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durch die den Posten einschließenden französischen
Truppen durchgeschlagen hatte. Auch die Berg-
stellung Mora wurde dann von drei englischen
Kompagnien, zu denen im Oktober vier französische
Kompagnien nebst Geschützen und Maschinen-
gewehren gestoßen waren, eingeschlossen. Darauf
unternommene Sturmversuche hatten die Belagerten
blutig zurückgeschlagen. Anfang Dezember 1914
hatte Hauptmann Dühring von Garua aus mit
der 12. Kompagnie vergeblich versucht, Mora zu
entsetzen. Im März 1915 überbrachte Haupt-
mann Weise, dem mit neun farbigen Soldaten
der Durchbruch durch die Einschließungslinie ge-
glückt war, die erste Nachricht, aus Mora nach
Garna. Die ersten schriftlichen Meldungen des
Hauptmann v. Raben waren Oktober 1915 nach
Jaunde gelangt. Sie lauten:
Mora, vom 3. Juli 1915.
Letzte Nachrichten aus Garna über Ereig-
nisse bis 1. März 1915 am 22. März hier
eingetroffen. Überbringer waren Pferdepfleger
Harris und Madagalimann. Beide sind am
15. Mai hier wieder abmarschiert mit Nach-
richten für Garua. Die Koiranga-Leute sind
nicht eingetroffen. Heiden melden, daß etwa
am 13. April 2 Fulbe-Boten mit Nachrichten
für uns aus Garua von den Engländern abge-
fangen seien. Weyse hat am 17. März Lager
mit 9 Soldaten verlassen, um eventuell bis
Garua zu gehen und Verbindung aufzunehmen.
Seither keine Nachrichten mehr von ihm.
Wiederholte Schießereien um die Wasserlöcher
endigten damit, daß uns Gegner diese über-
lassen mußte. Außerdem hat Regenzeit ein-
gesetzt, so daß Gefahr des Wassermangels be-
seitigt ist. Kornvorräte reichen bis Ende
August—Mitte September. Patronenvorräte
48 000. Viele Kranke. Skorbut infolge ein-
seitiger Ernährung und Salzmangel. Seit
März 9 Mann gestorben, 2 gefallen. In der
Zeit von Mai bis 9. Juni wurden mehrere
kleine Unternehmungen ausgeführt, wobei der
Gegner folgende Verluste hatte: Etwa 10 Sol-
daten tot, 4 verwundet, außerdem tot eine
Anzahl Träger. Erbeutet wurden 27 Stück
Vieh, 1 Pferd, einige Patronen, 3 Mäntel,
einige Decken. Eigene Verluste keine. Sultan
Maibukar soll von den Engländern gefangen
gesetzt und nach Maidugari gebracht worden
sein. An seiner Stelle soll Mai-omar zum
Sultan eingesetzt worden sein. Am 2. Juni
erhielt der gefangene Sergeant Taylor Briefe
und Zeitungen bis 16. April. Danach hat
sich im Westen nichts wesentlich verändert, im
Osten sollen Russen die Festung Przemisl ge-
nommen und die Besatzung, 120 000 Mann,
gefangengenommen haben. Auf einem Brief
stand die Notiz, daß nach letzten Reuter-
Bureau-Telegrammen Italien auf die Seite
unserer Gegner getreten sei. Chinin ausgeht
bis Mitte August. Schickt Chinin und Jod-
kali. Überbringer dieses sind Kanuri Mamadu
aus Marua und Batamann Jaja aus Diongum.
v. Raben. Bote Jaja 20. Juni zurückgekehrt,
behauptet in Garua gewesen zu sein und
Station verlassen vorgefunden zu haben. Es
wird bezweifelt, daß Jaja in Garua war.
Der Gesundheitszustand unserer Leute hat sich
gebessert, da Kost durch Gemüse abwechselreich.
Verpflegungsvorräte durch Patrouillen ergänzt.
Im Juni 1 Soldat schwer verwundet, 1 Soldat
an Krankheit gestorben. ÜUberbringer dieses
Schreibens sind Soldat Mamadu und Pferde-
pfleger Sangala. In einigen Tagen folgen
zwei weitere Boten mit gleichem Schreiben.
v. Raben. (Candschriftlich) Europäer alle
wohl, Gruß v. Raben.
Soldat Mamadu und die Boten Adamn
und Madi sind am 8. August 1915 zurück-
gekehrt. Alle drei waren in Garna und be-
richten übereinstimmend, daß Garna gefallen
sei. Die Europäer und ein Teil der Soldaten
seien gefangen nach Lokadja gebracht, ein Teil
der Soldaten unter dem Feldwebel Mballa
sei Richtung Ngaundere abgerückt. Außer
diesen Angaben, die sich mit den Aussagen
des Boten Jaja decken, berichten sie noch
allerlei mehr oder weniger phantastisches Zeug,
das ihnen Eingeborene erzählt haben. Im
Juli wurden hier verschiedene Patrouillen unter-
nommen, wobei der Gegner 3 gezählte Tote
und mehrere Verwundete hatte. Erbeutet
wurden 2 Gewehre, Patronen, 3 Europäer=
Lasten. Ein Koffer enthielt einen Brief über
Kämpfe in Togo, den ich beilege. Aus einem
anderen Schreiben war zu ersehen, daß eine
Verstärkung von 3 Europäern und 136 far-
bigen Soldaten Mitte Juli vor Mora ein-
getroffen ist. Es sind Franzosen aus Binder.
Hier stehen jetzt etwa 4 bis 5 Kompagnien und
3 bis 4 Maschinengewehre. Von uns ist im
letzten Monat 1 Soldat gestorben, 4 wurden
leicht verwundet, Verpflegung war einförmig,
aber ausreichend. Munitionsbestand rund
45 000. Am meisten entbehren wir Nach-
richten über Lage hier und zu Haus. Schickt
Nachrichten und Chinin, das Ende September
zu Ende geht. Den Boten bitte ich für Rück-
weg reichlich Geld mitzugeben, am besten eng-
lische oder deutsche Einmarkstücke, damit sie auf
dem Rückmarsch Salz und einige Esel für uns
kaufen können. Boten sind: Soldat Mamadu