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Hier war also, der Schleier über die Frage,
ob die Behauptung des Angeklagten, daß Stokes
noch eine weit größere Macht hinter sich hatte, als
seine 26 Mann, mit denen er sich zu den Belgiern
behufs einer Besprechung begeben wollte, und ob
seine weitere Behauptung, er habe Stokes aus
reiner Selbsterhaltung so schnell hinrichten lassen
müssen, weil er sich durch jenen Heerhaufen des
Stokes bedroht fühlte, richtig oder eben nur einer
der von dem Angeklagten nachträglich ausge-
klügelten Entschuldigungsgründe für seine Hand-
lung war, etwas gelüftet. Das Gericht scheint
aber diesem Punkt keine weitere Folge gegeben zu
haben. Eine Aufklärung desselben wäre aber von
der größten Bedeutung für die Frage der Schuld
von Stokes gewesen, weil diese 100 Mann offen-
bar zu den Leuten von Kilonga-Longa gehörten,
mit denen Stofkes nichts zu tun hatte.
Bei den Akten befinden sich auch Briefe von
Leutnant Henry an Lothaire über die Gefangen-
nahme von Stokes, die bei den Gerichtsverhand-
lungen wohlweislich nicht verlesen worden sind.
So schreibt Henry in dem Brief Nr. 4:
„Cet homme est une espece de vieux juisf
sucieux avant tout de se procurer DPivoire du
pays par n’importe quel moyen.“
In dem Brief Nr. 5 schreibt er unter dem
10. Januar 1895:
„Comme vous le verrez sans doute, maftre
Stokes doit ötre une espece de vieux juif plus
bete due méchant. Je crois qu'i! n’a de
demeure fixe nulle part. II est seul de son
espöce pour faire le commerce d'ivoire et
parcourt les pays par monts et par vaux,
profitant de toutes les oceasions favorables
pour faire chanter à son profit qduiconque
possède qduclques défenses d’éléphant."“
Aus diesen Zeilen geht einerseits die völlige
Unkenntnis hervor, in der sich der Briefschreiber
über die Person und Bedentung des Mr. Stokes
befand, andererseits aber auch der Neid und der
Arger des kongolesischen Beamten, dem durch die
Tätigkeit von Stokes die kongostaatliche Prämie
von 10 ) des zusammengebrachten Elfenbeins
geschmälert wurde.
*) Was die vom Kongostaat seinen Agenten ge-
währten Prämienzahlungen betrifft, so leugnete derselbe
das Bestehen einer solchen Einrichtung bei Gelegenheit
des mit der Reichsregierung in der Stokes-Affaire er-
folgten Notenwechsels hartnäckig ab. In einer deutschen
Note vom 19. November 1895 wurde gesagt: „II ne peut
Dus eEtre douteux duc les nombreux uctes de violencc ct
de spoliation dui se sont produits dans ccs derniers temps.
sont ln conséduence de cc s#stme. Les rapports des
autorités du territoire allemand confirment ceite ma-
nidre de voir pour le cas de Stokes et font ressortir
le grave préjudice due Texécution de Stokes a porté
au commerce du protectorat de I’Empirc.
In dem Originalbericht des Comm. Lothaire
an den General-Gouverneur in Boma vom
15. Januar 1896, in dem er diesem über die Hin-
richtung von Stokes Meldung erstattet und der in
dem bereits erwähnten Prozeßbericht abgedruckt
ist, findet sich ein Passus, der aus politischen
Gründen dort nicht mit veröffentlicht ist, weil er
gegen Deutschland gerichtet ist. Er lautet:
„II est urgent d'occuper sérieusement cette
Partie de notre territoire. II serait bon de se
méfier des agissements du gouvernement
allemand. Un permis émanant d’un de ses
agents a 66é envoysé ici accordant à Kibonghé
ct Saild ben Abedi due la rumeur publique
accusait pourtant à cette époque du meurtre
d'Emin Pascha, un libre passage à ses gens
et à son ivoire jusque Zanzibar. Ce permis à
malheureusement 60é6 perdu lors de la capture
de Kibonghé par nos gens.“
In dem erwähnten gedruckten Prozeßbericht
sind leider die Anklagerede des Staatsanwalts
und die Verteidigungsreden nicht mit enthalten.
Nach einem bei den Akten befindlichen generellen
Entwurf der Anklagerede des Staatsanwaltes
wollte dieser zunächst sein Bedauern darüber aus-
sprechen, daß seine Funktionen als Staatsanwalt ihn
dazu beriefen, „à ötre I’accusateur de Lothaire.
Rendre hommage à sa valeur, à son passé, à
sa loyaufé de soldat. Mais il a commis de
graves irrégularités, dui ont entrainé la mort
d'un homme. Nous sommes iei pour lui en
demander compte. Conclure en con-
statant: 1. due L. a commis un meurtre,
2. du’fil n'existe pas d'’excuse ou de justifica-
tion et requérir du’'il plaise au tribunal de le
condamner, conformément à l’articke 2 du
code pénal à la servitude pénale à perpétuité.“
Ob der Staatsanwalt die so geplante An-
klagerede in der Tat gehalten und anfänglich den
Antrag auf lebenslängliche Zwangsarbeit wirklich
gestellt hat, geht aus den Akten leider nicht her-
vor. Nach dem gedruckten Verhandlungsbericht
erhob er sich am Schluß der Verteidigungsrede
Le (ionvernement Impérinl se eroit donc en droit
de demander duc le Gouvernement de l'Etat Indép.
sengage envers lui à supprimer pour T’avenir#le systeme
de ln participation aux bénéfices. La liberté du com-
merce consncrée par I’Acte Général de Berlin et par
G’antres arrangements internationanx, se trouve for-
cément atteinte. si un Gouvernement, comme dans
Pespoce. PEtat Inddpendant, se lirre au commercc et
porte préjudice par sa situntion prépondérante à l
concurrence. Cet dtat de choses devient intolérahle
et ruine complètement la liberté di commercc, si les
agents du Gouvernement deviennent cux-memes com-
merennts et participent sur unc grande Gchellc nus
bénéfices du’ils font kagner à leur (onrernement.
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