Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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öfen beweisen. Es scheint mir, daß der euro- 
päische Handel auch dem Eisengewerbe der Bajas 
im Laufe der nächsten Zeit völlig das Grab 
graben wird. 
Schon jetzt ist es nur noch in recht entlegenen 
Gegenden möglich, einen Einblick in das alte 
Eisengewerbe des Landes zu gewinnen. Es 
werden die verschiedenartigsten Lagerstätten aus- 
gebeutet. Das beliebteste Erz ist ein dichter, muschlig 
brechender, bisweilen ziemlich reiner Hämatit, wie 
er sich als Verwitterungslagerstätte über jugend- 
lichen Sandsteinen bildet. Diese Art der Ver- 
witterung scheint im Süden häufiger als im Norden 
aufzutreten. Zwischen Carnot und Gaza sah 
ich die meisten Schmelzstätten, und diese ver- 
danken ihr Dasein dem dichten Erz jener rezenten 
Verwitterungslagerstätten. Da sich nun in den 
jugendlichen Sandsteinen häufig Bänke von 
mehr oder weniger reinem Hämatit, der in Domen 
bisweilen roten Glaskopf bildet, vorfinden, so 
könnte es natürlich auch vorkommen, daß eine 
fossile Lagerstätte, die an der Oberfläche oder in 
einem Flußtal ausbeißt, ausgebeutet wird. 
Ein eigentlicher Abbau der Erzlagerstätten 
findet selbstverständlich nicht statt, sondern es 
werden eben herausgewitterte auf dem Erdboden 
oder in Bachbetten herumliegende Blöcke ge- 
sammelt und in der Hand nach dem Schmelzofen 
getragen. Schon hierans folgt, daß die Schmelz- 
öfen, um unnötige Arbeit nach Möglichkeit zu 
ersparen, in der Nähe der gerade ausgenutzten 
Lagerstätte errichtet werden müssen. Ganz sicher 
muß daher, ehe man sich daran begibt, in müh- 
samer Arbeit den bis zu zwei Meter hohen 
Schmelzofen aus Bauxit zu bauen, eine primitive 
Art von Prospektieren stattgefunden haben. 
Nur dort, wo man von vornherein sicher war, 
daß sich Mühe und Arbeit zur Errichtung des 
Ofens lohnen würden, wird man mit dieser Arbeit 
begonnen haben. Notwendigerweise hat daher 
der erzkundige Mann der Horde, der wahrscheinlich 
auch gleichzeitig der Konstrukteur und Erbauer 
des Schmelzofens ist, die Lagerstätte abgeschritten. 
Und dann hat er nach Abwägung aller maß- 
gebenden Gründe die Stelle zum Abbau aus- 
erkoren, die ihm die günstigsten Bedingungen zu 
bieten schien. Dort, wo genügende und leicht zu 
schmelzende Erzmengen vorhanden sind, wo sich 
die mineralischen Bestandteile, die zum Bau des 
Ofens nötig sind, leicht in genügender Menge 
beschaffen lassen, wo starker Baumwuchs ein gutes 
Versteck gegen Feinde bietet und zur Herstellung 
von Holzkohle einladet, kurz dort, wo alle für den 
Neger günstigen Bedingungen vorhanden sind, 
wird man zum Bau des Schmelzofens schreiten. 
Im großen und ganzen sind also auch hier be- 
reits Erwägungen, die den Kern unserer heutigen 
  
Überlegungen über die Abbaufähigkeit oder Un- 
abbauwürdigkeit irgendeiner Lagerstätte in sich 
schließen, im Gehirn des einfachen Naturmenschen 
durchdacht worden. 
Kennt man die Gründe, die den Baja an 
irgendeiner bestimmten Stelle zur Anlage eines 
Schmelzofens veranlaßten, so ist es meist nicht 
schwer, die Lagerstätte, aus der das Roherz ge- 
wonnen wird, zu entdecken. Einen schweren 
Irrtum würde man natürlich begehen, und er ist 
auch leider in diesen Gegenden bereits häufig 
genug gemacht worden, wollte man aus dem 
Auftreten eines oder gar mehrerer Schmelzöfen 
den Schluß ziehen, daß in der Nähe ganz ge- 
waltige Eisenerzlagerstätten vorhanden sein 
müßten, da sie „ja sogar den Eingeborenen 
bekannt seien und von ihnen ausgebentet würden“. 
Keinem der vielen Reisenden, die in diesem Punkte 
recht laienhafte Berichte veröffentlicht haben, wären 
diese Irrtümer untergelaufen, wenn er gewußt 
hätte, daß es völlig andere Bedingungen sind, 
die ein einfacher Naturmensch und der gewinn- 
süchtige Kulturmensch an eine Lagerstätte stellt, 
damit sie für ihn „abbauwürdig“ ist. Hätte jeder 
Reisende, dem solche Schmelzöfen eine wissen- 
schaftliche Neugierde erzeugten und seine Phantasie 
derartig anregten, daß er auf Grund der Er- 
zählungen seiner Soldaten und Diener von rie- 
sigen Erzlagerstätten, die vorhanden sein müßten, 
träumte, in ganz bescheidener Weise festgestellt, 
daß in der Nähe der Ofen sicher Erzlagerstätten 
wären, die für den Neger abbauwürdig wären 
und eben die Bedingungen erfüllten, die ein ein- 
facher Naturmensch an eine Lagerstätte stellt, um 
sie sich dienstbar machen zu können, so hätte er 
der Wissenschaft einen großen Dienst geleistet und 
ihr nicht geschadet durch Übertreibungen, die an 
die Gebräuche unwissender Schatzgräber erinnern. 
Seltener als der dichte, muschlig brechende 
Hämatit wird der festere kieselsäurereichere, zellige 
Krusteneisenstein verhüttet. Dieser setzt sich 
aus unregelmäßig wechselnden Lagen und Kon- 
kretionen von Hämatit und Limonit zusammen 
und bildet sich bei der Verwitterung von alt- 
kristallinen Gesteinen. Mithin ist er im Baja- 
Land, dessen granitener Grundsockel nur im Süden 
von jüngeren Sandsteinen überdeckt wird, weit 
verbreitet. Trotzdem scheint er nur selten ver- 
hüttet zu werden und wenig beliebt zu sein. Denn 
fast überall mit dem Urgebirge treten mächtige, 
weiße, erzführende Quarzriffe zutage. (Da mir 
die Entstehung dieser Onarzanhäufungen nicht 
klar ist und sie außerdem wohl nicht alle den 
gleichen Vorgängen ihre Bilbung verdanken, be- 
diene ich mich des neutralen Begriffes „NRiff“.) 
In ihnen tritt häufig Magnetit auf, der scheinbar 
als Roherz dem Loateriteisen vorgezogen wird.
	        
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