Full text: Die vaterländische und militärische Erziehung der Jugend

16 I. Die militärische Jugendvorbereitung und Jugendpflege. 
teten Bestrebungen in Deutschland wenden, so werden wir 
mit Befriedigung konstatieren, daß wir an Zahl der Jugend- 
Organisationen hinter anderen europäischen Staaten kaum zu- 
rückstehen, und daß Behörden, Vereine und Fachmänner mit 
Nachdruck den wichtigen Gedanken vertreten, daß die Wehr- 
kraft unseres Volkes durch militärische Jugendpflege ge- 
steigert werden müsse. Eine militärische Erziehung in der 
Schule selbst haben wir bisher nicht. Vielmehr hat sich aus 
der Jugend heraus 1897 der Gedanke Bahn gebrochen, Leib 
und Seele für das Vaterland zu stählen und zu diesem Zwecke 
ein Jugendsturmkorps zu bilden. Das blau-weißb-blaue 
Jugendkorps (1897—1913) oder der Jungsturm (ab 1913) 
will die Lust und Liebe zum Spiel in der freien Natur wecken, 
durch sportliche und militärische Übungen die Gesundheit und 
Gewandtheit fördern, zu deutscher Treue und Vaterlandsliebe 
anhalten, Kameradschaft, Pflicht- und Ehrgefühl pflegen. Die 
Jungstürmer werden je nach Bedarf zu Abteilungen (Kom- 
pagnien, Bataillonen; Flagge blau-weiß-blau) zusammengestellt, 
die dem Landeskommando und dem Reichskommando unter- 
stehen, Präses ist Generalleutnant VON LEDEBUR; das Prä- 
sidium gibt eine Monatsschrift „Der Jungsturm‘“ heraus. Der 
Jungstürmer muß 12 Jahre alt sein, die Quinta oder die 
4. Klasse besuchen und zunächst lernen, Marsch- und Exer- 
zierkommandos in geschlossener und geöffneter Ordnung aus- 
zuführen. Er rückt zum Oberstürmer auf, wenn er u. a. ver- 
steht: sich anzuschleichen, Patrouillen zu führen, einen ein- 
fachen Verband anzulegen, sich am Zeltbau, Verhau- und 
Schanzenbau angemessen zu beteiligen; wenn er ferner im 
Schätzen von Höhen und kurzen Entfernungen bis 400 Meter 
Bescheid weiß und Karten zu lesen imstande ist. Bei weiteren 
Fortschritten im Kommandieren, Entfernungschätzen, Karten- 
lesen, Schwimmen, Brückenbau, im Winkerdienst, Anfertigung 
von Skizzen und in der Ausarbeitung von Kriegsspielen wird 
er zu höheren Rangstufen befördert. Der Jungsturmanzug be- 
steht aus graubraunem Waschstoff mit Achselstücken und 
einem Südwester mit blau-weiß-blauer Kokarde. Der Jung- 
stürmer ist ausgerüstet mit Schanzzeug, Winkerflagge usw., 
ev. kleinem Exerziergewehr. 
Der Verein „Jugendwehr‘“ verfolgt seit zwei Dezennien 
den Zweck, junge Leute vom Verlassen der Schule bis zum
	        
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