Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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himmel in nie geahnter Pracht, dad mit glitzernden 
Diamanten besäte Gewand der Königin der Nacht. 
Nach Norden zu ragen die gespenstischen Silhouetten 
dreier Vulkauriesen in die Luft, im Süden spiegelt sich 
der Glanz der Sterne in der Fläche des Kiwu-Sees. 
Dazwischen liegt, terrassenförmig von den hohen Kra- 
tern zum See abfallend, geteilt durch einen Bach, der 
die Grenze zwischen Deutsch-Ostafrika und dem Kongo- 
staat bildet, ein flaches, fruchtbares Gelände, das noch 
Spuren ausgiebigster Fruchtbarkeit zeigt. Doch jetzt 
haben die Eingeborenen hier ihre Felder und Hütten 
verlassen; denn hier, im tiefsten Innern Afrikas, bei 
den Weißen, die immer den Frieden gepredigt haben, 
ist blutiger Krieg entbrannt. 
Fünfhundert bis tausend Meter voneinander ent- 
sernt befinden sich die Stellungen der feindlichen 
Krieger. Aus dem Gelände emporragende, bis hundert 
Meter hohe Hügel bilden die Hauptstützpunkte der 
Stellungen beiderseits. Auf der dem Feinde abge- 
wandten Seite dieser Hügel hat man die Lager er- 
richtet. Wochenlang, monatelang schon steht man sich 
gegenüber, und doch konnte der stark überlegene Feind 
noch niemals unsere Stellungen trotz oft wiederholter, 
hartnäckiger Versuche durchbrechen. 
Die Ruhe einer tropischen Nacht wird nur unter- 
brochen durch das heisere, schauenich klingende Gebrüll 
eines Leoparden. Hin und wieder hört man den Auruf 
der Posten. Nichts rührt sich sonst, Mitternacht zieht 
vorüber, es wird eins, zwei, drei Uhr. Da ertönen 
in der deutschen Stellung gedämpfte Kommandos, 
unhörbar für den Feind. Nicht lange danach löst sich 
aus dem Dunkel des Hügels nebelgleich und kaum 
erkennbar eine lange Schlange, eine im Gänsemarsch 
vorgehende Angriffskolonne. Die bloßen Füße der 
Askaris gleiten lautlos den schmalen Pfad entlang; 
die Tritte der wenigen Europäer, die vorsichtig auf 
dem spitzen Lavageläude marschieren, sind auch kaum 
gu hören und verschwinden in dem gegen Morgen 
anhebenden Summen und Surren Tansender und 
aber Tansender von Grillen. Heuschrecken, Zirpen und 
Zikaden. Kein Wort, kein Laut ertönt. Unbemerkt 
gelingt es, bis dicht an die feindliche Stellung heran- 
zuschleichen. Hier heißt es, in Schützenketten aus- 
schwärmen und, das Gewehr schußbereit, geht es weiter. 
Noch hat der Feind nichts bemerkt. Da, das 
Knistern eines dürren Zweiges, das die Aufmerksamkeit 
eines kongolesischen Postens erregt, und schon kracht 
der erste Schuß. Pfeifend saust die Kugel über unsere 
Köpfe hinweg. Aber nun ist's auch aus mit der Ruhe. 
Durch den Schuß alarmiert, sammeln sich die Feinde 
schnell und beziehen ihre Verteidigungsstellungen. Da 
gilt es, ihnen nicht erst lange Zeit zum Besinnen 
lassen. Jetzt heißt es drauf und dran! Schnell ent- 
spinnt sich ein lebhaftes Feuer, in dem man das 
dumpfere Surren unserer alten 71er Geschosse deutlich 
von dem helleren Pfeifen der seindlichen Kugeln aus 
modernen Repetiergewehren unterscheiden kann. 
Unaufhaltsam dringen unsere Reihen vor. All- 
mählich weicht die kurze Dämmerung, und da die 
Sonne am Horigont erscheint, treiben wir mit einem 
letzten Ansturm die feindlichen Kräfte von der Kuppe 
des kleinen Hügels. Diese Stellung hier beherrschte 
ein am Fuße gelegenes belgisches Lager, das nun 
unter Feuer genommen wird. Bald ist der Feind ge- 
zwungen, das Lager aufzugeben, und in wilder Flucht 
stürzen seine Horden davon. Auf dem Fuße solgend, 
machen wir in dem Lager gute Bente, die uns sehr 
zustatten kommt. Waffen, Munition, viele der scharf- 
geschliffenen dreikantigen Seitengewehre, die, offenbar 
ihrer Länge wegen den Kongosoldaten bei der Flucht 
hinderlich, von diesen weggeworfen worden, ein Ma- 
schinengewehr, Enropäerzelte, Nahrungsmittel und 
manches andere für uns sehr Nützliche fällt in unsere 
Hände. 
Bevor noch feindliche Verstärkungen herankommen 
können, haben wir die belgischen Unterstände zerstört 
und kehren mit Bente reich beladen in unsere alte 
Stellung zurück. 
  
Literatur-Bericht. 
F. Baltzer, (#cheimer Oberbnurnt und vortragender 
Rat im Reichs-Koloninlamt: Die Koloniulbuhnen 
mit besonderer Berlieksichtligung Alrikus. Jli#t 
einem Geleitwort des Stantssckretärs des 
Reichs-Koloninlamts. Alit 110 Abbildungen und 
ciner Kartc. Berlin und Leipzig 1916. (iöschensche 
Verlagshandlung G. m. b. H. reis 22 K. 
Die Arbeit bespricht die Eisenbahnen Alrikas mit 
besonderer Berücksichtigung der deutschen Schutz- 
gebieie und in cinem kurzen Anhang die Bahnen 
ciniger außzcrafrikanischer Gebiete. Sie schildert die 
Geschichte der Buhnen in Afrika. ihre wirtschaftlichen 
Ziele und Erfolge, die Plünc zu ibrem weiteren Ausbau 
und gibt im Anschluß daran für dic deutschen 
Kolonialbahnen eine cingehende Darstellung ihrer 
technischen Baunusführung, ihres Betriches und ihres 
Verkehrs. 
Die Arbeit wurde vor deem Kricge abgeschlossen. 
Sie gibt das Bild der afrikanischen Eisenbahnen, wie 
es sich vor Ausbruch des Wellkricges darstellte. Daß 
bei der Bcearbeitung cines so umfangreichen Siolfes, 
wie er Baltzer vorlag, einmal ein Eleincs Verschen 
unterlänft (auf Seite 163 z. B. sind in der Kartc, welche 
die- Eisenbnhnen (ler britischen Kolonic Goldküste
	        
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