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Demgegenüber sei festgestellt, daß die deutsche Ex-
peditionstruppe aus 1¾ Kompagnien berittener
Infanterie mit 4 Maschinengewehren, 4 Gebirgs-
geschützen und 2 Geschützen 96 n. A. bestand und
etwa 350 Mann stark gewesen ist, während die
Portugiesen ihre eigene Stärke auf 1000 Mann
regulärer Truppen mit 5 Geschützen und 4 Ma-
schinengewehren angeben.") Dazu kamen noch
eingeborene Hilfsstreitkräfte, deren Zahl schwer zu
schätzen ist. Auf beiden Seiten kam auf dem ent-
scheidenden Gefechtsschauplatz bei Naulila nur ein
Teil der Streitkräfte zur Verwendung. Deutscher-
seits traf die Hälfte der Infanterie (2. Kompagnie)
erst nach der Erstürmung des Forts ein.
lber die Folgen des Gefechts lassen wir am
besten die portugiesischen Berichte sprechen:
„Als die Schlacht zu Ende ging, war die
Panik allgemein. Oberst Rocadas machte
äußerste Anstrengungen, um die Geschütze zu
retten; nur ein durch Granaten zerstörtes Ma-
schinengewehr wurde zurückgelassen. Bevor
Rocadas mit dem Rest seiner Truppen nach
Donguena abzog, befahl er die Räumung sämt-
licher Forts und folglich der ganzen Region
Cnamato, da er eine Verfolgung der Deutschen
befürchtete, welche ihm den Rückzug hätten ab-
schneiden können.“
Sehr anschaulich und freimütig ist in den por-
tugiesischen Berichten die allgemeine Panik ge-
schildert. „Unsere Truppen kamen ausgehungert
und verdurstet am 19. zwischen 11 und 12 Uhr
in Humbe an. Die Soldaten hatten die
Waffen weggeworfen, um schneller fliehen
zu können.
Rocadas hatte Befehl erteilt, daß man die
gesamte Munition des Forts „Rocadas“, gegen-
) Bei der Furt von Calueqne standen die 10. Kom-
pagnie des 14. Jufanterie-Regiments, ein Zug Artille-
rie, eine Abteilung landins“ teingeborene farbige
Soldaten) und eine Abteilung Dragoner, also ungefähr
240 europäische Juhmteristen. 60 Eingeborene, 2 Ka-
nonen und 30
In Naulila lerden die 9. und 12. Kompagnie des
Infanterie-Regiments Nr. 14, die Eingeborenen-Kom-
vagnie Nr. 10 aus Mozambique, eine Batterie, eine
Maschinengewehr= Abteilung, eine Abteilung Dragoner
und eine Sanitätstruppe, also ungefähr 400 KLeuropäische,
180 eingeborene Infanteristen, 3 Geschütze, 1 Maschinen-
gewehre, 1 Dutzend Pferde. Die übrigen Dragoner
waren mit 100 Pferden unter Leutnant Aragoa bei
der Furt von Maholo.
über von Humbe, an der anderen Seite des
Flusses, vor Räumung zerstören solle. Um 2 Uhr
fand eine fürchterliche Explosion statt, verursacht
durch die aufeinanderfolgenden Explosionen von
Tausenden von Patronen, man kann sich daher
die Wirkung auf die Soldaten und die Einge-
borenen von Humbe vorstellen. Diese waren von
nichts unterrichtet, und man vermutete einen An-
griff der Deutschen vom Fort „Rocadas“ aus.
Die Panik war fürchterlich. Alles stürzte
in. nördlicher Richtung davon, keiner dachte daran,
Lebensmittel mitzunehmen; Rocadas bezeichnete
Cahema und nachher Gambos als Sammelpunkt.“
Gambos liegt 250 km von Naulila entfernt.
Die Verluste der Portugiesen bei dem Gesecht
von Naulila betrugen nach ihren eigenen Angaben
an Toten: 3 Offiziere, 66 Soldaten, darunter
54 Weiße; an Verwundeten: 8 Offiziere, 137
Soldaten, darunter 115 Weiße; an Gefangenen:
3 Offiziere, 31 Mann. Unsere Gesamtverluste
betrugen 11 Tote, 22 Verwundete, sie stehen aber
in gar keinem Verhältnis zu denen der Portu-
giesen. Bemerkt sei noch, daß dies die Verluste
uUnserer Gegner bei dem eigentlichen Gefecht waren.
Wieviel dann später auf der Flucht den Einge-
borenen zum Opfer gefallen sind, wissen wir nicht.
Für die deutsche Truppe war mit der Zer-
störung Naulilas der Fall erledigt. Der Mord
an den drei deutschen Offizieren und ihren Dienern
war blutig gerächt worden. Zu einer weiteren
Verfolgung lag keine Veranlassung vor, da jeder
Mann im Kampfe gegen die Engländer gebraucht
wurde.
Für die Portugiesen hatte die schwere Nieder-
lage unabsehbare Folgen. Weite Gebiete mit all
ihren kostbaren Vorräten wurden ausgegeben. Die
Eingeborenen standen gegen ihre bisherigen Ge-
bieter auf, und es wird die Portugiesen große
Opfer an Blut und Geld kosten, bis sie in jener
Gegend ihr Ansehen wiederhergestellt haben werden.
O
V. Besitzungen in der Südsee.
Neue Ereignisse sind nicht zu berichten.
Abgeschlossen am 10. Oktober 1918.