I. Die militärische Jugendvorbereitung und Jugendpflege. 17
Eintritt in das Heer oder in die Marine körperlich zu kräf-
tigen und auszubilden, sie vor den Gefahren der Großstadt zu
bewahren und zur Manneszucht, Kameradschaft und zum Ge-
meinsinn zu erziehen. Als Mittel dazu dienen: Exerzieren,
Turnen, Schwimmen, Rudern, Kriegsspiele und Gelände-
übungen, Samariterübungen, Fußballspielen und Vorträge aller
Art. Die Übungen werden von Reserveoffizieren und aktiven
oder früheren Feldwebeln geleitet und in militärischen For-
men abgehalten. Vielerorts tragen die Jugendwehren eine
eigene Uniform. Die Ausgebildeten erhalten vom Präsidium
der Jugendwehr über ihre militärische Ausbildung ein Zeugnis.
Der Bayerische Wehrkraftverein, gegründet 1911, will
die Jugend im militärischen Geiste führen, ohne irgendwelche
militärischen Formen anzuwenden, und lehnt das Exerzieren
srundsätzliich ab. Dagegen werden gepflegt: Turnspiel,
Schwimmen, Wandern, Kriegsspiel, Entfernungsschätzen, Ziel-
erkennen, Kartenlesen.
Als im Herbst 1911 der Jungdeutschlandbund ins Leben
trat, schlossen sich Jungsturm und Jugendwehr ihm an. Der
Bund ‚„Jungdeutschland‘ bezweckt, in großem Umfange den
Zweig der Jugendpflege zu fördern, der durch planmäßige
Leibesübungen die körperliche und sittliche Kräftigung der
deutschen Jugend in vaterländischem Geiste anstrebt. Der
Landesbezirk Preußen wurde zu diesem Behufe in kleinere
Gebiete eingeteilt, die je einem Vertrauensmann unterstellt sind.
Präses des Bundes ist Feldmarschall Freiherr voN DER GOLTZ.
Mit der deutschen Turnerschaft ist ein Abkommen getroffen,
daß alle ihr angehörenden Turnvereine korporativ dem Jung-
deutschlandbunde angehören. Die vielerorts übliche Teilnahme
von Schülern an Schülerriegen vaterländischer Turnvereine
oder am Schwimmunterricht vaterländischer Schwimmvereine
ist nach Erlaß des Ministers der geistlichen p. Angelegenheiten
vom 7. Februar 1913 seitens der Schulen wohlwollend zu er-
muntern. Auch ist die Teilnahme von Schülern an gemein-
samen Geländeübungen der Vereinigung des Bundes gestattet,
Der Jungdeutschlandbund will aus Knaben und Jünglingen
deutsche Männer erziehen, Soldaten macht die Armee aus ihnen.
Es ist daher alles Militärtechnische und jede Drillausbildung
!) EBERHARD, Der Wehrkraftgedanke in der deutschen Jugenderziehung.
Pädagog. Warte, 1915, Heft 1.
Kemsies. 2