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deutschen Leiter der Siedelung und seinen treuen
Gehilfen erheben, die beide als einzige Deutsche,
als einzige Europäer mit den 3000 Eingeborenen
das Werk geschaffen, sie zur Arbeit angeleitet,
ermahnt, ermuntert und in Zug gehalten hatten,
die in unermüdlichem Eifer für ihre Verpflegung
sorgten, all’“ ihre vielen Anliegen, Klagen und
Wünsche anhörten und nach Kräften berücksichtigten,
ihre Kranken pflegten und heilten, ihre Arbeit,
ihre Erholung und ihre Ruhe überwachten und
vor allem in ihnen das kindliche Vertrauen zu
ihren deutschen Herren erhielten und mehrten.
Die beiden Deutschen hatten den Mittelpunkt
ihrer Tätigkeit und ihre Wohnung am Strande an-
gelegt, dem Eingange zur Siedlung von der
Wasserseite her. Die von San Carlos herführende,
einige hundert Meter vom Ufer abbleibende
Hauptstraße war von dort auf bequemem Wege
in 5 Minuten zu erreichen. Indessen war der
Wasserweg für die Siedelung die Hauptverkehrs-
verbindung mit San Carlos. Alle Bedürfnisse,
die nicht aus der Niederlassung selbst gedeckt
werden konnten, gingen später auf dem Wasser-
wege über San Carlos ein. Gerade in den
ersten Monaten mußten Mengen von Verpflegung
von dort hergeschafft werden, ja auch die Blätter
und Stangen der im Siedelungsgebiet nicht vor-
kommenden Raphiapalmen, die unentbehrlichen
Baustoffe für die Häuser der Kameruner Neger.
Die vielen Hundert von Trägern, die oft über
einen Tag nach San Carlos zum Lastenholen
unterwegs waren, konnte die Siedelung gar nicht
aufbringen, ohne die ganze Arbeit der Anlage in
Frage zu stellen. So ließ der Siedelungsleiter
durch seine Eingeborenen Kanus anfertigen, die
schon nach wenigen Monaten einen Gehalt von
16 Tonnen erreichten und vollkommen genühten,
um den ganzen Güterverkehr der Siedelung zu
bewältigen. Eine kleine Bucht am Eingang der
Siedelung von Bokoko wurde zum Kanuhafen
ausgewählt. Am Strande wurden Bootshäuser,
Lagerschuppen, Werkstätten und Wohnhütten der
Bootsmannschaft errichtet, und so wurde ein Platz
geschaffen, von dem aus sowohl San Carlos wie
die einzelnen Häuptlingsgehöfte der Siedelung
zu Wasser bequem erreicht werden konnten. Im
Laufe der Zeit fertigten auch einzelne Häuptlinge
für sich selbst Kanus an, und allmählich entstand
mit dem Bootsbetrieb auch eine kleine Fischerei,
die nicht allein alle Anschaffungskosten in kurzer
Zeit wieder einbrachte, sondern sogar noch kleine
BarüÜberschüsse zum Nutzen der Gesamtheit förderte.
Nahe diesem Hafen lag der Siedelungs-Haupt-
hof mit den Wohnhäusern der beiden Deutschen,
Verwaltungsgebäuden, Werkstätten, Ställen und
allen sonstigen, für den Betrieb notwendigen An-
lagen. Das Wohnhaus des Gehilfen stand etwas
abseits des weiten, geräumigen Gehöfts, das des
Siedelungsleiters bildete den Mittelpunkt des
Ganzen; es enthielt zugleich Schreibstube und
Fremdenzimmer. Es war dasselbe freundliche
behagliche Europäerhaus, das man früher überall
im Kameruner Waldlande treffen konnte, ein lang-
gestrecktes, auf Pfählen ruhendes Buschhaus mit
breitem Blätterdach, das die rings herumführende
Veranda überschattete, und mit dem überdachten
vorspringenden Treppenaufgang in der Mitte der
breiten Vorderseite. Freundliche Gartenanlagen
breiteten sich ringsherum aus, hinter dem Hause
lagen, wie üblich, die zur Wohnung gehörigen
Wirtschafts= und Diensträume.
Eine rege Tätigkeit herrschte dort in den
Schreibstuben, eine Tätigkeit, die auch einen ganz
wesentlichen Teil der Arbeitszeit des Leiters in
Anspruch nahm. Nach einem sorgfältig bis ins
kleinste ausgearbeiteten Wirtschaftsplan wurde
dort über die der Siedelung zugewiesenen Mittel
verfügt. Die Häuptlinge erhielten monatliche Ver-
gütungen und Unterstützungen für sich und ihren
Anhang; die farbigen Hilfskräfte mußten gelöhnt,
anderen Wartegelder, Verpflegungszuschüsse, Boten-
löhne und Frachten bezahlt werden; die Gesund-
heits= und Krankenpflege erforderte erhebliche
Mittel, desgleichen der Unterhalt der hier unter-
gebrachten Reittiere des Gouvernements, und nicht
zum mindesten die Beschaffung der besonders in
den ersten Monaten erheblichen Mengen von Ver-
pflegung aus San Carlos. Hand in Hand mit
der Verwaltung dieser Geldmittel, mit der Buch-
und Kassenführung ging der Schriftverkehr mit
den spanischen Behörden, dem deutschen Kom-
mando, mit den Kaufleuten und sonstigen Ge-
werbetreibenden in San Carlos und Santa Isabel.
Von einem Trommelturm auf dem Siedelungs-
hof wurden die Häuptlinge in der in Kamerun
üblichen Trommelsprache zum Siedelungshof ge-
laden zum Empfang ihrer Gebührnisse und zur
Entgegennahme von Weisungen des Leiters. Auf
dem Haupthof konnten die Eingeborenen in einer
Verkaufsstelle Verpflegung und die sonstigen in
Buschfaktoreien üblichen Gegenstände zu Einkaufs-
preisen kaufen. Ein Wochenmarkt gab denen, die
noch keine fruchttragenden Farmen besaßen, die
Möglichkeit, sich mit Frischnahrung zu versorgen,
Schuster-, Schneider-, Tischler= und Korbflechter-
werkstätten boten ihnen die Möglichkeit, ihre
Kleidung und Wohnungseinrichtung zu ergänzen
und zu vervollständigen. Von Zeit zu Zeit lieferte
der Viehhof der Siedelung den Häuptlingen einige
Schweine zu Zuchtzwecken.
Alle im Schreibstuben= und Wirtschaftsdienst
tätigen farbigen Angestellten und Arbeiter hatten
nahe dem Haupthof nach dem Kanuhafen zu ihr
geräumiges Dorf mit reichlichen Farmanlagen.