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ohne daß es zu einem Kampfe zwischen dem
Geschwader und den englischen Besatzungstruppen
von Apia gekommen wäre. Offenbar hat das
Geschwader das Bombardement der Stadt unter-
lassen, um nicht das Eigentum der deutschen An-
sicdler daselbst zu zerstören. Außer den in der
ersten Mitteilung des Reichs-Kolonialamts ge-
nannten Beamten wurden nach den hier vor-
liegenden Nachrichten inzwischen am 12. Sep-
tember zehn weitere Beamte als Kriegsgesangene
nach Neuseeland überführt, und zwar sind dies
der Erste Referent und Oberrichter Tecklenburg,
Bezirksamtmann Schubert, Bezirksrichter Sper-
ling, Gerichtsschreiber Mayer, Polizeivorsteher
PRusch, Regierungsarzt Dr. Glanz, Landwirt-
schaftlicher Sachverständiger Dr. Sessous, Land-
messer Pfeiffer, Vorsteher des Bureaus für Ein-
geborene J. Henniger und Hilfsgerichtsvollzieher
Loesche.
Während der Anwesenheit des deutschen Ge-
schwaders war eine große Anzahl von Beamten
und Ansiedlern verhaftet, jedoch am andern
Morgen wieder freigelassen worden. Unter ihnen
befanden sich nach der „Samoanischen Zeitung“
der Gonvernementssekretär Kurz, Gerichtsschreiber
Klinkmüller, Architekt Stün zner, Wegebau-
aufseher Brenner, praktischer Arzt Dr. Thieme,
Postbeamter Mohr, Wegebauausseher Schwab
und die Kauflente Klehn und Stoeckicht sowie
eine größere Anzahl von Angestellten der Deut-
schen Handels= und Plantagen-Gesellschaft,
deren Namen nicht genannt sind.
Die von den Engländern eingerichtete provi-
sorische Verwaltung wurde inzwischen weiter aus-
gebaut. Der Kapitän Bell wurde zum Ober-
richter, der Auktionator und Rechtsagent Charles
Roberts zum Bezirksrichter und der Ansiedler
Loibl zum Kassierer ernannt. Das Zollamt
sowie einige Abteilungen des Gouvernements
wurden sofort nach der Okkupation mit Beamten
der Neuseeländischen Streitmacht besetzt. Das
Verhältnis zwischen deutschen und englischen An-
fiedlern scheint den Umständen entsprechend gut
zu sein. Die „Samoanische Zeitung“ erscheint
nach wie vor in der gleichen Form weiter, das
heißt in der Hauptsache in deutscher Sprache und
in einem Anhang in englischer. Auch scheinen
die Behörden das deutsche Recht in Anwendung
zu bringen, wie sich aus verschiedenen amtlichen
Veröffentlichungen, so namentlich den standesamt-
lichen Aufgeboten ergibt, die sich wie unter deut-
scher Herrschaft auf die für die deutschen Schutz-
gobiete geltenden Gesetze gründen. Das Privat-
eigentum ist offenbar nicht angetastet worden.
Requisitionen für die bewaffnete Macht sind nach
den vorliegenden Nachrichten wohl vorgekommen,
doch mit Bons der Regierung bezahlt worden.
Die im Anfang ausgebrochenen Unruhen unter
den Chinesen sind offenbar im Keim erstickt wor-
den; wenigstens sind neue Nachrichten über den
Ausbruch von Unbotmäßigkeiten unter den chine-
sischen Arbeitern hier nicht eingegangen.
Den Schutz der Deutschen hat inzwischen
auf Ansuchen der Reichsregierung der in
Apia residierende Konsul der Vereinigten
Staaten von Amerika übernommen.
(Abgeschlossen am 28. Dezember 1914.)
Kolonialwirtschaftliche OMittellungen.
Gesellschaft Süd-RKamerun,)
Das Jahr 1913 stand unter dem geichen der
unerwartet scharsen Gummikrisis. Besonders stark
wurde davon das Ergebnis unserer im A#cge des
Handels erworbenen Gummisendungen betroffen. Diese
ließen einen nicht unbedeutenden Verlust, da der Ein-
kaufspreis und die Unkoften in Afrika nicht in einem
dem Rückgang der Verkaufopreise entsprechenden Maße
ermäßigt werden konnten. Zudem hatten wir für das
Jahr 1913 noch den hohen Auofuhrgoll für Gummi zu
zahlen, welcher bei den niedrigen Verkaufopreisen nicht
mehr aufzubringen war. Wir haben den Einkauf von
Handelsgummi nach Mouglichkeit eingeschränkt.
Die Produktion in unserem Eigengebiet hat trotz
der mißlichen Lage der Verhältnisse einen befriedigen-
den Gewinn gelassen und beweist, daß sich unser System
der Gummigewinnung durch eigene Leute bewährt.
Mir haben nach wie vor unser Augenmerk darauf ge-
*) Aus dem Geschäftobericht für das fünfzehnte
Geschäftsjahr (1913).
richtet, die vorzügliche Snalität unseres selbstgewonnenen
Gummis aufrecht zu erhalten und haben für denselben
daher noch verhälmiomäßig gute Preise erzgielen können.
Auch im Laufe des Berichtsjahres haben wir
unsere Pflan zungen für einheimische Lebensmittel zur
Versorgung unserer Arbeiter erweitert und haben keine
Schwierigkeit gehabt, die infolge Ablauf ihres Kon-
trakts aus unseren Diensten scheidenden teuren liberia-
nischen Arbeiter durch einheimische Eingeborene zu er-
setzen. Hierdurch wurde eince wesentliche Verbilligung
des Betricbes erzielt.
Im ersten Halbsahr 1914 sind bei einer starken
Steigerung unserer Produktion die Unkosten in Afrika
zuruckgegangen, und die von der Regierung durch Auf-
hebung bezw. Abänderung des Auspfuhrzolles geschaffene
Crleichterung ließ uns für das laufende Jahr ein
gutes Ergebnis erwarten. Leider sind unsere dies-
be züglichen Hoffnungen durch den Ausbruch des Welt-
krieges, welcher bedauerlicherweise trotz der für alle
Kolonialmächte damit verbundenen Gefahr auch auf
die Rolonien übertragen worden ist, einstweilen ger-
stört worden. Wie weit unsere hauptsächlich im Dinter-