Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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überall bei gutem, trockenem und im ganzen ausreichend 
warmem Wetter erfolgen. Kälte und stte Nachtfröste 
kamen nicht vor, und erst um den 6. 1. Oktober 
gab es Regen in verschiedenen Erzengungsgebieten, 
der übrigend keinen wesentlichen Schaden zufügen 
konnte; auch sind keinerlei schädliche Grscheichungen, 
weder im Sommer noch im Herbst, in den Baumwoll= 
bflanzungen beobachtet worden. Unter solchen Um- 
ständen und bei einer Vergrößerung der Baumwoll-= 
pflanzungen in Turkestan um ungefähr 10 v. H. ist 
die diesjährige Baumwollernte in der Menge um etwa 
15 v. H. höher als im vorigen Jahre ausgefallen, das 
selbst schon eine sehr befriedigende Ernte erzielt hatte. 
Im dFergh nagebiet erwartet man eine um 15 
bis 20 v. H. höhere Baumwollernte als im Vorjahre. 
Der Durchschnittsertrag von der Dessätine wird dort 
überall als gut und über mittel bezeichnet. Die 
größten Erträge erwartet man im Kreise Namangan, 
und zwar 120 bis 130 Pud ungereinigte Baumwolle 
und 12 bis 13 Pfund reine Faser von 1 Pud Roh- 
baumwolle. Sodann folgt in der durchschnittlichen 
Ertragsmenge der Kreis Skobelew oder Nowo-Margelan 
(90 bis 120 Pud) und nach ihm der Kreis Andischan 
(1090 bis 100 Pud), wo die Erträge reine Faser eben- 
falls auf 12 bis 13 Pfund von 1 Pud Rohbaumwolle 
berechnet werden. Der Kreis Kokand wird ungefähr 
90 Pud rohe Baumwolle von der Dessätine und 11 bis 
12 Pfund reine Faser von 1 Pud erzgielen; im Kreise 
S0 erntete man etwa 75 Pud rohe Baumwolle und 
erzielte hier 13 bis 14 Pfund reine Faser von 1 Pud 
Rohbanmwolle. 
Das Gebiet Samarkand hat ebenfalls eine gute 
Baumwollernte, um 20 bis 25 v. H. höher als im 
vorigen Jahre, aufzuweisen, wodei der Ertrag von der 
Dessätine und derjenige von reiner Faser überall den 
gewohnten Durchschnitt und an einzelnen Stellen sogar 
einen guten Normalertrag übersteigt. An der Spitze 
sieht der Kreis Chodschent mit einem Durchschnitts- 
ertrage von etwa 130 Pud roher Baumwolle von der 
Dessätine und 14 bis 15 Pfund reiner Faser aus 
1 Pud Rohbaumwolle. Es folgt sodann der Rreis 
Katta-Kurgan mit ebenfalls 130 Pud roher Baum- 
wolle und 12 bis 12½ Pfund reiner Faser, der Kreis 
Dshiksak mit 100 Pud Rohbaumwolle und 14 Pfund 
Giiner Faser und endlich der Kreis Samarkand mit 
0 bis 100 Pud Rohbaumwolle und 12 bis 13 Pfund 
zabie Faser. In einigen Gegenden des zuletzt ge- 
nannen Kreises waren die Anbauflächen unter dem 
Einfluß der hohen Baumwollpreise in der letzten Saison 
und infolge des guten Verkaufs der Ernte bedeutend 
vergrößert worden, der Regen im April hatte jedoch 
den Saaten geschadet, und man war gezwungen ge- 
wesen, die für die Baumwollaussaat bestimmten Acker 
mit anderen Feldfrüchten Zu bestellen. Außerdem war 
auch einer Vergrößerung der Aubauflächen unter Baum- 
wolle in einigen Fällen der Mangel an Wasser hinder- 
lich gewesen, der infolge einer Beschädigung des 
Hauptbewässerungskanals eingetreten war. 
In Buchara haben die Baumwollsaaten im Früh- 
ling durch die ungünstigen Witterungsverhältnisse zu 
leiden gehabt. Ursprünglich war die Anbaufläche im 
Chanat um 8 bis 10 v. H. vergrößert worden; an- 
haltende Regenfälle im Frühling schwemmten aber an 
vielen Stellen die Saaten fort, und angesichts der 
späten Jahreszeit mußten die Acker mit anderen Feld- 
früchten bestellt werden, so daß die Bergröterung, der 
Anbauflächen tatsächlich nicht mehr als 3 bis v. H. 
betrug. Als Durchschnittsertrag roher Weno von 
1 Dessätine nimmt man in diesem Jahre in Buchara 
85 Pud und 12 Pfund reine Faser von 1 Pud Roh- 
baumwolle an. 
  
  
Für den Bezirk Taschkent des Syr-Darjagebiets 
sind die entsprechenden Ziffern 80 Pud und 12 bis 
13 Pfund. Nach den aus Transkaspien eingelaufenen 
Nachrichten ist es nicht möglich, einc allgemeine Zu- 
sammenstellung über die dortigen sehr verschiedenen 
Ernteerträge von der Dessätine roher Baumwolle in 
diesem Jahre zu machen; die Erträge der reinen Faser 
werden auf 12 Pfund von 1 Pud Rohbaumwolle be- 
rechnet. 
Die QOualität der neuen Baumwollernte in 
Mittelasien“ ist als voll befriedigend zu bezeichnen. 
Die Faser ist überall besser als im vorigen Jahre. 
Sie ist lang, weich und seidenartig, von guter weißer 
Färbung und auch größtenteils fester als im vorigen 
Jahre. Diese Vorzüge sowie auch die größere Rein- 
heit verdankt die Faser hauptsächlich der günstigen 
windfreien Witterung, welche im Sommer und Herbste 
in Turkestan vorgeherrscht hat. Als sicheres Zeichen 
der vorzüglichen Oualität kann der Umstand dienen, 
daß ein fehr obedeutender. Teil, 60 bis 70 v. H. und 
sogar bis 90 v. H., in diesem Jahre zur ersten Ernte 
gehörte, 9 fast ausschließlich Faser bester Qua- 
lität lie iefert. 
edoch hat man auch über häufigen Mangel an 
Arbole zu klagen gehabt, der sich zur Zeit des 
Beginns der ersten Baumwollernte z. B. im Syr-Darja- 
gebiet und in Transkaspien besonders fühlbar machte: 
die Arbeitspreise gingen stark in die Höhe, und nicht 
überall wollte es gelingen, die erforderliche Zahl Ernte- 
arbeiter sogar gegen hohe Zahlung zusammenzubringen. 
Indes war dieser Mißstand nicht weit verbreitet und 
daher von keiner allgemeinen Bedentung in der dies- 
jährigen Saison. 
Ferner wird wieder die Frage wegen einer rich- 
tigeren Kreditgewährung für die Baumwollindustrie 
aufgeworfen. Das bisher geltende System der Hand- 
geld= und Vorschußbewilligungen seitens der privaten 
Firmen und Kommissionäre halten die Baumwoll-= 
pflanzer für so unvorteilhaft, daß sie nicht selten sich 
genötigt sehen, den Umfang ihrer Anbauflächen einzu- 
schränken oder sogar den Baumwollbau ganz aufzu- 
geben, nur um nicht in die Hände von Personen zu 
geraten, die fast immer ihre Schuldner in räuberischer 
Veise ausnutgen. Freilich hat in diesem Jahre diese 
Frage etwas von ihrer Schärfe eingebüßt. dank dem 
Umstand, daß der Kreditbedarf der Bevölkerung ab- 
genommen hatte, da die gute Baumwollernte des 
vorigen Jahres und die günstig verlaufenen Verkäufe 
einen verstärkten Geldstrom nach den baumwollbauenden 
Gebieten Turkestaus geleitet hatten. Infolgedessen ist 
die Bewilligung von Vorschüssen auf Baumwolle in 
diesem Jahre recht flau gewesen und hat im Vergleich 
zum vorigen Jahre mehr als um 20 v. H abgenommen. 
Dieser Erscheinung sollten jedoch die an der Entwick- 
lung und Blüte des Baumwollbaues 
Kreise ihre Beachtung schenken. 
(Nach d. Tor. Prom. Gaz. vom 15./28.Nov. 1915.) 
interessierten 
Brasilien. 
Gummiausfuhr aus dem Staate Matto 
L 
Im Jahre 1914 wurden aus dem Staate Matto 
Grosso über Manons 3 139 187 kg Gummi ausgeführt, 
und zwar aus dem Distrikt Rio Jamary 1 304 860, 
Rio Machado 829 289, Santo Antonio 446 943, Villa 
WMurtinhe e Presidente Maraues 391 912, Sao Manoel 
6 188 kag. Gegen das Vorjahr hat sich die Ausfuhr 
156 den Norddistrikten um 504 183 kg cihöht.
	        
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