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afrikanischer Truppen teils nach Britisch-Ostafrika,
teils nach Nordostrhodesien geschickt worden.
UÜber alle diese Streitkräfte hat nun neuerdings
wieder Herr Smuts, der Minister für das Ver-
teidigungswesen der Südafrikanischen Union, das
Kommando übernommen, nachdem der an seiner
Stelle von England mit dem Oberbefehl betraute
General Smith-Dorrien nach seiner Ankunft in
Kapstadt plötzlich krank wurde und daher zurück-
treten mußte.
Bereits vor
der Ernennung von Smith=
Dorrien war Smuts als Oberbefehlshaber für
Ostafrika in Aussicht genommen, und ist es nun
interessant zu beobachten, wie die Erkrankung des
Generals Smith-Dorrien und sein Rücktritt vom
Oberbefehl alsbald nach der großen Rede erfolgte,
die Smuts am 5. Dezember in Kapstadt gehalten
hatte. Hier rächte er sich für die ihm wider-
fahrene Zurücksetzung, indem er Englands Lage
in nicht allzu rosigen Tönen schilderte. Das
half! Smith-Dorrien wurde plötzlich krank, und
der Bur Smuts erhielt den ehrgeizig erstrebten
Posten des Oberbefehlshabers der Truppen gegen
Deutsch-Ostafrika. Als solcher hat er ja schon
von sich hören lassen. Der Anfang ist sehr viel-
versprechend!
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II. Kamerun.
(Mit einer Karte.)
In der Mitte des vergangenen Jahres war
es den deutschen Truppen gelungen, den von
Edea auf Jaunde angesetzten Vormarsch starker
englischer und französischer Streitkräfte zum Stehen
zu bringen. Dank dem für den Gegner über-
raschenden Eingreifen in Eilmärschen heran-
gezogener Teile der bisherigen Westabteilung unter
dem Hauptmann Adametz gegen den linken feind-
lichen Flügel bei Ngok wurden sodann die feind-
lichen Truppen bis an den Ngwe zurückgeworfen.
Ihn auch zur Räumung der an den Fluß ge-
lehnten starken Stellung zu zwingen, gelang zwar
nicht, doch verhielt sich der stark geschwächte
Gegner für längere Zeit untätig. Dieser Erfolg
ermöglichte es der deutschen Leitung, einige Kom-
pagnien von diesem Kriegsschauplatz fortzuziehen
und sie der gegen übermächtigen Andrang am
Kje, Ntem und Kom hart ringenden Südabteilung
unter Hauptmann v. Hagen zur Unterstützung zu
senden.
Im Südosten hatten die deutschen Truppen
nach dem Fall der Monso-Stellung am 31. Mai
1915 nicht mehr vermocht, Lomie zu halten.
Nach Zerstörung der Station hatten sie sich an
den oberen Dscha zurückgezogen, dessen Linie sie
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gegen nachdrängende Teile der Sanga-Kolonne
hielten. Der Führer dieser Kolonne, Oberstleutnant
Hutin, hatte auch auf der von Lomie über Alade-
Makei an den Dscha und weiter nach Sangmelima
führenden Straße eine Abteilung in anscheinender
Stärke von vier Kompagnien entsandt. Doch auch
hier vermochten die deutschen Sicherungen, Teile
der Abteilung des Hauptmann Liebe, die Fluß-
linie zu halten, wie diese Abteilung auch den
Ansturm französischer Truppen von Minkebe auf
Akoafim bislang zurückgewiesen hatte.
Im Osten hatte Ende Juni die französische
Lobaje-Kolonne unter dem Oberst Morisson mit
starken Kräften den Kadei überschritten und die
fünfte Kompagnie hinter den Nsingi-Fluß gedrängt.
Nachdem am 21. Juli nach zweitägigen Kämpfen
auch diese Stellung vom Gegner genommen war,
zogen sich die deutschen Truppen nach Räumung
und Zerstörung von Dume und Abong-Mbang auf
die Ajong-Linie zurück. Um so dringender war
dieser Rückzug geboten, als durch das Vordringen
der Truppen des Oberstleutnant Hutin an den
oberen Dscha die rückwärtigen Verbindungen der
Ostabteilung bereits gefährdet waren.
Auf dem nördlichen Kriegsschauplatze waren
wenige Tage nach der Übergabe von Garna eine
vom Oberstleutnant Webb Bowen geführte, aus
je zwei englischen und französischen Kompagnien
bestehenden Kolonne nach Ngaundere maarschiert
und hatte den militärisch wichtigen Platz besetzt.
Dieser fliegenden Kolonne waren weitere Truppen
unter Oberstleutnant Brisset am 23. Juni gefolgt.
Ihnen waren fünf Geschütze beigegeben, darunter
das 95-mm-Geschütz, das Garuas' Fall vor allem
herbeigeführt hatte. In Garua waren als Be-
satzung zwei englische Kompagnien unter einem
französischen Hauptmann als Kommandanten zurück-
geblieben.
Der Besetzung von Ngaundere war bald die-
jenige von Tingere gefolgt. Der Feind hatte mit
starken Kräften auf dem Nordrand des Kameruner
Hochlandes Fuß gefaßt; vor ihm mußten sich
die schwachen, an Zahl weit unterlegenen deutschen
Truppen auf Tibati zurückziehen. Der rasche Vor-
marsch des Gegners in dieses Gebiet wird er-
klärlich, wenn man erfährt, daß ein chiffrierter
Befehl des Oberstleutnants Zimmermann in
feindliche Hände gefallen ist, der die Anweisungen
für eine etwaige Zusammenziehung der deutschen
Truppen auf dem Ngaundere-Hochlande enthielt.
Diesen Plan, dem die Absicht zugrunde lag, die
zahlenmäßige Üüberlegenheit des Feindes durch
Ausnutzung der inneren Linie ausgzugleichen, hatte
der Feind durch die Besetzung von Ngaundere
durchkreuzt; er war aber schon seit der Übergabe
von Garna hinfällig geworden, zumal da die hier
verlorenen Geschütze, und die Bestände an Munition