Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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großzügig sind, da sie ja nicht allein für den vor- 
liegenden beschränkten Zweck und für eine kurze 
Zeitspanne, sondern für dauernd gedacht sind. 
Großzügig denkende Grundbesitzer nehmen 
nach der Abholzung eine systematische Besiedlung 
in Angriff. Das Sägewerk mit Bahnhos, elek- 
trischer Licht= und Kraftzentrale, Wasserleitung 
und Kanalisation, Arzt und Apotheke, Schule und 
Kirche ist der gegebene Mittelpunkt. Für kleinere 
Ansiedlungen sind die früheren, verlassenen 
logging-camps gceeignet. Dort sind schon 
Brunnen gebohrt, ein paar Häuser mit Gärten 
und Viehzäunen vielleicht stehen geblieben; die 
alten Eisenbahnkörper dienen als Verkehrswege, 
und die Bäume sind bereits gefällt. Das sind für 
einen Ansiedler bedeutende Erleichterungen; er 
braucht nur noch über Land zu brennen, und 
der jungfräuliche Boden trägt Kartoffeln, Mais, 
Baumwolle. Das Saatgut wird den Ansiedlern 
von der Gesellschaft geliefert und so ein gleich- 
mäßiges, marktfähiges Produkt erzielt. Die Ernte 
wird von der im Besitz der Holzgesellschaft befind- 
lichen Bank bevorschußt und im Herbst aufgekauft. 
Für die Baumwolle z. B. ist eine besondere 
Ginanstalt mit Baumwoll= und Olpresse vorhan- 
den. Die Baumwollsamen werden gepreßt, das 
Ol verkauft und die Rückstände, der Slkuchen, 
wieder an die Farmer als VBiehfutter geliefert. 
Bei einem anderen Unternehmen wird das 
Hauptgewicht auf Produktion von Garten- 
erdbeeren oder Obstzucht überhaupt gelegt und 
das Packmaterial in einer eigenen Holzwoll= und 
Kistenfabrik hergestellt. Kurz, eine moderne 
Lumber-Co. ist für sich ein kleiner geschlossener 
Wirtschaftsstaat. 
Zukunft der Holzindustrie. Den 
Höhepunkt ihrer Entwicklung dürften übrigens 
diese Riesensägewerke in den Vereinigten Staaten 
bereits erreicht haben. Schlagbare Waldungen in 
dem Umfange, wie sie zur Rohstoffversorgung 
eines Großsägewerkes notwendig sind, gibt es in 
  
den Vereinigten Staaten nicht mehr zu kaufen, 
und große Altholzvorräte jahrelang zu Speku- 
lationszwecken ungenutzt stehen zu lassen, ver- 
bietet sich bei der amerikanischen Steuergesetz- 
gebung von selbst. Die im Besitze der großen 
Sägewerke im Pitch-Pine-Gebiet befindlichen 
Waldungen sind aber in einigen Jahren abgeholzt, 
und nur wenige Unternehmungen haben Vorrat 
auf 20 bis 30 Jahre. 
Die amerikanische Holzindustrie wird also in 
naher Zukunft gezwungen sein, andere Wald- 
gebiete aufzusuchen, und die befinden sich im Be- 
sitze der amerikanischen Staatsforstverwaltung, 
die keineswegs gesonnen ist, aus ihren Waldungen 
Wüsteneien wie im Pitch-Pine= und White-Pine- 
Gebiet machen zu lassen. In den Vereinigten 
Staaten wird also das Sägewerk der Zukunft bei 
Benutzung aller Hilfsmittel der Technik doch nur 
mittleren Umfang haben. 
Nimmt man die Schätzung Fernows als richtig 
an, daß der gesamte Altholzvorrat in Amerika 
rund 14 Milliarden km beträgt, so würde dieser 
unter Beibehaltung des gegenwärtigen Nutzungs- 
satzes von jährlich 600 Millionen km noch etwa 
20 bis 30 Jahre ausreichen. Der Nachwuchs an 
Holz ist infolge der Bringungsmethoden, von 
Waldbränden und Viehweide so gering, daß er 
für die gegemwärtige Holzindustrie praktisch gar 
nicht in Frage kommt. Nach Aufbrauch der Ur- 
waldbestände stcht also Amerika vor der Not- 
wendigkeit, einmal seinen Holzverbrauch auf ein 
Minimum einzuschränken, anderseits für seinen 
unumgänglich notwendigen Bedarf andere Wald- 
gebiete aufzusuchen; solche sind aber in größerem 
Umfange nur in Kanada, Zentral= und Süd- 
amerika, Sibirien und Afrika vorhanden. Die 
Folgerungen, die sich daraus auf die Preisgestal- 
tung für Holz und auf die Politik für Europa 
und Amerika ergeben, liegen auf der Hand. 
Mögen sie von den berufenen Männern recht- 
zeitig erkannt werden. 
  
Nachrichten aus den deutschen ÖSchutzgebieten. 
(Abdruck der Nachuchten vollstänoig oder tellweise nur mit Quellenangabe gestatiet.) 
Ein englischer Offigier über Lettow -Vorbechk. 
Den früheren, anerkennenden, neutralen und 
feindlichen Außerungen") über Lettow-Vorbeck 
lassen wir nachstehend eine weitere folgen. 
Ein englischer Offizier, der in Deutsch-Ostafrika 
mitgekämpft. hat, gibt in einem Brief an den 
*) Val. S. 317 des dahrg 1917 und S. 4 des 
Jahrg. sz des „D. Kol 
„Vriend des Volks“ in Bloemfontein (Oranje- 
Freistaat) seiner Bewunderung für den deutschen 
Befehlshaber Ausdruck. Von einem gefangen- 
genommenen deutschen Offizier mit Namen Sprock- 
hoff erfuhr er, daß Lettow niemals nachgeben 
wird. Er wird von den Askaris vergöttert, be- 
wegt sich unter ihnen ohne Rangabzeichen und 
lebt von denselben Nahrungsmitteln wie sie. Die 
Askaris singen Lieder von dem großen „Bwana“
	        
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