Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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ohne daß es zu einem Kampfe zwischen dem 
Geschwader und den englischen Besatzungstruppen 
von Apia gekommen wäre. Offenbar hat das 
Geschwader das Bombardement der Stadt unter- 
lassen, um nicht das Eigentum der deutschen An- 
sicdler daselbst zu zerstören. Außer den in der 
ersten Mitteilung des Reichs-Kolonialamts ge- 
nannten Beamten wurden nach den hier vor- 
liegenden Nachrichten inzwischen am 12. Sep- 
tember zehn weitere Beamte als Kriegsgesangene 
nach Neuseeland überführt, und zwar sind dies 
der Erste Referent und Oberrichter Tecklenburg, 
Bezirksamtmann Schubert, Bezirksrichter Sper- 
ling, Gerichtsschreiber Mayer, Polizeivorsteher 
PRusch, Regierungsarzt Dr. Glanz, Landwirt- 
schaftlicher Sachverständiger Dr. Sessous, Land- 
messer Pfeiffer, Vorsteher des Bureaus für Ein- 
geborene J. Henniger und Hilfsgerichtsvollzieher 
Loesche. 
Während der Anwesenheit des deutschen Ge- 
schwaders war eine große Anzahl von Beamten 
und Ansiedlern verhaftet, jedoch am andern 
Morgen wieder freigelassen worden. Unter ihnen 
befanden sich nach der „Samoanischen Zeitung“ 
der Gonvernementssekretär Kurz, Gerichtsschreiber 
Klinkmüller, Architekt Stün zner, Wegebau- 
aufseher Brenner, praktischer Arzt Dr. Thieme, 
Postbeamter Mohr, Wegebauausseher Schwab 
und die Kauflente Klehn und Stoeckicht sowie 
eine größere Anzahl von Angestellten der Deut- 
schen Handels= und Plantagen-Gesellschaft, 
deren Namen nicht genannt sind. 
Die von den Engländern eingerichtete provi- 
sorische Verwaltung wurde inzwischen weiter aus- 
  
gebaut. Der Kapitän Bell wurde zum Ober- 
richter, der Auktionator und Rechtsagent Charles 
Roberts zum Bezirksrichter und der Ansiedler 
Loibl zum Kassierer ernannt. Das Zollamt 
sowie einige Abteilungen des Gouvernements 
wurden sofort nach der Okkupation mit Beamten 
der Neuseeländischen Streitmacht besetzt. Das 
Verhältnis zwischen deutschen und englischen An- 
fiedlern scheint den Umständen entsprechend gut 
zu sein. Die „Samoanische Zeitung“ erscheint 
nach wie vor in der gleichen Form weiter, das 
heißt in der Hauptsache in deutscher Sprache und 
in einem Anhang in englischer. Auch scheinen 
die Behörden das deutsche Recht in Anwendung 
zu bringen, wie sich aus verschiedenen amtlichen 
Veröffentlichungen, so namentlich den standesamt- 
lichen Aufgeboten ergibt, die sich wie unter deut- 
scher Herrschaft auf die für die deutschen Schutz- 
gobiete geltenden Gesetze gründen. Das Privat- 
eigentum ist offenbar nicht angetastet worden. 
Requisitionen für die bewaffnete Macht sind nach 
den vorliegenden Nachrichten wohl vorgekommen, 
doch mit Bons der Regierung bezahlt worden. 
Die im Anfang ausgebrochenen Unruhen unter 
den Chinesen sind offenbar im Keim erstickt wor- 
den; wenigstens sind neue Nachrichten über den 
Ausbruch von Unbotmäßigkeiten unter den chine- 
sischen Arbeitern hier nicht eingegangen. 
Den Schutz der Deutschen hat inzwischen 
auf Ansuchen der Reichsregierung der in 
Apia residierende Konsul der Vereinigten 
Staaten von Amerika übernommen. 
(Abgeschlossen am 28. Dezember 1914.) 
  
  
  
Kolonialwirtschaftliche OMittellungen. 
Gesellschaft Süd-RKamerun,) 
Das Jahr 1913 stand unter dem geichen der 
unerwartet scharsen Gummikrisis. Besonders stark 
wurde davon das Ergebnis unserer im A#cge des 
Handels erworbenen Gummisendungen betroffen. Diese 
ließen einen nicht unbedeutenden Verlust, da der Ein- 
kaufspreis und die Unkoften in Afrika nicht in einem 
dem Rückgang der Verkaufopreise entsprechenden Maße 
ermäßigt werden konnten. Zudem hatten wir für das 
Jahr 1913 noch den hohen Auofuhrgoll für Gummi zu 
zahlen, welcher bei den niedrigen Verkaufopreisen nicht 
mehr aufzubringen war. Wir haben den Einkauf von 
Handelsgummi nach Mouglichkeit eingeschränkt. 
Die Produktion in unserem Eigengebiet hat trotz 
der mißlichen Lage der Verhältnisse einen befriedigen- 
den Gewinn gelassen und beweist, daß sich unser System 
der Gummigewinnung durch eigene Leute bewährt. 
Mir haben nach wie vor unser Augenmerk darauf ge- 
  
*) Aus dem Geschäftobericht für das fünfzehnte 
Geschäftsjahr (1913). 
  
richtet, die vorzügliche Snalität unseres selbstgewonnenen 
Gummis aufrecht zu erhalten und haben für denselben 
daher noch verhälmiomäßig gute Preise erzgielen können. 
Auch im Laufe des Berichtsjahres haben wir 
unsere Pflan zungen für einheimische Lebensmittel zur 
Versorgung unserer Arbeiter erweitert und haben keine 
Schwierigkeit gehabt, die infolge Ablauf ihres Kon- 
trakts aus unseren Diensten scheidenden teuren liberia- 
nischen Arbeiter durch einheimische Eingeborene zu er- 
setzen. Hierdurch wurde eince wesentliche Verbilligung 
des Betricbes erzielt. 
Im ersten Halbsahr 1914 sind bei einer starken 
Steigerung unserer Produktion die Unkosten in Afrika 
zuruckgegangen, und die von der Regierung durch Auf- 
hebung bezw. Abänderung des Auspfuhrzolles geschaffene 
Crleichterung ließ uns für das laufende Jahr ein 
gutes Ergebnis erwarten. Leider sind unsere dies- 
be züglichen Hoffnungen durch den Ausbruch des Welt- 
krieges, welcher bedauerlicherweise trotz der für alle 
Kolonialmächte damit verbundenen Gefahr auch auf 
die Rolonien übertragen worden ist, einstweilen ger- 
stört worden. Wie weit unsere hauptsächlich im Dinter-
	        
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