Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Demgegenüber sei festgestellt, daß die deutsche Ex- 
peditionstruppe aus 1¾ Kompagnien berittener 
Infanterie mit 4 Maschinengewehren, 4 Gebirgs- 
geschützen und 2 Geschützen 96 n. A. bestand und 
etwa 350 Mann stark gewesen ist, während die 
Portugiesen ihre eigene Stärke auf 1000 Mann 
regulärer Truppen mit 5 Geschützen und 4 Ma- 
schinengewehren angeben.") Dazu kamen noch 
eingeborene Hilfsstreitkräfte, deren Zahl schwer zu 
schätzen ist. Auf beiden Seiten kam auf dem ent- 
scheidenden Gefechtsschauplatz bei Naulila nur ein 
Teil der Streitkräfte zur Verwendung. Deutscher- 
seits traf die Hälfte der Infanterie (2. Kompagnie) 
erst nach der Erstürmung des Forts ein. 
lber die Folgen des Gefechts lassen wir am 
besten die portugiesischen Berichte sprechen: 
„Als die Schlacht zu Ende ging, war die 
Panik allgemein. Oberst Rocadas machte 
äußerste Anstrengungen, um die Geschütze zu 
retten; nur ein durch Granaten zerstörtes Ma- 
schinengewehr wurde zurückgelassen. Bevor 
Rocadas mit dem Rest seiner Truppen nach 
Donguena abzog, befahl er die Räumung sämt- 
licher Forts und folglich der ganzen Region 
Cnamato, da er eine Verfolgung der Deutschen 
befürchtete, welche ihm den Rückzug hätten ab- 
schneiden können.“ 
Sehr anschaulich und freimütig ist in den por- 
tugiesischen Berichten die allgemeine Panik ge- 
schildert. „Unsere Truppen kamen ausgehungert 
und verdurstet am 19. zwischen 11 und 12 Uhr 
in Humbe an. Die Soldaten hatten die 
Waffen weggeworfen, um schneller fliehen 
zu können. 
Rocadas hatte Befehl erteilt, daß man die 
gesamte Munition des Forts „Rocadas“, gegen- 
) Bei der Furt von Calueqne standen die 10. Kom- 
pagnie des 14. Jufanterie-Regiments, ein Zug Artille- 
rie, eine Abteilung landins“ teingeborene farbige 
Soldaten) und eine Abteilung Dragoner, also ungefähr 
240 europäische Juhmteristen. 60 Eingeborene, 2 Ka- 
nonen und 30 
In Naulila lerden die 9. und 12. Kompagnie des 
Infanterie-Regiments Nr. 14, die Eingeborenen-Kom- 
vagnie Nr. 10 aus Mozambique, eine Batterie, eine 
Maschinengewehr= Abteilung, eine Abteilung Dragoner 
und eine Sanitätstruppe, also ungefähr 400 KLeuropäische, 
180 eingeborene Infanteristen, 3 Geschütze, 1 Maschinen- 
gewehre, 1 Dutzend Pferde. Die übrigen Dragoner 
waren mit 100 Pferden unter Leutnant Aragoa bei 
der Furt von Maholo. 
  
über von Humbe, an der anderen Seite des 
Flusses, vor Räumung zerstören solle. Um 2 Uhr 
fand eine fürchterliche Explosion statt, verursacht 
durch die aufeinanderfolgenden Explosionen von 
Tausenden von Patronen, man kann sich daher 
die Wirkung auf die Soldaten und die Einge- 
borenen von Humbe vorstellen. Diese waren von 
nichts unterrichtet, und man vermutete einen An- 
griff der Deutschen vom Fort „Rocadas“ aus. 
Die Panik war fürchterlich. Alles stürzte 
in. nördlicher Richtung davon, keiner dachte daran, 
Lebensmittel mitzunehmen; Rocadas bezeichnete 
Cahema und nachher Gambos als Sammelpunkt.“ 
Gambos liegt 250 km von Naulila entfernt. 
Die Verluste der Portugiesen bei dem Gesecht 
von Naulila betrugen nach ihren eigenen Angaben 
an Toten: 3 Offiziere, 66 Soldaten, darunter 
54 Weiße; an Verwundeten: 8 Offiziere, 137 
Soldaten, darunter 115 Weiße; an Gefangenen: 
3 Offiziere, 31 Mann. Unsere Gesamtverluste 
betrugen 11 Tote, 22 Verwundete, sie stehen aber 
in gar keinem Verhältnis zu denen der Portu- 
giesen. Bemerkt sei noch, daß dies die Verluste 
uUnserer Gegner bei dem eigentlichen Gefecht waren. 
Wieviel dann später auf der Flucht den Einge- 
borenen zum Opfer gefallen sind, wissen wir nicht. 
Für die deutsche Truppe war mit der Zer- 
störung Naulilas der Fall erledigt. Der Mord 
an den drei deutschen Offizieren und ihren Dienern 
war blutig gerächt worden. Zu einer weiteren 
Verfolgung lag keine Veranlassung vor, da jeder 
Mann im Kampfe gegen die Engländer gebraucht 
wurde. 
Für die Portugiesen hatte die schwere Nieder- 
lage unabsehbare Folgen. Weite Gebiete mit all 
ihren kostbaren Vorräten wurden ausgegeben. Die 
Eingeborenen standen gegen ihre bisherigen Ge- 
bieter auf, und es wird die Portugiesen große 
Opfer an Blut und Geld kosten, bis sie in jener 
Gegend ihr Ansehen wiederhergestellt haben werden. 
O 
V. Besitzungen in der Südsee. 
Neue Ereignisse sind nicht zu berichten. 
Abgeschlossen am 10. Oktober 1918.
	        
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