gesunde Eingeborenenpolitik in Afrika die Auf-
rechterhaltung eines Solidaritätsgefühls
und eines solidaren Auftretens der weißen
Rasse ist! «
Diese Voraussetzung ist durch Englands Kriegs-
politik vernichtet worden: Ich verfüge über Be-
weise, daß sich manchem englischen Gouverneur
das Herz im Leibe ebenso umgedreht hat wie
mir, als sie auf Befehl Londons die Farbigen
gegen die Weißen hetzen mußten und machtlos
waren, als die englischen Militärs deutsche Ge-
fangene von Farbigen auspeitschen ließen: Eng-
lands Eingeborenenpolitik ist nicht nur eine Schän-
dung des Ansehens der weißen Rasse, sondern
auch ein verhängnisvolles Unrecht gegen die
schwarze Rasse. Um so schwerer und gewissenloser
ist dieses Verbrechen, weil gerade das rassenstolze
Britannien dafür verantwortlich ist. Da haben
wir die Freiheit, die das England Lord Robert
Cecils den aus deutscher Knechtschaft erlösten
Negern bringen will, nämlich die Freiheit, sich
für England im Kampfe gegen Weiße totschlagen
zu lassen.
Ich wende mich jetzt zu der zweiten' Prokla-
mierung der kolonialen Kriegsziele, die dieser
Tage aus England zu uns gekommen ist, zu der
Rede des burischen Staatsmannes Smuts. Er
spricht in einem anderen Tone zum Feinde als
Lord Robert Cecil. Das hat seinen guten Grund.
Smuts kann es sich leisten, ohne Beschimpfungen
zu reden, er hat nicht wie der Blockademinister
bloß mit den Werkzeugen und Waffen des Hungers
und der Verleumdung gegen Deutschland gekämpft.
Er hat im Felde gegen uns gestanden. lostis
est non inimicus!
Aber, meine Herren, der Imperialismus des
Buren ist womöglich noch weltumspannender als
der Imperialismus des Engländers. Seine Worte
klingen wie eine Paraphrase des Ausspruchs von
Sir Charles Dilke: „The worid is rapidly be-
coming English.“ (Die Welt wird im Sturm-
schritt englisch.) Allerdings mag mancher Engländer
aus General Smuts auch herausgehört haben:
„Great Brilain is rapidly becoming unenglish.“
(Großbritannien wird im Sturmschritt unenglisch.)
Der mir zugängliche Bericht läßt nicht klar
erkennen, wie sich Smuts im einzelnen die künf-
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tige Gestaltung Afrikas denkt. Aber wenn seine
Rede korrekt wiedergegeben ist, so scheint auch er
von einer kolonialen Zukunft Deutschlands nichts
wissen zu wollen. So unvereinbar auch Smuts'
koloniale Ziele mit unseren berechtigten Ansprüchen
sein mögen, so stellt er doch Grundsätze der Ko-
lonialpolktik auf, die jeder gewissenhafte Koloni-
sator billigen muß, Grundsätze, die allerdings in
einem seltsamen Widerspruch zu seinen eigenen
Schlußfolgerungen zu stehen scheinen.
General Smuts fordert die Sicherheit der
Verbindungen. Die fordern wir auch, die Frage
ist nur, ob Smuts eine Sicherstellung im Auge
hat, die allen seefahrenden und handeltreibenden
Völkern zugute kommt, oder ob er mit diesem
Worte den Engländern nur jenen Rat geben will,
den Bolingbroke in der Komödie „John Bull“
seinen Landsleuten folgendermaßen deutlich macht:
„Pflanzt an allen Küsten aller Meere, auf jede
Nase, die zu spitz ins Meer ragt. einen Pfahl und
sagt: Hier ist Englands Grenze, bis auch kein
Dünenhase mehr daran zweifelt, daß, wo in aller
Welt etwas Meer, Sec, Kanal, Gewässer, Nehrung.
Sund, Fiord, Haff, kurz Wasser nennt, es sich um
britisches Besitztum handelt. Denn als am dritten
Schöpfungstage Gott sprach: es sammle sich das
Wasser unter dem Himmel an bestimmte Orter,
und weiter: die Sammlung der Wasser aber nannie
er Meer — da schuf Gott Großbritannien!“
Meine Herren! Ich habe von meinem kolo-
nialen Standpunkte aus die Freiheit der Meere
immer als deutsches Kriegsziel gefordert. Aller-
dings verstehe ich darunter etwas anderes als
der erste englische Seelord. Wenn Sir Edward
Carson in seiner Rede auf dem Bankett des
Flottenvereins am 17. Mai d. Is. die Freiheit
der Meere als englisches Kriegsziel fordert, so
versteht er darunter lediglich die Möglichkeit für
Großbritannien, die englische Seemacht in jedem
Kriege uneingeschränkt zu mißbrauchen, untel
amerikanischer Garantie permanenter Straflosigkeit.
General Smuts fordert dann weiter, die Aus-
bildung schwarzer Armeen zu verhindern. Wen
trifft diese Anklage? Uns, die wir den Kongo“
vertrag halten wollten und immer für den Frieden
Afrikas eingetreten sind? Oder die Engländer,
Franzosen und Belgier, die Tausende von Far-
bigen aller Schattierungen auf die europäischen
Schlachtfelder entsandt haben und die, wie die