Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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Gung des Versahreus. 
1. Schmelzen und Gießen der Stäbe. 
Da das Münzmetall im allgemeinen nicht in 
einer Form vorhanden war, die ein direktes Aus- 
walzen auf die erforderliche Plattenstärke gestattet 
hätte, so mußte der größere Teil der Münzen 
durch Gießen von Stäben hergestellt werden. 
Zum Einschmelzen der Legierung dienten zwei 
von einem Eisenblechaufsatz umkleidete und mit 
Rotlehm ausgeschmierte Schmiedefeuer sowic ein 
aus Schamotteziegeln gemanerter Windofen, 
die sämtlich künstlichen Zug durch Anschluß an 
Ventilatoren der Werkstätte erhielten und zu- 
sammen vier größere bezw. acht kleinere Tiegel 
aufzunehmen vermochten. Als Schmelztiegel, 
au welchen große Not war, standen lediglich die 
Graphittiegel zur Verfügung, die von der Kironda 
Goldmine in Sekenke zum Einschmelzen des Roh- 
goldes benutzt wurden; sie befanden sich größten- 
teils schon in gebrauchtem, stark abgenutztem Zu- 
stande, wurden zudem von der Legierung stark 
angegriffen und infolgedessen rasch unbrauchbar; 
auch war ihr Fassungsraum gering (etwa 30 kg 
bei den größeren, etwa 20 kg bei den kleineren 
Tiegeln). So gestaltete sich das Schmelzen und 
Gießen umständlich und zeitraubend. Versuche, 
im Lande selbst Tiegel aus feuerfestem Ton her- 
zustellen, mißlangen infolge des ungeeigneten 
Rohmaterials. 
Die Münzlegierung bestand aus verarbei- 
letem Messing der erwähnten Art, dem zur Er- 
zielung eines möglichst leicht zu bearbeitenden 
Gusses noch einige weitere, durch Versuche er- 
mittelte Zusätze beigegeben wurden. Ein Einsatz 
von rund 30 kg enthielt: 
24 000 kg Altmessing (Patronenhülseu); 
6000 = Kupfer, 
0,510 = Belei, 
0,170 = Aluminium, 
zus. 30 680 kg. 
Das täglich in allen drei Ofen durchgesetzte 
Schmelzgut beirug etwa 200 bis 300 kg. Gegossen 
wurde mit eisernen Gießlöffeln in vorher stark 
erwärmte eiserne Gußformen, die — aus zwei 
gleichen Hälften bestehend in der Mitte die 
ausgehobelte Aussparung für den Gußstab ent- 
hielten und an beiden Enden durch zwei Klam- 
mern zusammengehalten wurden. Der erhaltene 
Stab war eiwa 400 mm lang, 32 mm breit und 
3 bis 5 mm dick. Insgesamt wurden durch Gießen 
von Stäben etwa 1 Million Zwanzigheller, ent- 
sprechend 60 v. H. der Gesamtleistung, hergestellt. 
2. Walzen. Metallwalzwerte, die für die 
Zwecke der Münzprägung hätten verwendetl werden 
können, waren in der Kolonie nirgends vorhan- 
hierzu 
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den. So behalf man sich mit Kautschulwasch- 
walzwerken, wie sie auf den Pflanzungen zum 
Waschen des Rohkautschuks in Verwendung stan- 
den, drehte die mit Rillen versehenen Walzen 
auf eine glatte Oberfläche ab und erzielte da- 
durch einen einfachen, leidlich brauchbaren Walz- 
apparat. Die verwendeten Walzen besaßen Durch- 
messer von 150 bis 200 mm und eine Länge von 
etwa 600 mm. Es lag in der Natur der Sache, 
daß Walzwerke, die zum Waschen von Kautschuk 
bestimmt waren, den an ein Metallwalzwerk zu 
stellenden Ansprüchen bezüglich Stabilität, Stärke 
der Lager, Grad der Feineinstellung usw. keines- 
wegs gewachsen sein konnten; zahlreiche sehr 
störende Desekte waren infolgedessen unvermeidlich, 
und schließlich gelang es nur durch den zufälligen 
Erwerb eines besonders stark gebauten, zur Landes- 
ausstellung nach Daressalam gesandten Krupp- 
schen Kantschukwaschwalzwerkes, den Münzbetrieb 
dauernd aufrecht zu erhalten. Der Antrieb der 
Walzen erfolgte durch Riemenübertragung von 
kleinen stehenden Dampflokomobilen aus; die 
fertig gewalzten Streifen erhielten eine Stärke 
von 2 mm. 
Nachdem im Laufe der Zeit die vorhanden 
gewesenen Schmelztiegel verbraucht worden und 
neue nicht zu beschaffen waren, mußte der ganze 
Schmelz= und Gießbetrieb eingestellt werden. Man 
ging alsdann dazu über, die in ziemlich großen 
Mengen vorhandenen Bleche, Platten und Rohre 
aus Messing (letztere nach vorherigem Aufschneiden 
und Strecken) in Streifen zu schneiden und diese 
auf die erforderliche Plattenstärke auszuwalzen. 
Hierbei verwertete man alle Größen und alle 
Stärken von 2 bis 15 mm aufwärts; bei derart 
starken Platten, die zum Teil große Härte besaßen, 
mußten die Streifen, um sie walzbar zu machen, 
wiederholt gut ausgeglüht werden. 
Um den an die Münze gestellten Anforde- 
rungen dauernd gerecht zu werden, wurde es. 
schließlich, als die Bestände an Messingblechen 
sich zu erschöpfen begannen, notwendig, neben 
Zwanzighellerstücken aus Messing auch solche aus 
Kupfer auszuprägen, die in Form und Zeichnung 
den anderen vollkommen glichen und wie jene 
durch Verarbeilung von Kupferblechen und Kupfer- 
rohren gewonnen wurden. Die Gesamtsumme 
der ohne Gießverfahren durch direktes Auswalzen 
von Blechen und Platten erzeugten Zwanzig- 
hellermünzen beträgt rund 600 000 Stück, ent- 
sprechend 10 v. H. der Gesamtleistung; hiervon 
waren elwas mehr als die Hälfte (etwa 333.000 
Stück) Kupsfermünzen. Auf dieselbe Weise erfolgte 
in der Hauptsache auch die Herstellung der Fünf- 
hellermünzen aus Messing, für die von Anfang 
au reichlich Bleche in passenden Stärken zur Ver- 
sügung standen.
	        
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