30 IH. Turnen, Spiel und Sport im Dienste der Erziehung und der Wehrkraft.
Es fordern SCHMIDT und SCHRÖDER zunächst die allgemeine
Stärkung der Rückenmuskulatur, daher für ausgesprochene
Rückenschwächlinge die Einrichtung orthopädischer Turnstun-
den. Sodann Kräftigung der Atemmuskulatur. Im vierten bis
fünften Schuljahre leichtere Geschicklichkeitsübungen an den
Geräten; Kraftübungen an den Geräten jedoch erst mit dem
12.—14. Lebensjahre, wenn das Skelett erstarkt und die Musku-
latur hinreichend vorgeübt worden ist. Anstrengende Kraft-
leistungen viel später. Dagegen vom 14.—20. Lebensjahre
Ausbildung von Lunge und Herz durch Dauerlauf, Schnellauf,
Eilmarsch.
ÜZERNY schlägt vor, mit dem Turnen im Kindergarten
zu beginnen, da es gelingt, den Kleinen Interesse und Lust
daran beizubringen. Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren
sind sogar leicht zu einem systematischen Turnunterricht heran-
zuziehen, wenn man eine größere Zahl zu den Übungen ver-
einigt. Turnen in diesem frühen Alter sei gesundheitlich sehr
wichtig. Allgemein bekannt sei der Einfluß, den durch lange
Zeit fortgesetzte, extreme Muskelanstrengungen bei Ausübung
verschiedener Sportarten, wie Bergsteigen, Rudern, Ringen
usw. auf das Herz ausüben. Bei Menschen, die von (Geburt
an wenig Muskulatur haben und sie nicht ausbilden, bestehen
Gefahren in der entgegengesetzten Richtung, auch der Herz-
muskel bleibt bei ihnen in der Entwicklung zurück. Zwischen
den Kindern der ärmeren und der bemittelten Stände ist ein
Unterschied dadurch gegeben, daß die ersteren von früh an
gezwungen und zum mindesten nicht gehindert werden, die
Muskeln ihrer oberen Körperhälfte zu gebrauchen und zu üben,
während die anderen sorgfältig davor bewahrt werden, schwere
Gegenstände zu tragen oder zu klettern oder in sonst irgend
einer Weise die Muskeln ihrer obern Körperhälfte anzustrengen.
Die Folge davon ist, daß man bei der letzten Gruppe der Kinder
viele antrifft, bei denen die Muskulatur der Arme, des Schulter-
gürtels, des Rückens mangelhaft entwickelt ist.
Ganz besonders geeignet erscheinen die Spiele, die Ent-
wicklung der Muskulatur, der Lunge und des Herzens, infolge-
dessen auch Blutbildung und Stoffwechsel bei der Jugend zu
steigern. Denn, schreibt SCHMIDT, Arbeit großer Muskelmassen
erfordert reichliche Sauerstoffzufuhr, diese liefert durch »ver-
mehrte Leistung das Herz, indem es viel mehr Blut umtreibt;