Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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afrikanischer Truppen teils nach Britisch-Ostafrika, 
teils nach Nordostrhodesien geschickt worden. 
UÜber alle diese Streitkräfte hat nun neuerdings 
wieder Herr Smuts, der Minister für das Ver- 
teidigungswesen der Südafrikanischen Union, das 
Kommando übernommen, nachdem der an seiner 
Stelle von England mit dem Oberbefehl betraute 
General Smith-Dorrien nach seiner Ankunft in 
Kapstadt plötzlich krank wurde und daher zurück- 
treten mußte. 
Bereits vor 
der Ernennung von Smith= 
Dorrien war Smuts als Oberbefehlshaber für 
Ostafrika in Aussicht genommen, und ist es nun 
interessant zu beobachten, wie die Erkrankung des 
Generals Smith-Dorrien und sein Rücktritt vom 
Oberbefehl alsbald nach der großen Rede erfolgte, 
die Smuts am 5. Dezember in Kapstadt gehalten 
hatte. Hier rächte er sich für die ihm wider- 
fahrene Zurücksetzung, indem er Englands Lage 
in nicht allzu rosigen Tönen schilderte. Das 
half! Smith-Dorrien wurde plötzlich krank, und 
der Bur Smuts erhielt den ehrgeizig erstrebten 
Posten des Oberbefehlshabers der Truppen gegen 
Deutsch-Ostafrika. Als solcher hat er ja schon 
von sich hören lassen. Der Anfang ist sehr viel- 
versprechend! 
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II. Kamerun. 
(Mit einer Karte.) 
In der Mitte des vergangenen Jahres war 
es den deutschen Truppen gelungen, den von 
Edea auf Jaunde angesetzten Vormarsch starker 
englischer und französischer Streitkräfte zum Stehen 
zu bringen. Dank dem für den Gegner über- 
raschenden Eingreifen in Eilmärschen heran- 
gezogener Teile der bisherigen Westabteilung unter 
dem Hauptmann Adametz gegen den linken feind- 
lichen Flügel bei Ngok wurden sodann die feind- 
lichen Truppen bis an den Ngwe zurückgeworfen. 
Ihn auch zur Räumung der an den Fluß ge- 
lehnten starken Stellung zu zwingen, gelang zwar 
nicht, doch verhielt sich der stark geschwächte 
Gegner für längere Zeit untätig. Dieser Erfolg 
ermöglichte es der deutschen Leitung, einige Kom- 
pagnien von diesem Kriegsschauplatz fortzuziehen 
und sie der gegen übermächtigen Andrang am 
Kje, Ntem und Kom hart ringenden Südabteilung 
unter Hauptmann v. Hagen zur Unterstützung zu 
senden. 
Im Südosten hatten die deutschen Truppen 
nach dem Fall der Monso-Stellung am 31. Mai 
1915 nicht mehr vermocht, Lomie zu halten. 
Nach Zerstörung der Station hatten sie sich an 
den oberen Dscha zurückgezogen, dessen Linie sie 
  
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gegen nachdrängende Teile der Sanga-Kolonne 
hielten. Der Führer dieser Kolonne, Oberstleutnant 
Hutin, hatte auch auf der von Lomie über Alade- 
Makei an den Dscha und weiter nach Sangmelima 
führenden Straße eine Abteilung in anscheinender 
Stärke von vier Kompagnien entsandt. Doch auch 
hier vermochten die deutschen Sicherungen, Teile 
der Abteilung des Hauptmann Liebe, die Fluß- 
linie zu halten, wie diese Abteilung auch den 
Ansturm französischer Truppen von Minkebe auf 
Akoafim bislang zurückgewiesen hatte. 
Im Osten hatte Ende Juni die französische 
Lobaje-Kolonne unter dem Oberst Morisson mit 
starken Kräften den Kadei überschritten und die 
fünfte Kompagnie hinter den Nsingi-Fluß gedrängt. 
Nachdem am 21. Juli nach zweitägigen Kämpfen 
auch diese Stellung vom Gegner genommen war, 
zogen sich die deutschen Truppen nach Räumung 
und Zerstörung von Dume und Abong-Mbang auf 
die Ajong-Linie zurück. Um so dringender war 
dieser Rückzug geboten, als durch das Vordringen 
der Truppen des Oberstleutnant Hutin an den 
oberen Dscha die rückwärtigen Verbindungen der 
Ostabteilung bereits gefährdet waren. 
Auf dem nördlichen Kriegsschauplatze waren 
wenige Tage nach der Übergabe von Garna eine 
vom Oberstleutnant Webb Bowen geführte, aus 
je zwei englischen und französischen Kompagnien 
bestehenden Kolonne nach Ngaundere maarschiert 
und hatte den militärisch wichtigen Platz besetzt. 
Dieser fliegenden Kolonne waren weitere Truppen 
unter Oberstleutnant Brisset am 23. Juni gefolgt. 
Ihnen waren fünf Geschütze beigegeben, darunter 
das 95-mm-Geschütz, das Garuas' Fall vor allem 
herbeigeführt hatte. In Garua waren als Be- 
satzung zwei englische Kompagnien unter einem 
französischen Hauptmann als Kommandanten zurück- 
geblieben. 
Der Besetzung von Ngaundere war bald die- 
jenige von Tingere gefolgt. Der Feind hatte mit 
starken Kräften auf dem Nordrand des Kameruner 
Hochlandes Fuß gefaßt; vor ihm mußten sich 
die schwachen, an Zahl weit unterlegenen deutschen 
Truppen auf Tibati zurückziehen. Der rasche Vor- 
marsch des Gegners in dieses Gebiet wird er- 
klärlich, wenn man erfährt, daß ein chiffrierter 
Befehl des Oberstleutnants Zimmermann in 
feindliche Hände gefallen ist, der die Anweisungen 
für eine etwaige Zusammenziehung der deutschen 
Truppen auf dem Ngaundere-Hochlande enthielt. 
Diesen Plan, dem die Absicht zugrunde lag, die 
zahlenmäßige Üüberlegenheit des Feindes durch 
Ausnutzung der inneren Linie ausgzugleichen, hatte 
der Feind durch die Besetzung von Ngaundere 
durchkreuzt; er war aber schon seit der Übergabe 
von Garna hinfällig geworden, zumal da die hier 
verlorenen Geschütze, und die Bestände an Munition
	        
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