
richten über die Angriffe der englischen Seestreit-
kräste gegen den Kreuzer „Königsberg“ sowie
über die Landung der Engländer in Bukoba am
Victoria-See und die Zerstörung dieser Station.
In der nachfolgenden Darstellung folgen die
Ereignisse, wie sie sich im Küstengebiet, an der
Nordostgrenze, im Bereiche des Victoria-Sees, an
der Westgrenze um den Kiwu-See und am Russisi-
Fluß, sowie schließlich an der Südwestgrenze
und am Nijassa-See zugetragen haben.
Küstengebiet.
Von den Begebenheiten an der Küste inter-
essieren besonders die nach umfangreichen Vor-
bereitungen unter ungeheurem Kräfteaufwand in
den Tagen vom 6. bis 11. Juli unternommenen
Angriffe der englischen Blockadestreitkräfte zum
Zwecke der Vernichtung des Krenzers „Königs-
berg“. Wir erfahren hierüber das Nachstehende:
„Dienstag, den 6. Juli unternahmen bei
Tagesanbruch die vor dem Rufijidelta stehenden
feindlichen Streitkräfte allgemeine Angriffe zum
Zwecke der Vernichtung S. M. S. „Königsberg“.
Anwesend waren die Kreuzer „Weymouth“,
„Hyazinth“", „Astraea“", „Pyramus“, drei
Hilfskreuzer, sieben armierte Walfischfänger und
zwei neue von England erworbene, ursprüng-
lich für Brasilien bestimmte 1200 t große,
stark armierte Monitore. Außerdem flogen
über dem Delta während des Kampfes zwei
feindliche Flugzeuge zur Ubermittlung von Beob-
achtungen. Unter starkem Bombardement der
Kreuzer drangen die mit je zwei 5 cm-Schnell-
ladekanonen, zwei 12 cm-Haubitzen, vier 15 cm-
Schnelladekanonen und sechs Maschinengewehren
armierten Monitore und die Walfischfänger in
das Delta ein und beschossen S. M. S. „Königs-
berg". Nach neunstündigem Gefecht zogen sich
alle Streitkräfte unverrichteter Sache wieder
zurück. Nach den Beobachtungen wurde ein
Walfischfänger außer Gefecht gesetzt, ein Monitor
schwer beschädigt. S. M. S. „Königsberg“ ist
vollkommen gefechtsklar und fahrbereit geblieben
und hatte nur geringe Verluste. Ein Haubitzen-
treffer tötete vier Mann. Angriffe bisher nicht
wiederholt. Ein Monitor wurde Mittwoch
mittags von einem Schlepper in Richtung
Insel Mafia fortgeschleppt. Abteilung Delta
nahm die Monitore bei Ein= und Ausfahrt
unter starkes Fener, welches seitens der Monitore
mit größtem Munitionsaufwand erfolglos er-
widert wurde. Abteilung Delta hatte keine
Verluste. Der Angreifer hatte während des
Kampfes annähernd 3000 Schuß aus Schiffs-
geschützen verfeuert. Nach aufgefangenen
Funksprüchen der Kreuzer ist zu schließen, daß
die Monitore auch nicht unerhebliche Mann-
schaftsverluste hatten. Am 11. Juli vormittags
wurde S. M. S. „Königsberg“ abermals von
den Monitoren gemeinsam mit einem ein-
laufenden Kreuzer angegriffen. Nach hbelden-
mütigem Kampfe und nachdem alle Geschütze
von S. M. S. „Königsberg“ außer Gefecht