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Truppen, zu denen doch noch die der indischen
und schwarzen Truppen kommen, die nicht ge-
zählt und nicht veröffentlicht werden? Wozu dann
die amtliche Auslassung in der südafrikanischen
Zeitung „De Volkstem“ vom 20. Juli d. J., die
wie folgt, lautete:
„ Mehr Truppen nötig.
Folgendes ist der Presse seitens des Ver-
teidigungs-Hauptquartiers amtlich mitgeteilt:
Durch die Veröffentlichung folgender Mit-
teilung wünscht das Verteidigungs-Hauptquartier
der Annahme des Publikums, als ob der ost-
afrikanische Feldzug alsbald beendigt sein werde,
entgegenzutreten; denn diese Aussicht besteht nicht.
Allerdings sind seit vergangenem März trotz großer
Strapazen und trotz des entschlossenen Wider-
standes des Feindes an vielen Stellen sehr be-
friedigende Fortschritte gemacht worden. Aber
ein Blick auf die Karte von Deutsch-Ostafrika
zeigt, daß mehr als die Hälfte des feindlichen Ge-
biets, welches südlich der Zentraleisenbahn liegt,
noch genommen werden muß. Obwohl General
Northeys Abteilung schon in dieses Land von
Nyassaland und von der Grenze Südostrhodesiens
aus eingerückt ist, so macht dies doch die ge-
waltige Aufgabe nicht kleiner, das große Gebiet
von ungefähr 200000 Quadratmeilen südlich der
Zentraleisenbahn zu unterwerfen; eine Aufgabe,
die noch nicht sobald beendigt sein wird, es sei
denn, daß der weitere Widerstand des
Feindes nach der Einnahme von Dares-
salam und der Zentraleisenbahn voll-
ständig aufhört; gegenwärtig sind keine
Anzeichen für ein solches Nachlassen des
Widerstandes vorhanden. Wir haben darum
offensichtlich allen Grund, die kräftigsten und ent-
schiedensten Versuche zu machen, die Zufuhr von
Rekruten für unsere Kriegsmacht dauernd zu
sichern; denn nur mit der höchsten Anzahl mobiler
Abteilungen ist es möglich, daß das Ende dieses
Feldzuges in einem so ausgedehnten und
schwierigen Lande wesentlich beschleunigt werden
kann.“ —
Unterdessen sind weitere sieben Monate ins Land
gegangen und wie damals, sind auch heute noch
keine Anzeichen für ein Nachlassen des Widerstandes
der deutschen Truppen vorhanden. Sie haben im
Gegenteil noch vor kurzem erst gezeigt, daß auch
ihre Angriffskraft durchaus noch die alte ist. Mag
auch die Zahl der deutschen Streitkräfte geringer
geworden sein, soviel ist noch vorhanden, um
Herrn Smuts und seinen Scharen das Leben in
Deutsch-Ostafrika hoffentlich noch recht lange Zeit
sehr sauer zu machen. Ortliche und klimatische
Verhältnisse werden das Ihrige dazu beitragen.
Junwieweit letzteres bere'ts der Fall ist, be-
weist nachstehende Mitteilung: Das „Verteidi-
gungshauptquartier“ der Smutsschen Angriffs-
armee gegen Deutsch-Ostafrika hat die Presse
darüber unterrichtet, warum so lange nichts
über die Tätigkeit der englischen Hauptmacht in
Ostafrika bekannt geworden sei. Diese Miteeilung,
welche die letzte Nummer der „African World“
unter der überschrift „Vorbereitungen für das
Ende“ wiedergibt, scheint allerdings hauptsächlich
bestimmt zu sein, die englische öffentliche Meinung
darüber zu trösten, daß es in Deutsch-Ostafrika
noch immer nicht „zu Ende“ ist. Da die Smutssche
Mitteilung aber auch für uns manches Bemerkens-
werte enthält, wollen wir sie hier auszugsweise
wiedergeben: „Der Fortschritt des Ostafrikanischen
Feldzuges zu seinem unvermeidlichen Ende ist
durchaus zufriedenstellend, obwohl, wie zu er-
warten war, der Feldzug einen Zeitpunkt erreicht
hat, der eine gewisse Umgruppierung und Neu-
einteilung der Kräfte nötig machte. Die Wieder-
herstellung der Zentraleisenbahn von Daressalam
nach Tabora wird mit aller Macht betrieben.
Wenn sie wieder hergestellt ist, wird da-
durch die Schwierigkeit des Befahrens der sehr
langen rückwärtigen Verbindungen behoben sein,
die durch das Eintreten der schlimmen Regenzeit
in den Monaten Oktober und November noch
verschärft worden ist. Durch diesen Aufenthalt ist
indessen die sehr erwünschte (1!) Gelegenheit gegeben,
so weit als möglich die Truppen nach ihren letzten
gewaltigen Anstrengungen ausruhen und sich
erholen zu lassen. Der Feind ist nun in das
südöstliche Biertel Deutsch-Ostafrikas gedrängt,
welches den Rufidjifluß und seine großen Neben-
flüsse umfaßt. Die klimatischen und Transport-
schwierigkeiten in diesem Gebiet sind so groß, daß
sorgfältige und wohlüberlegte Vorbereitungen für
diesen letzten Teil des Feldzuges gemacht werden
müssen. Die Möglichkeit, während dieses Ab-
schnittes berittene Truppen zu verwenden, ist er-
heblich geringer als in den früheren Abschnitten.
Dadurch ist die Neuverteilung und Umgruppierung
der Streitkräfte, zumal eine beträchtliche Ver-
minderung in der Zahl und eine Anderung in
der Aufstellung der berittenen Einheiten notwendig
geworden. So muß angesichts der Schwierigkeiten,
welche durch die außerordentliche Pferdesterbe ent-
standen, beschlossen werden, die gesamte 2. be-
rittene Brigade unter Generalmajor Brits in die
Union zurückzuschicken. Aus ähnlichen Gründen
mußte auch die Kolonne des Brigadegenerals Sir
Charles Crewe aufgelöst und zum Teil in anderen
Formationen untergebracht werden. Auch General
Crewe wird nach Südafrika zurückkehren.“
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