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an der Südostecke des Schutzgebietes gegen Vor-
truppen der Union in Tätigkeit. Das Freikorps
war durchweg beritten und verstärkt durch eine
Batterie Feldkanonen 96 alter Art, unter Führung
des Hauptmanns in der Schutztruppe Haußding.
Solange noch Hoffnung auf eine Vereinigung mit
den aufständigen Kapburen bestand, hat es sich
gut geschlagen. Nach Zusammenbruch der Buren-
bewegung jedoch mußte das Freikorps aufgelöst
werden; die dienstfähigen und militärpflichtigen
Leute wurden in die Truppe übernommen, die
übrigen entlassen.
Die Mobilmachung ging trotz der mangel-
haften Verkehrsverhältnisse und großen Ent-
fernungen nach entlegenen Farmen ordnungsmäßig
vonstatten, so daß die letzten Gestellungspflichtigen
sämtlich bis Ende August bei ihren Truppenteilen
eingetroffen waren. Die Stimmung war vorzüg-
lich, obwohl seit Zerstörung der Funkenstation in
Kamina in der Nacht vom 24./25. August eine
Nachrichtenübermittelung aus Deutschland durch die
Großstation Nauen nur selten, nach Deutschland
überhaupt nicht mehr möglich war.
Das von der britisch-südafrikanischen Regierung
gegen unser Schutzgebiet geplante Vorgehen war
durch die Aufstandsbewegung der Buren vorläufig
ins Stocken geraten. Mitte September beschloß
daher der Kommandeur der Schutztruppe, Oberst-
leutnant v. Heydebreck, den Unionstruppen, die
sich in erheblicher Stärke bei Steinkopf südlich
des Oranje gesammelt und die schwach besetzte
Station Ramansdrift überfallen hatten, schon
in den deutschen Oranjebergen mit seiner Haupt-
macht entgegenzutreten, während die beiden von
Lüderitzbucht und Swakopmund ins Landesinnere
führenden Bahnlinien nach teilweiser Zerstörung
nur von schwachen Kräften unter den Hauptleuten
von Münstermann und Seultetus besetzt
wurden.
Es wurden nunmehr drei gemischte Detache-
ments aufgestellt, die man zur Vortäuschung
größerer deutscher Truppenmassen „Regimenter“
nannte, und eine Artillerie-Abteilung gebildet.
Die Detachements waren je drei bis vier Kom-
pagnien und eine Batterie, die Artillerie-Abteilung
drei Batterien stark und standen unter der
Führung der in früheren Kolonialkämpfen be-
währten Majore Franke, Ritter, v. Rappard
und Bauszus.
Ende September kam es zwischen Teilen dieser
Hauptmacht der Schutztruppe unter Oberstleut-
nant v. Heydebreck (Generalstabsoffizier Haupt-
mann Weck) und einer größeren Abteilung der
Unionstruppen in den Oranjebergen zum Gefecht
bei Sandfontein, wo es der Truppe gelang, drei
feindliche Schwadronen mit Artillerie und Maschinen-
gewehren zu umzingeln und nach heftigem Kampfe,
der von 7 Uhr früh bis 5 Uhr abends dauerte,
zur Übergabe zu zwingen. Zwei Entsatzversuche
der Engländer von Ramansdrift aus wurden
durch die auf den Zugangsstraßen verdeckt auf-
gestellte 1. Kompagnie unter Hauptmann v. Kühne
blutig zurückgewiesen. Unterführer im Gefecht
waren die Majore Ritter, v. Rappard und
Bauszus, während Major Franke mit
seiner Abteilung gegen Pelladrift beobachtete.
Die Siegesbeute betrug 300 Gefangene (darunter
der verwundete Oberst Grant), viele Gewehre,
zwei Feldgeschütze, vier Maschinengewehre, Pferde,
Wagen, Zelte und reichlich Proviant. Die Schutz-
truppe hatte etwa 50 Tote und Verwundete zu
beklagen. Major v. Rappard und Oberleutnant
d. Res. Schmidt fielen, Oberleutnant Frhe.
v. Schade wurde schwer verwundet.
Anfang Oktober hatten die Engländer in
Lüderitzbucht, wo schon am 19. September eng-
lische Schiffe erschienen waren, mit der Landung
einer größeren Truppenmacht begonnen, die
schließlich insgesamt auf 8000 Mann stieg. Die
Hauptmacht der Schutztruppe ohne das Detache-
ment Franke wurde daher unter Major Ritter
nach Aus an der Bahn Lüderitzbucht — Keet-
manshoop gezogen. Den Grenzschutz nach
Süden, woselbst die Unionstruppen nach der
Niederlage von Sandfontein zunächst keinen
Einmarsch mehr versuchten, übernahm Hauptmann
Medding mit einem besonders zusammengestellten
„Regiment“, das später noch durch eine Ab-
teilung unter Hauptmann Schoepffer verstärkt
wurde.
Am 9. November ereignete sich in Kalk-
sontein (Süd) ein schwerer Unglücksfall von
weittragender Bedeutung: beim Probeschießen mit
Gewehrgranaten wurde der allverehrte Komman-
deur der Schutztruppe, Oberstleutnant v. Heyde-
breck, infolge eines Frühzerspringers tödlich ver-
letzt. Auch der einzige Generalstabsoffizier der
Truppe, Hauptmann Weck, verstarb infolge Sturzes
mit dem Pferde Anfang März 1915. Der nächst-
älteste Stabsoffizier der Schutztruppe, Major
Franke, war Ende Oktober mit einer stärkeren
Abteilung gegen das portugiesische Fort Naulila
entsandt worden, von dessen Besatzung eine fried-
liche Erkundungsabteilung unter Bezirksamtmann
Dr. Schulze überfallen und ermordet worden
war; von Offizieren waren noch Leutnant Lösch
und Leutnant v. der Rödern die Opfer dieses
heimtückischen Uberfalls. In Naulila kam es
Mitte Dezember zu einem scharfen Gefecht, das
mit der Zersprengung der nach offiziöser Mit-
teilung der portugiesischen Regierung 620 Mann,
vier Maschinengewehre und drei Geschütze starken