Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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wurde. Nur seine zahlenmäßige Überlegenheit 
erlaubte es General Smuts, die hinter der Mgeta- 
front in Reserve gehaltene Brigade zu gedachtem 
Zweck zu verwenden, während dem deutschen 
Führer die Streitkräfte fehlten, die durch einen 
gleichzeitigen Angriff gegen die Mgetafront ein 
Festhalten der dort befindlichen feindlichen Streit- 
kräfte ermöglicht hätten. 
Dem Bericht des Generals Smuts folgend, 
wenden wir uns nunmehr den Ereignissen im 
Westen zu, wo, wie bereits erwähnt, der von 
Tabora auf dem Rückzug nach Südosten befind- 
lichen Abteilung des Generalmajors Wahle der 
Durchbruch durch die feindlichen Linien und die 
Vereinigung mit den jenseits des Ruhndje-Kilom- 
bero stehenden deutschen Streitkräften gelang. 
Hierüber berichtet Smuts: 
„Im Westen, wo die Generale van Deventer 
und Northey standen, machte sich in den Mo- 
naten November und Dezember eine erhöhte 
Tätigkeit bemerkbar. Aber hier, wie anderswo, 
hatten die Unternehmungen meist rein örtliche 
Bedeutung. Um den feindlichen Streitkräften, 
die sich von Tabora auf Mahenge in mehreren 
Abteilungen etwas ziellos gegen den Iringa- 
Bezirk bewegten, entgegenzutreten, hatte General 
van Deventer die 7. südafrikanische Infanterie 
und ein Radfahrer-Bataillon, letzteres unter 
Lieutenant-Colonel Fairweather, dem für diese 
Zeit der Befehl über die zwei Bataillone und 
einen Teil der Truppen General Northeys 
unter Lieutenant-Colonel Rodger Übertragen 
wurde, vorgesandt. Diese beiden Bataillone der 
2. Division waren sehr schwach, jedoch waren 
die Transportverhältnisse um diese Zeit noch 
nicht so weit wieder hergestellt, um die Entsen- 
dung stärkerer Kräfte zu ermöglichen. Auch 
hier, wie an anderen Stellen, wurden die 
größten Anstrengungen gemacht, um die Vor- 
bereitungen für ein allgemeines Vorgehen zu 
treffen. 
Wenn wir in der Lage gewesen wären, bei 
der damaligen Lage eine größere Zahl von 
Truppen südlich der Zentralbahn auf dem west- 
lichen Kriegsschauplatz verpflegen zu können, so 
hätten wir zweifellos die von Tabora kommen- 
den feindlichen Streitkräfte viel schärfer anfassen 
können, als wir dazu unter den für uns schwie- 
rigen Umständen in der Lage waren. 
Die 7. südafrikanische Infanterie erreichte 
Iringa am 23. Oktober und Lieutenant-Colonel 
Fairweather kam dort mit dem Radfahrer- 
Bataillon am darauffolgenden Tage an. 
Am 25. Oktober meldete General van De- 
venter, daß der größte Teil der feindlichen 
Tabora-Streitkräfte in der Nacht vom 22. zum 
  
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23. weiter südlich zwischen Alt-Iringa und 
Ngominji durchgebrochen sei und jede Verbin- 
dung mit General Northey unterbrochen habe, 
der so für einige Zeit keine Möglichkeit fand, 
dem bei Iringa stehenden Teil seiner Truppen 
Befehle zukommen zu lassen. Unter diesen Um- 
ständen betraute ich General van Deventer mit 
der Regelung der Angelegenheiten bei Iringa, 
und so übernahm er zeitweise den Befehl über 
den unter Lieutenant-Colonel Rodger stehenden 
Teil von Northeys Truppen. Abgesehen von 
dem vorerwähnten geschlossenen Teil der feind- 
lichen Streitkräfte waren mehrere kleine Ab- 
teilungen in der Dunkelheit durchgebrochen, was 
sie natürlich bei der langausgedehnten Front, 
ohne entdeckt zu werden, leicht ausführen konnten. 
Die am Ruhudje stehenden Truppen des 
Generals Northey wurden zur selben Zeit von 
überlegenen Kräften angegriffen. Der Durch- 
bruch des Gegners durch unsere Linien nahm 
etwa drei Wochen in Anspruch, die durch 
eine Reihe von Gefechten einzelner Abteilungen 
und Patrouillen ausgefüllt waren.“ 
So war es also, auch infolge der tatkräftigen 
Unterstützung durch die von Osten her in Richtung 
Iringa und am Ruhudje angreifenden Teile der 
deutschen Truppen, dem General Wahle gelungen, 
die feindlichen Linien zu durchbrechen und seine 
Vereinigung mit der Hauptmacht der Schutztruppe 
zu vollziehen. Nur eine kleinere, am äußersten 
rechten Flügel befindliche, unter dem Befehl des 
Oberstleutnants a. D. Hübener stehende Abteilung, 
die anscheinend durch irgendwelche Umstände von 
ihrer Marschrichtung hatte abweichen müssen oder 
aufgehalten worden war und so die Verbindung 
mit der Hauptabteilung verloren hatte, konnte den 
Durchbruch nicht mehr erzwingen. Sie mußte 
sich am 26. November nach zweitägigem Kampfe 
in Stärke von 7 Offizieren, 47 deutschen Unter- 
offizieren und Mannschaften und 249 Askaris 
bei Ilembule ergeben. 
Folgt man den Schilderungen der einzelnen 
Kampfhandlungen, wie sie General Smuts in 
seinem Bericht beschreibt, so könnte man tatsächlich 
glauben, daß es sich nur um „Gefechte einzelner 
Abteilungen und Patrouillen“ gehandelt habe. 
Auch ist es begreiflich, daß General Smuts die 
Ereignisse in einem für die ihm unterstehenden 
Truppen mäöglichst günstigen Lichte darzustellen 
bemüht ist. In Wirklichkeit scheinen die durch den 
Durchbruch der Abteilung Wahle und die von 
Osten her einsetzenden deutschen Angriffe hervor- 
  
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zerufenen Kämpfe, die sich auf der ganzen von 
Fringa bis Songea verlaufenden Front entwickelt 
ghatten, nicht ganz den von Smuts angegebenen 
Berlauf genommen zu haben. Mangels eigener 
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