Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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der 600 Meilen langen. Grenze die beiderseitigen 
Truppen in Fühlung. und das Ergebnis war, daß 
General Tighe seine kleine Macht über weite Strecken 
verteilen mußte und somit nicht in der Lage war, 
große Reserven zurückzuhalten, um plötzlich an ihn 
herantretenden Anforderungen entsprechen zu können. 
Trotz des Umstandes, daß er so dauernd auf 
der Hut vor der nächsten Bewegung seines tätigen 
und unternehmenden Gegners sein mußte. hielt 
General Tighe sich stüändig die Notwendigkeit vor 
Augen, alles nur irgend in seiner Macht liegende 
zu tun, um den Weg für die schließliche Angriffu- 
bewegung vorzubereiten. Zu diesem Zweck stellte 
er soviel Infanteric, als er' für den Bewegungskrieg 
freimachen konnte, zu einer 1. und 2. Ostafrikanischen 
Brigade zur Verwendung an der Taveta- bzw. 
Longido-Linie zusammen und richtete sein Augen- 
merk darauf, seine gange Truppenmacht in zwei Di- 
visionen und einer Linie von Verbindungstruppen 
zu organisieren. 
4. Am 15. Jannar wurde der 1. Division unter 
Generalmajor Stewart der Befehl gegeben, den 
Longidoberg zu besetzen und Verbindungslinien 
zwischen diesem Platz und Kajiado an der Magadi- 
bahn herzustellen. Am 22. Januar rückte die 2. Di- 
vision unter Brigadegeneral Malleson von Makatau 
auf Mbuyuni vor. Sie fand nur geringen Wider- 
stand und besetzte am 24. das Serengeti-Lager. 
Dieser Vormarsch hatte zur unmittelbaren Folge. 
daß der Feind auch Kasinau räumte. Die Bahn 
wurde von Makatau nach Njoro, drei Meilen östlich 
von Salaita, vorgestreckt und Vorbereitungen zur 
Zusammenziehung einer großen Streitmacht in und 
ei Mbuyuni getroffen. Die größte Schwierigkeit 
für diese Zusammenziehung war der Wassermangel, 
da die Serengetisteppe von Natur aus eine wasser- 
lose Wüste ist. Eine 2½ Zoll starke Wasserleitung 
wurde von Bura aus gelegt, aber diese reichte nicht 
aus, da täglich 100 000 Gallonen nötig waren, und 
sie nur 40 000 lieferte. Der Mehrbedarf mußte 
durch die Bahn und die Anlegung von Wasser- 
behältern gedeckt werden. Die ganze Wasserver- 
sorgung wurde so sorgfältig vorbereitet, daß bis zur 
Zusammenziehung der Hauptmacht keine Störung 
eintrat, abgeseh-n davon, daß es einer feindlichen 
Streifabteilung gelang, die Bura-Wasserwerke zu 
beschädigen. Das arößte Verdienst daran hat Obeist- 
leutnant C. B. Collins von den Royal-Engineers, 
der General Tighes Stabsingenieur war. 
Ich kann die von General Tighe geleisteten Vor- 
arbeiten nicht hoch genug rühmen. sowohl was sein 
rganisationstalent als auch die Vorbereitung der 
Angriffsmaßnahmen angeht. Sie haben mir bei 
meiner Ankunft ermöglicht, meine ganze Tatlralt 
sofort den Operationen zuzuwenden, und ich b 
nutze diese Gelegenheit, festzustellen, daß der Ersolg. 
dieser Operationen in großem Maße General Tighes 
Voraussicht und Tatkraft zu danken ist, mit welchen 
er den Weg für die zu erwartenden Verstärkungen 
geebnet hat. 
4. Anfang Februar traf die 2. Südafrikanische 
JInfanterie-Brigade ein, und am 12. entsandte 
General Tighe die 2. Division zu einer gewaltsamen 
Erkundung gegen Salaita, um, wenn möglich, diese 
Stellung zu besetzen. General Malleson führte diese 
Unternehmung mit drei Bataillonen der 2. Südafri- 
kanishen Brigade und mit drei Bataillonen der 
Ostafrikanischen Brigade aus, unterstützt von 
"6 Geschützen und Haubiten. Die Salaita-Stellung 
ist eine von Natur aus sehr starke, und sie war 
zudem sorgfältig verschanzt. Der Feind wurde sehr 
  
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stark angetrossen und führte einen kräftigen Gegen- 
angriff aus. General Malleson wurde gezwungen, 
sich auf Serengeti zurückzuziehen, man hatte jedoch 
viele nütz iche Kenntnisse gewonnen, und die Süd- 
afrikanische Infanterie hatte einige unschäyzbore 
Lehren im Buschgefecht erworben sowie auch 
legenheit gehabt, die Gefechtseigenschaften iorer 
Feindes richtig einzuschätzen. 
5. Damit ist der Zeitpunkt meines Eintreffens in 
Ostafrika gekommen. Es wurde, wie oben schon er- 
wähnt, entschieden, daß die Besetzung des Kilima- 
ndscharogebietes vor der Regenzeit tunlichst durchzu- 
führen sei. 
Der ursprüngliche, von General Tighe ent- 
worfene Plan war, die Besetzung des Kilimandscharo-= 
gebiets durch einen konvergierenden Vormarsch der 
1. und 2. Division von Longido bgzw. Mbuyuni aus 
mit Kahe als Vereinigungspunkt vorzunehmen. Dem 
Hauptteil dieses Planes schloß ich mich an, aber ich 
beschloß einige notwendige Anderungen der Dispo- 
sitionen, um Frontnlangriffe gegen befestigte Stellun- 
gen des Feindes im dichten Busch zu vermeiden und 
um eine Schnelligkeit des Vormarsches zu sichern, 
die mir für den Erfolg wesentlich zu sein schien bei 
der Kürze der uns vor Einsetzen der Regenzeit zur 
Verfügung stehenden Zeit: diese konnte gegen Ende 
März erwartet werden. 
Dementsprechend gab ich den Befehl, daß die 
1. Südafrikanische Berittene Brigade unter dem Be- 
fehl des Brigadgenerals van Deventer von der 
1. Division nach Mönyuni abgehen und von hier 
aus unter meinem direkten Befehl zu einer um- 
fassenden Bewegung nördlich von Taveta und Sa- 
laita vorgehen sollte. Diese Verschicbung wurde 
mit Hilfe der Bahn äußerst schnell besorgt, und am 
4. März war der Aufmarsch nach Eintreffen der 
3. Südafrikanischen Brigade beendet; meine Streit- 
kräfte waren, wie folgt, verteilt: 
1. Division Sohe die 1. Südafrilanische Berittene 
Division Whne einige Abkommandierungen 
Mhuhuni und Serengeti; 
1. Südafrikanische Berittene Brigade Mbuynni: 
Armee- Artillerie Mbuyuni und Serengeti. 
Die 2. Südafrikanische Infanterie-Brigade, eine 
Feld= und eine Haubitz-Batterie blieben als Haupt- 
reserve zu meiner Verfügung. 
6. Der hauptsächlichste Verlauf meines Planes 
ist Euerer Lordschaft durch verschiedene Telegramme 
betannt. aber ich will die Hauptpunkte hier wieder- 
holen 
Die Aufgabe der 1. Division war, die 35 Meilen 
wasserlosen Busches, der zwischen Longido und dem 
Engare Nanjuki-Fluß liegt, zu durchqueren, diesen 
letzteren zu besetzen und dann zwischen Meru und 
Kilimandscharo auf Bomajja Agombe vorzugehen. 
Meine Absicht war, diese Division später auf Kahr 
vorgehen zu lassen und so den Feind von seiner 
durch die Usambarabahn gebildeten Verbindungs- 
linie abzuschneide 
Die 2 (usgabe“ der 1. Südafrikanischen Berittenen 
Brigade und der 2. Division war, zwischen Kilima- 
ndscharo und Paregebirge gegen die feindliche Haupt- 
macht vorzurücken, die nach Meldungen in der Nähe 
von Taveta mit starken Detachements am Ende des 
Dsipesees im Busch östlich des Lumiflusses sowie bei 
Salaita stand. Die Gesamtmacht, mit welcher der 
Feind unserem Vormarsch im Klimandscharogebiet 
entgegentreten konnte, wurde auf 6000 Gewehre mit 
77 Maschinengewehren und 16 Geschüten geschätzt. 
 
	        
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