Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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geschossen und die Plünderung nahm kein Ende. 
Auch unsere Wache stahl, was sie nur konnte, so 
daß wir schließlich auch sie noch bewachen mußten. 
Während der ersten drei Wochen waren wir unter 
französischer und in den nächsten vier Wochen 
unter englischer Bewachung. Mittlerweile wurde 
es ruhig in der Stadt. Das Plündern ließ ein 
wenig nach. Die Eingeborenen bestahlen jetzt 
einander um die geraubten Sachen. Manche 
unserer Mitglieder haben sich in dieser Zeit be- 
währt, einige wurden vom Strudel mit fort- 
gerissen. Die Eingeborenen können keinen Unter- 
schied machen zwischen Verbrechern und Kriegs- 
gefangenen, somit mußten wir manche Reden 
mit anhören, die uns weh taten. In unserer 
Mädchenschule wurden wir von unseren Nachbarn 
bestohlen, doch gelang es mir, einige der Sachen 
mit Hilfe eines Soldaten zurückzuerhalten. Unsere 
beiden Missionshäuser in Bonalembe blieben bis 
zu unserer Abreise unbeschädigt, doch waren die 
verschiedenen Gebäude am Strande alle erbrochen 
und ausgeplündert worden. 
Zweimal ließen die Engländer die Aufforde- 
rung an uns ergehen, die Station zu verlassen, 
doch wurden wir auf Bitten von Schwester 
Hauschildt nicht gewaltsam entfernt. Daß die 
Einigkeit der Engländer und Franzosen viel zu 
wünschen übrig ließ, merkten wir daran, daß wir 
nach einiger Zeit wieder französische Wache be- 
kamen. Doch sollte unser Weilen in Duala über- 
haupt bald ein Ende nehmen. Am 29. No- 
vember erhielten wir die Mitteilung, daß wir am 
1. Dezember nach England transportiert 
werden sollten. Wir suchten daher noch einige 
Sachen für unsere uns vorangegangenen Ge- 
schwister einzupacken, um sie dann mitnehmen zu 
können. Als wir dann am 1. Dezember von 
einem englischen Offizier abgeholt und zur 
Regierungsstation gebracht wurden, baten wir 
noch einmal, uns doch dort zu lassen, aber alles 
Bitten war vergebens. 
3. Die Einnahme von Buea durch die 
Engländer. 
Als bald nach Ausbruch des Krieges die 
Nachricht vom Herannahen englischer Kriegsschiffe 
nach Duala kam, war es mit jeder Schultätigkeit 
vorbei, da die Eingeborenen aus Anugst vor dem 
Krieg mit ihrem geringen Hab und Gut in den 
Busch flüchteten. Deshalb nahmen wir den Vor- 
schlag unseres Missionsleiters Missionar Märtens 
an, nach Soppo zu gehen, zumal wir beide 
recht elend waren. Am 11. August kamen wir 
in Soppo an und waren bald wegen der Be- 
setzung Dualas durch die Engländer von jeder 
Nachricht nicht nur von Deutschland, sondern auch 
  
von allen Missionaren abgeschnitten. Gerücht- 
weise hörten wir, daß die Frauen, die in Duala 
waren, von den Engländern nach Lagos gebracht 
worden seien, „.um sie vor den Eingeborenen zu 
schützen“. Wir sagten aber unseren schwarzen 
Christen, daß die Frauen von der Mission wahr- 
scheinlich zurückgelassen werden würden, da die 
Missionen doch keinen Krieg führen; trotzdem aber 
waren sie bereit, bei jedem Gerücht von dem 
Herannahen des Feindes in den Busch zu flüchten, 
konnten sie sich doch einen Krieg nicht anders 
vorstellen, als daß dabei ungestraft geraubt, ge- 
plündert und gemordet würde. 
Inzwischen hatten die Engländer eingesehen, 
daß sie außer Duala nur noch einige Küsten- 
städte mit Hilfe ihrer Kriegsschiffe bombardieren 
und besetzen konnten, daß sie aber, um der Kolonie 
Herr zu werden, einer starken Truppenmacht be- 
durften. Deshalb holten sie aus ihren Nachbar- 
kolonien etwa 10 000 schwarze Soldaten und 
rückten mit 2000 bis 3000 Mann und vielen 
Maschinengewehren auch nach Buea vor, da sie 
annahmen, daß Buea, der Sitz des Gouverneurs, 
stark befestigt sei. Weil die Deutschen aber nur 
eine Handvoll Soldaten für Buea hatten, so war 
eine Verteidigung gar nicht beabsichtigt; die wenigen 
Soldaten sollten nur den Anmarsch des Feindes 
erschweren und sich dann zurückziehen, um andere 
Truppenteile zu verstärken. Dieser Plan gelang auch 
insoweit, als unsere wenigen Leute — es sollen 150 
bis 200 gewesen sein — den Feind durch ein zwei- 
stündiges Gefecht aufhielten. Am 15. November 
rückte der Feind in Buea ein. Unsere Sonntag- 
morgenversammlung war gerade beendet, da 
kamen die Schüler gelaufen: „Die Engländer 
kommen!“ In der Annahme, daß ihnen bereits 
ein Unterhändler mit weißer Fahne entgegen- 
gegangen sei, traten wir an den Grenzzaun 
unseres Missionsgrundstückes, das gerade am 
Eingang von Buca liegt, um den Einmarsch 
mitanzusehen. Da lag ein Vortrupp von etwa 
100 schwarzen Soldaten, 10 Schritt von uns 
entfernt, mit aufgepflanztem Bajonett und zum 
Platzen gefüllten Patronentaschen. Missionar Bender 
wechselte einige Worte mit dem Offizier, dann 
kehrten wir ins Missionshaus zurück. Bald dar- 
auf kam ein Offizier mit einigen Soldaten, um 
das ganze Grundstück genau abzusuchen. Er 
fragte auch die Eingeborenen, ob wir nicht deutsche 
Soldaten im Hause versteckt hätten. Nach ihm 
kam der ganze Vortrupp und warf sich — auf 
dem Missionsgrundstück — gegenüber einer 
Schlucht schußbereit nieder, weil er einen Hinter- 
halt fürchtete. Unser Missionshaus wurde um- 
zingelt, damit wir keine Nachricht geben konnten. 
Während dieser Zeit zog die Haupttruppe in 
Buca ein. Der Kommandant war sprachlos, als
	        
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