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Abgesehen von einigen Patrouillengefechten
scheint dann in der folgenden Zeit Ruhe geherrscht
zu haben, und erst vor kurzem erfahren wir durch
Außerungen von englischer Seite, daß es in aller-
jüngster Zeit wieder zu einigen Zusammenstößen
gekommen ist, die, wie wir zu unserer Freude
feststellen können, für uns günstig verliefen.
So erklärte der englische Unterstaatssekretär
für die Kolonien, daß am 6. Dezember eine
deutsche Abteilung einen englischen Posten bei
Kassigao, 75 Meilen westlich von Mombasa, an-
gegriffen und vertrieben habe.
Diese Angabe ist insofern interessant, als dieser
Posten am 12. August v. Is. bereits einmal ge-
nommen worden war. Der weiter oben in dem
Gefecht der Abteilung Grote genannte Kadiaro-
berg ist nämlich mit Kassigao identisch.
Der betreffende Unterstaatssekretär erwähnt
dann weiter, daß am 8. Januar d. IJs. bei
Mwelendago südwestlich der Shimbaberge bzw.
Mombasa eine Begegnung zwischen deutschen und
englischen Patrouillen stattgefunden habe, wobei
auf englischer Seite 1 Major und 1 Leutnant
sielen und 1 Major verwündet wurde. Daß es
sich hier nicht um ein einfaches Patrouillengefecht
gehandelt haben kann, merkt jeder Laie. Selbst
bei den Engländern dürfte es nicht gebräuchlich
sein, vor allem nicht im afrikanischen Busch,
Patrouillen durch Stabsoffiziere führen zu lassen.
Sicher ist es hier zu einem Gefecht stärkerer Ab-
teilungen gekommen, bei denen die Engländer
anscheinend den Kürzeren gezogen haben.
Wie bereits früher erwähnt, haben die Eng-
länder eine von Voi an der Ugandabahn ab-
zweigende Bahn in Richtung Makatau—Taveta
in Bau genommen. Diese Bahn ist natürlich
wiederholt von Abteilungen der deutschen Schutz-
truppe angegriffen worden. Anscheinend um sich
nach vorwärts Luft zu machen, hatten die Eng-
länder bereits im Juli v. Is. mit stärkeren Kräften
einen Vorstoß in Richtung Taveta unternommen,
der jedoch bei Mbuyuni am 14. Juli mit einer
empfindlichen Niederlage für sie endete. (Siehe
6. Mitteilung.)
In letzter Zeit war es ihnen nun gelungen,
sich etwas weiter vorzuschieben, Mbuyuni zu be-
setzen und den Westrand der Serengetisteppe zu
erreichen, woselbst sie angeblich eine dort stehende
kleine deutsche Abteilung vertrieben. Gleichzeitig
melden sie, daß die Zweigbahn die Serengeti
erreicht habe und daß es trotz des herrschenden
starken Regens gelungen sei, den Longidoberg
(nordwestlich des Kilimandscharo), ohne starken
Widerstand zu finden, zu besetzen. Stolz wird
hinzugefügt, daß nach diesen Ereignissen die Tätig-
keit des Feindes merklich nachgelassen habe. Man
hatte also frischen Mut geschöpft und hielt an-
scheinend die Lage für günstig, um einen neuen
Vorstoß gegen das seit Kriegsbeginn in deutschen
Händen befindliche Taveta zu unternehmen.
Aber ebenso wie der Angriff am 14. Juli v. Is.
bei Mbuyuni scheint auch dieser erneute Vorstoß,
etwa einen Tagemarsch östlich Taveta, vollkommen
und unter schweren Verlusten gescheitert zu sein.
Interessant ist dabei, daß bei diesem Unter-
nehmen Truppen der neugebildeten 2. südafrika-
nischen Brigade (sogenannte Buren!) teilgenommen
haben und daß auf sie die Hauptverluste ent-
fallen. Ganz wie nach dem verunglückten Angriff
von Mbuyuni wird auch dieses jetzt stattgehabte
Gefecht lediglich als Erkundungsgefecht bezeichnet,
bei dem es einzig und allein darauf angekommen
sei, die feindliche Stellung aufzuklären.
Die diesbezügliche englische Meldung lautet:
„Das Kriegsamt erhielt ein Telegramm aus Ost-
afrika, daß eine Erkundungsabteilung, die am
12. Februar zur Aufklärung der feindlichen Stellung
gegen den Salitahügel ausgeschict worden war,
den Hügel vom Feinde stark besetzt fand. Starke
deutsche Reserven waren in der Nachbarschaft. —
Die englischen Verluste belaufen sich auf
172 Mann, von denen 139 der 2. südafrika-
nischen Brigade angehören.“
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*
Gebiete um den Victoria-See.
Aus dem August v. Is. stammende deutsche
Nachrichten besagten, daß damals englische Schiffe
wiederholt Küstenplätze am Victoria-See, ohne
wesentlichen Schaden anzurichten, beschossen hätten.
Dann scheint bis Anfang Dezember alles ruhig
gewesen zu sein.
Nun erhalten wir, gerade während der Nieder-
schrift dieser Schilderung, die aus London kom-
mende, angeblich amtliche Meldung über ein in
der Nähe des Westufers des Victoria-Sees statt-
gehabtes Gefecht, dessen Darstellung jedoch so un-
glaubwürdig ist, daß wir die Richtigkeit vorerst
ganz entschieden bestreiten müssen.
Die Meldung lautet:
„London, 21. Februar. Amtlich. Über die Opera-
tionen in Deutsch= Ojtafrila meldet General Smuts:
Am 18. Februar griff eine seindliche Streitmacht,
bestehend aus 4 Europäern und 200 eingebo-
renen Soldaten, den Posten von Cachumba an
der Grenze von Uganda an. Unser Detachement
bestand aus 2 Europäern und 35 eingeborenen
Soldaten. Der Feind wurde gezwungen, sich mit
Verlust von 4 Europäern, 53 Eingeborenen,
acht Maschinengewehren sowie einer Menge
Munition zurückguziehen. Wir hatten keine Verluste."
Als vor kurzem der damals neu ernannte
englische Oberbefehlshaber für die gegen Deutsch-
Ostafrika bestimmten Truppen, General Smith=
Dorrien, in Kapstadt gelandet war, las man
bereits von ihm gezeichnete Telegramme über