Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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Ergebnis über unsere Eingeborenenpolitik in den deut- 
schen Kolonien bringen, als es in der offiziellen Be- 
gründung des Kolonialraubs durch die Entente heute 
noch lautet. (Hört! hört!) 
Bekanntlich sind schon während des Kriegs und 
daunn nach Abschluß des Waffenstillstands mehrere 
Schriftstücke teils offiziellen, teils offiziösen Charakters 
von der Entente ausgegeben worden, um schon bei- 
zeiten den bevorstehenden Naub unserer Kolonien zu 
rechtjertigen. Diese Schriftstücke haben unverzüglich 
die Beantwortung des deutschen Reichs-Kolonialamts 
gefunden. Wir haben in mehreren Denkschriften uns 
einerseits über die deutsche Eingeborenenpolitik, dann 
aber auch über französische und englische Eingeborenen- 
behandlung ausgelassen. Diese ausführlichen Denk- 
schristen, die überall einwandfreie Zeugnisse unpartei- 
ischer Kenner der Verhältnisse, und zwar vornehmlich 
auch hervorragender franzgösischer, amerikanischer und 
englischer Fachkenner von auerkanntem Rufe enthalten, 
sind von uns der Entente und insbesondere auch dem 
Herrn Präsidenten Wilson übermittelt worden. Außer- 
dem habe ich während der Verhandlungen über den 
Friedeusvertrag als Leiter des Reichskolonialministe- 
riums darauf hinzuwirken gesucht, daß ein besonderer 
Ausschuß gebildet werden möge, in dem eine ausgie- 
bige Aussprache stattfinden sollte über alle gegen uns 
erhobenen Vorwürfe und Anschuldigungen. Ich habe 
mich bereit erklärt, mit einem Stabe von Beamten 
aus dem Reichskolonialministerium und allen in Be- 
kracht kommenden Schutzgebieten persönlich zu erscheinen, 
um auf die Vorwürfe ausgiebig Rede und Antwort 
zu stehen. (Hört! hört! Man hat es aber abgelehnt, 
uns irgendwelche Gelegenheit zu geben, auf die gegen 
uns erhobenen Vorwürse zu antworten. (Hört! hört!) 
Daraus sollte die ganze Welt, insbesondere das neu- 
trale Ausland, die nötigen Rückschlüsse auf die innere 
Berechtigung und die Ernstlichkeit solcher Vorwürfe 
selbst herleiten. (Sehr richtigs) Wenn man vor der 
gangen Welt gegen ein durch tausendjährige Vergangen- 
heit als Kulturnation bewährtes Volkl solch ungehener- 
liche Vorwürfe erhebt, muß man ihm auch Gelegenheit 
geben, sich zu rechtfertigen. (Ernente Zustimmung.) 
Jemand ungehört zu verurteilen, widerspricht allen 
Grundsätzen der Gerechtigkeit und verstößt zugleich 
gegen die Grundlagen des internationalen Rechts. 
Ich will aus den vielen ausländischen Stimmen, 
die über unsere kolonisatorische Fähigkeit laut geworden 
sind, nur ein einziges Zeugnis herausheben, nämlich 
des Amerikaners Forbes, der bereits im Jahre 1911 
bei einem Vergleich zwischen deutscher und französischer 
Kolonialpolitik zu dem Ergebnis gekommen ist: von 
allen Schutzherren in Afrika hat der Deutsche die 
reinsten Hände. (Hört! hört!) Wir können hinzu- 
iügen: er hat nicht nur die reinsten Hände, sondern 
er hat sogar wirklich reine Hände. (Sehr gutl) 
Was nun die Eingeborenen in Kamerun anlangt, 
so war ihnen schon vor dem Kriege die Arbeitsweise 
  
der französischen Kolonialgesellschaft in dem benach- 
barten französischen Aquatorialafrika bekanntgeworden. 
Was sie dann im Laufe des Krieges beim Zusammen- 
treffen mit Franzosen am eigenen Leibe verspürten 
und durch Angen= und Ohrenzeugen erfuhren, hat ihre 
Sorge, die Deutschen möchten durch die Geschicke des 
Krieges gezwungen sein, ihren Besicz an die Franzosen 
abzutreten, nur noch verstärkl. Aus dieser tiefgrün- 
digen Besorgnis der Eingeborenen Kameruns heraus 
erklärt es sich, daß sie an die deutsche Kolonialverwal- 
tung das dringende Ersuchen gerichtet haben, mit ihnen 
gemeinsam ihr Geschick zu teilen und lieber mit ihnen 
unterzugehen, als in die Hände der Franzosen zu 
fallen. (Hört! hört.) 
Meine Damen und Herren! Heute möchte ich mit 
ganz besonderer Anerkennung und Dankbarkeit gegen- 
über dem Vorwurfe des frangösischen Kolonialministers 
Simon die Tatsache verzeichnen, daß wir das 1½/jjäh- 
rige feste Durchhalten der kleinen deutschen Streitmacht. 
die völlig unvorbereitet für einen Krieg mit enro- 
päischen Gegnern war, gegenüber einer mehr als 
zehnfachen UÜbermacht dadurch haben erzielen können, 
daß uns der Kern der Eingeborenen Kameruns tren 
geblieben ist und uns willig und tatkräftig im Kampf 
gegen die anderen Gegner unterstützte. (Bravol) Dieser 
tätigen Mitwirkung — und das wollen wir mit An- 
erkennung feststellen — ist ein derartiger Erfolg, der 
als deutsche Ruhmestat in der Geschichte dastehen 
wird, zu verdanken. (Erneutes Bravo!) Wäre diese 
Hilfe unterblieben, so hätte auch eine um das vielfache 
größere Streitmacht sich nicht annähernd solange im 
Lande halten können. Als unsere Schutztruppen dann 
schließlich infolge der immer stärker werdenden Über- 
macht und der völligen Erschöpfung der Patronen- 
vorräte nicht mehr in der Lage waren, standzuhalten, 
und infolgedessen der Rückzug über die spanische Grenze 
unvermeidlich war, haben mehrere Hunderttausend 
Kamernner sich bereit gesunden, mit den Deutschen 
das eigene Land zu verlassen und die spanische Grenze 
Zu überschreiten, nur um nicht gezwungen zu sein, 
unsern Kriegsgegnern zu dienen. (Hört! hörtl) 
deutsche Schutztruppe ist, so rührend die Beweise von 
Treue und Anhänglichkeit, zugleich aber auch die Be- 
sorgnisse vor den Franzosen gewesen sind, nicht in der 
Lage gewesen, diesem Wunsche der Kamernner Ein- 
geborenen stattzugeben. Unter dem Druck der Not 
hat sie schweren Herzens die Eingeborenen darauf hin- 
gewiesen, daß nur ein verhältnismäßig kleiner Teil 
mit ihnen hinüberziehen künne über die spanische Grenze. 
Trot dieser Vorhaltungen und trotz aller Abmahnungen 
sind nach spanischer Zählung über 67 000 Eingeborene 
mit den Deutschen über die spanische Grenze hinüber- 
gegangen. (Hört! hört!) Mehrere Hundert Häuptlinge 
waren nach Yaunde geeilt und hatten gebeten, lieber 
mit den deutschen Schutztruppen ins Elend gehen zu 
dürfen, als unter der Herrschaft der Franzosen zurück- 
zubleiben. Aber auch dann haben die Kamernner 
Die
	        
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