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wurde. Nur seine zahlenmäßige Überlegenheit
erlaubte es General Smuts, die hinter der Mgeta-
front in Reserve gehaltene Brigade zu gedachtem
Zweck zu verwenden, während dem deutschen
Führer die Streitkräfte fehlten, die durch einen
gleichzeitigen Angriff gegen die Mgetafront ein
Festhalten der dort befindlichen feindlichen Streit-
kräfte ermöglicht hätten.
Dem Bericht des Generals Smuts folgend,
wenden wir uns nunmehr den Ereignissen im
Westen zu, wo, wie bereits erwähnt, der von
Tabora auf dem Rückzug nach Südosten befind-
lichen Abteilung des Generalmajors Wahle der
Durchbruch durch die feindlichen Linien und die
Vereinigung mit den jenseits des Ruhndje-Kilom-
bero stehenden deutschen Streitkräften gelang.
Hierüber berichtet Smuts:
„Im Westen, wo die Generale van Deventer
und Northey standen, machte sich in den Mo-
naten November und Dezember eine erhöhte
Tätigkeit bemerkbar. Aber hier, wie anderswo,
hatten die Unternehmungen meist rein örtliche
Bedeutung. Um den feindlichen Streitkräften,
die sich von Tabora auf Mahenge in mehreren
Abteilungen etwas ziellos gegen den Iringa-
Bezirk bewegten, entgegenzutreten, hatte General
van Deventer die 7. südafrikanische Infanterie
und ein Radfahrer-Bataillon, letzteres unter
Lieutenant-Colonel Fairweather, dem für diese
Zeit der Befehl über die zwei Bataillone und
einen Teil der Truppen General Northeys
unter Lieutenant-Colonel Rodger Übertragen
wurde, vorgesandt. Diese beiden Bataillone der
2. Division waren sehr schwach, jedoch waren
die Transportverhältnisse um diese Zeit noch
nicht so weit wieder hergestellt, um die Entsen-
dung stärkerer Kräfte zu ermöglichen. Auch
hier, wie an anderen Stellen, wurden die
größten Anstrengungen gemacht, um die Vor-
bereitungen für ein allgemeines Vorgehen zu
treffen.
Wenn wir in der Lage gewesen wären, bei
der damaligen Lage eine größere Zahl von
Truppen südlich der Zentralbahn auf dem west-
lichen Kriegsschauplatz verpflegen zu können, so
hätten wir zweifellos die von Tabora kommen-
den feindlichen Streitkräfte viel schärfer anfassen
können, als wir dazu unter den für uns schwie-
rigen Umständen in der Lage waren.
Die 7. südafrikanische Infanterie erreichte
Iringa am 23. Oktober und Lieutenant-Colonel
Fairweather kam dort mit dem Radfahrer-
Bataillon am darauffolgenden Tage an.
Am 25. Oktober meldete General van De-
venter, daß der größte Teil der feindlichen
Tabora-Streitkräfte in der Nacht vom 22. zum
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23. weiter südlich zwischen Alt-Iringa und
Ngominji durchgebrochen sei und jede Verbin-
dung mit General Northey unterbrochen habe,
der so für einige Zeit keine Möglichkeit fand,
dem bei Iringa stehenden Teil seiner Truppen
Befehle zukommen zu lassen. Unter diesen Um-
ständen betraute ich General van Deventer mit
der Regelung der Angelegenheiten bei Iringa,
und so übernahm er zeitweise den Befehl über
den unter Lieutenant-Colonel Rodger stehenden
Teil von Northeys Truppen. Abgesehen von
dem vorerwähnten geschlossenen Teil der feind-
lichen Streitkräfte waren mehrere kleine Ab-
teilungen in der Dunkelheit durchgebrochen, was
sie natürlich bei der langausgedehnten Front,
ohne entdeckt zu werden, leicht ausführen konnten.
Die am Ruhudje stehenden Truppen des
Generals Northey wurden zur selben Zeit von
überlegenen Kräften angegriffen. Der Durch-
bruch des Gegners durch unsere Linien nahm
etwa drei Wochen in Anspruch, die durch
eine Reihe von Gefechten einzelner Abteilungen
und Patrouillen ausgefüllt waren.“
So war es also, auch infolge der tatkräftigen
Unterstützung durch die von Osten her in Richtung
Iringa und am Ruhudje angreifenden Teile der
deutschen Truppen, dem General Wahle gelungen,
die feindlichen Linien zu durchbrechen und seine
Vereinigung mit der Hauptmacht der Schutztruppe
zu vollziehen. Nur eine kleinere, am äußersten
rechten Flügel befindliche, unter dem Befehl des
Oberstleutnants a. D. Hübener stehende Abteilung,
die anscheinend durch irgendwelche Umstände von
ihrer Marschrichtung hatte abweichen müssen oder
aufgehalten worden war und so die Verbindung
mit der Hauptabteilung verloren hatte, konnte den
Durchbruch nicht mehr erzwingen. Sie mußte
sich am 26. November nach zweitägigem Kampfe
in Stärke von 7 Offizieren, 47 deutschen Unter-
offizieren und Mannschaften und 249 Askaris
bei Ilembule ergeben.
Folgt man den Schilderungen der einzelnen
Kampfhandlungen, wie sie General Smuts in
seinem Bericht beschreibt, so könnte man tatsächlich
glauben, daß es sich nur um „Gefechte einzelner
Abteilungen und Patrouillen“ gehandelt habe.
Auch ist es begreiflich, daß General Smuts die
Ereignisse in einem für die ihm unterstehenden
Truppen mäöglichst günstigen Lichte darzustellen
bemüht ist. In Wirklichkeit scheinen die durch den
Durchbruch der Abteilung Wahle und die von
Osten her einsetzenden deutschen Angriffe hervor-
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zerufenen Kämpfe, die sich auf der ganzen von
Fringa bis Songea verlaufenden Front entwickelt
ghatten, nicht ganz den von Smuts angegebenen
Berlauf genommen zu haben. Mangels eigener
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