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Ostufer liegenden Missionsstation Karema über-
gesetzt und trat von dort den Vormarsch direkt
auf Tabora an, wo sie noch in die vom 1. bis
11. September 1916 dauernden Kämpfe eingreifen
konnte.
Den beiderseits des Kiwusees angreifenden
Belgiern standen schwache deutsche Kräfte gegen-
über. Ihre Gesamtstärke dürfte etwa 1000 Ge-
wehre betragen haben.
Zwar gelang es dem bei Tschangugu stehenden
Major v. Langenn-Steinkeller, die über den Rus-
sisi vorgehenden Belgier in einem bei der Missions-
station Mibirisi stattgehabten Gefecht wieder über
den Fluß zurückzuwerfen. Auf die Meldung von
der Landung belgischer Truppen in seinem Rücken
bei Ischangi sah er sich jedoch genötigt, seine
Stellung bei Tschangugu aufzugeben und in nord-
östlicher Richtung auf Rubengera zurückzugehen,
von wo er nach Heranziehung einer ihm von
Hauptmann Wintgens gesandten Kompagnie vor
dem stark nachdrückenden Gegner südöstlich auf
Issawi auswich.
Die Folge der Aufgabe der Stellung südlich
des Kiwusees sowie des gleichzeitig einsetzenden
feindlichen Vormarsches am Mpororo war, daß
auch Hauptmann Wintgens seine bis dahin bei
Kissenji erfolgreich gehaltene Stellung aufgeben
mußte. Die Räumung der Stellung, in der nur
ein Beobachtungsposten von drei Askari zurück-
blieb, erfolgte, ohne vom Feinde bemerkt zu werden.
So kam es, daß die Belgier den ganzen Tag
darauf die Stellung unter starkes Artilleriefeuer
nahmen' und erst später durch Eingeborene er-
fuhren, daß sie verlassen sei.
Wintgens, der auf die Nachricht, daß Kigali
bereits von der belgischen Mpororokolonne besetzt
sei, gleichfalls südlich auf Issawi abbog, stieß bei
Njansa auf die dem Major v. Langenn folgende
feindliche Kolonne. Es gelang ihm, diese zurück-
zuwerfen und sich bei Issawi mit Major v. Lan-
genn zu vereinigen. Beide setzten dann den Rück-
marsch bis zu der südlich des Akanjaruflusse
gelegenen Missionsstation Iruwura fort, wo sie
erneut Stellung nahmen.
Die beiden südlich und nördlich des Kiwusees
vorgegangenen feindlichen Kolonnen hatten sich
nun ebenfalls bei Njansa vereinigt und waren
über Issawi und den Akanjarn nach Süden ge-
folgt, während die Mpororokolonne von Kigali
aus ihren Weitermarsch anscheinend in direkt süd-
östlicher Richtung auf das Kageraknie fortsetzte.
Am 6. Juni wollte Major v. Langenn den
über den Akanjarn vorgegangenen Gegner wieder
über diesen Fluß zurückwerfen. Dieser anfangs
mit Erfolg eingeleitete Versuch mußte jedoch wieder
aufgegeben werden, da der Gegner dank seiner
großen Übermacht zu weitausholenden Umfassungs-
bewegungen befähigt war. Major v. Langenn
entschloß sich daher zum Rückzug auf Gitega.
Ein nochmaliger Versuch am 12. Juni, die Belgier
nördlich des Ruwuwuflusses aufzuhalten, mußte aus
den gleichen Gründen aufgegeben werden. Da
unterdessen die nördlich des Tanganjikasees über
den Russissi auf Usumbura vorgegangene belgische
Kolonne diesen Platz, der von seiner kleinen Be-
satzung vorher geräumt worden war, am 8. Juni
besetzt hatte und sich zum Teil auch gegen Gitega
wandte, mußte Major v. Langenn auch diesen
Ort aufgeben. Über die Richtung seines weiteren
Rückzuges ist nichts bekannt geworden; anzunehmen
ist, daß dieser in allgemein südöstlicher Richtung
auf Tabora erfolgte. Mitte Juni standen die
belgischen Truppen auf der allgemeinen Linie
Usumbura—Gitega Kageraknie. Es heißt, daß
die Belgier die Absicht gehabt hätten, über diese
Linie nicht weiter vorzurücken. Erst die Nieder-
lage van Deventers bei Kondoa-Irangi Mitte Mai
und der hartnäckige Widerstand, den die deutschen
Truppen dem Vorrücken des Generals Smuts ent-
gegensetzten, soll letzteren bewogen haben, von den
Belgiern den Weitermarsch zu fordern. Dies soll
unter den erst vor kurzem aus Europa hinaus-
gesandten europäischen belgischen Mannschaften,
die stark unter den Einwirkungen des Klimas
litten, großen Unmut erregt haben. Das Bewußt-
sein, daß alle ihre Anstrengungen doch nur dem
Interesse Englands dienten, soll dabei stark in den
Vordergrund getreten sein.
Das weitere Vorgehen der belgischen Streit-
kräfte gestaltete sich nun wie folgt:
Die rechte Flügelkolonne, anscheinend eine
Brigade, unter dem Befehl des Oberst Olsen
(Schwede), ging mit einem Teil von Usumbura
am Ostufer des Tanganjikasees entlang, mit dem
anderen von Gitega aus durch Urundi und Uha
auf Udjidji. Die mittlere Kolonne nahm ihren
Weg anscheinend in direkter Richtung auf Maria=
hilf (nördlich Tabora), während die linke Flügel-
kolonne vom Kageraknie gegen das Südwestufer
des Viktoriasees (Emin-Pascha-Golf) vorrückte,
das sie Anfang Juli bei Niemirembe und Busi-
rajombo erreichte.
Unterdessen waren englische Streitkräfte von
der bereits früher in Besitz genommenen Insel
Ukerewe im Viktoriasee aus nach Kangoro (Kahan-
gara?) auf das Festland östlich Muansa übergesetzt
und hatten nach angeblich nur kurzem Kampfe am
14. Juli Muansa besetzt. Andere Truppenab=
teilungen waren westlich des Sees, teils von
Norden her über den Kagera in Karagwe ein-
gerückt, teils in Bukoba gelandet und hatten den
Vormarsch nach Süden ausgenommen, vor dem
die schwachen deutschen Kräfte in gleicher Richtung
auswichen. Anscheinend ihre Nachhut stieß am