I. Die militärische Jugendvorbereitung und Jugendpflege. 19
tigt, nach Maßgabe der vorhandenen Bestände Stroh oder
Strohsäcke, wollene Decken, Bettwäsche, Handtücher, Wasser-
schüsseln zur Verfügung zu stellen; es sind nur die geringen
Selbstkosten für die Benutzung der Sachen zu erstatten. In
den Kantinen dürfen Verpflegungsmittel gekauft werden; Alko-
holika, Zigarren, Zigaretten werden nicht abgegeben.
Der Bund lehnt die Einführung des militärischen Schieß-
betriebes in jeglicher Form grundsätzlich ab. Der Wert der
Gewehr- und Schießübungen ist niemals von militärischen
Autoritäten hoch eingeschätzt worden. Freiherr von LICHTEN-
STERN schreibt 1891, daß die technische Schießfertigkeit stets
hinter den moralischen Werten, Kampfesmut und Manneszucht,
zurücktreten müsse, und daher die Vorbereitung der Jugend
für den Ernstfall sich nur auf die Hebung der soldatisch-mora-
lischen Eigenschaften zu erstrecken habe. Kaiser WILHELM ].,
Kaiser FRIEDRICH III. und Feldmarschall MOLTKE haben sich
gegen das Soldatenspielen mit Waffen entschieden ausgespro-
chen, weil es sich für die nachfolgende militärische Durch-
bildung als schädlich erweisen würde. Ist doch auch die ernst-
hafte Waffenübung des Soldaten gebunden an den TTreueid und
seine Besiegelung durch den Heldentod. Diese Anschauungen
der deutschen Heerführer stehen im Gegensatz zu denen der
Fachmänner Frankreichs, Japans, Schwedens und der Schweiz.
In der Schweiz gehört die Ausbildung der Schießfertig-
keit zur Erziehung der männlichen Jugend schon seit Jahr-
hunderten und wird als heilige Überlieferung fortgepflanzt.
In Schweden ist die Schuljugend derart militärisch vorbereitet,
daß die reifen Schüler im Schießen den ausgebildeten Soldaten
nicht nachstehen und sich an Schützenfesten beteiligen.
Im Einklang mit obigen Anschauungen stehen die jetzigen
Richtlinien des Kriegsministers für die militärische
Vorbereitung der preußischen Jugend. Sie soll vor allen
Dingen ihre Vaterlandsliebe, ihren Mut und ihre Entschlossen-
heit anfeuern, ihre Hingabe für das Vaterland, für Kaiser und
Reich entflammen durch den Gedanken an die ungeheure Ge-
fahr, in der sich diese befinden. Es ist ihr klar zu machen,
daß Deutschland untergehen würde, wenn wir nicht siegen,
so daß wir siegen müssen und jeder einzelne Vaterlandsver-
teidiger bis zum jüngsten hinab den festen Willen dazu im
Herzen trägt. Die bisherige gesundheitlich-gymnastische Er-
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