I. Die militärische Jugendvorbereitung und Jugendpflege. 15
von abhängig gemacht, ob sie an dem Schießunterricht und
den Felddienstübungen der höheren Lehranstalten teilgenom-
men haben. Es haben sich ferner Schüler- und Studenten-
bataillone, in Venedig sogar ein Lagunenkorps gebildet.
England ist das Land der Pfadfinderbewegung (Boy
scouts), deren Ideal in Südafrika durch BADEN-PoOWELL wäh-
rend des Burenkrieges verwirklicht wurde. In England zählt
man heute ca. 500000 scouts. Ihre Übungen umfassen: Ge-
ländemarsch, Gelände- und Patrouillendienst, Radfahren, Sa-
mariterdienst, Turnen, Spielen. Überall ist die Erziehung zur
Selbständigkeit und die Weckung des Verantwortlichkeitsge-
fühls in Verbindung mit strenger Disziplin das Leitmotiv. In
diesem Geiste ist der Knabe bis zum 16. Lebensjahre zu er-
ziehen. Von diesem Zeitpunkte ab wird er ein Kadett (Cadet)
und tritt in eins der Kadettenbataillone, in dem er den strammen
militärischen Drill empfängt. Diese (Church Lads Brigads, Mi-
niature Riffle Clubs, Cadet Corps) vereinigen gegenwärtig
200000 Jugendliche und entwickeln sich unter der Protektion
der Ministerien zu einer dauernden Heeresvorschule.
In Rußland sind seit 1910 Schulbataillone gegründet,
die zukünftig in allen höheren und niederen Schulen obliga-
torisch werden sollen; die Jungmannen tragen Uniform und
Holzgewehr mit Bajonett.
Alle genannten Einrichtungen europäischer Staaten wer-
den in den Schatten gestellt von denen Japans, das eine ziel-
bewußte körperliche Schulung und militärische Erziehung
der Jugend von unten auf schon an seinen Volksschulen
durchführt und aktive Militärpersonen in großer Zahl als Mi-
litärlehrer heranzieht. Sämtliche Schulen sind dadurch zu
Militärvorbereitungsanstalten geworden. Die Volksschulen be-
treiben außer vier Wochenstunden Turnen mehrere Stunden
Exerzieren und Schießübungen mit Gewehr. Die höheren Schulen
haben zwei Wochenstunden Turnen, zwei weitere Stunden
Militärturnen, drei Wochenstunden Exerzieren und Schießen
unter der Leitung von Offizieren und Unteroffizieren, ein- bis
zweimal in jedem Monat Märsche, auf denen sie sich in der
Regel den Felddienstübungen der regulären Truppen an-
schließen. Die 1895 gegründete „Gesellschaft für kriegerische
Übungen“ umfaßt 1Y, Millionen Mitglieder.
Wenn wir unseren Blick nunmehr auf die gleichgerich-