Full text: Die vaterländische und militärische Erziehung der Jugend

II. Turnen, Spiel und Sport im Dienste der Erziehung und der Wehrkraft. 39 
krut in 4 Wochen das Gewehr, so daß er nach Verschießen 
von 60—100 Patronen kaum wesentliche Treffortschritte macht. 
Die theoretische Grundlage des Schießens wird den Jung- 
mannschaften mit Hilfe einfacher Zeichnungen klargemacht; 
es werden Flugbahn, Streuung und Treffwahrscheinlichkeits- 
srenzen behandelt. Der amtliche Leitfaden enthält die näheren 
Angaben und Vorschläge. Man entnehme z. B. der Flughöhen- 
tafel die Maße, stelle auf je 50 m auf einem ebenen Übungs- 
platz Latten auf und zeichne mit Kreidepunkten die Geschoß- 
höhen ein. Oder man stelle Mannschaften von annähernd glei- 
cher Größe auf und lasse sie mit Nadeln in der betreffenden 
Höhe Papierplatten anstecken. Dann wird die ganze Kom- 
pagnie langsam an der ganzen Zielreihe entlang geführt. 
Das Entfernungsschätzen!) wird durch unausgesetzte Übun- 
gen erreicht. Es wird eine Strecke am Erdboden mit dem 
Auge abgeschätzt, dann nachgemessen und auf diese Weise 
Sicherheit im Schätzen bis auf 400 m erzielt. Die Entfernungen 
von 200, 300 und 400 m werden in verschiedenen Richtungen 
abgesteckt und als Maßeinheiten eingeprägt; der Lehrer läßt 
sich Punkte auf dem Boden in diesen Entfernungen bezeichnen. 
Darauf wird zu Entfernungen bis 800 m übergegangen. 
Mit Genugtuung blicken wir auf die Reihe Veranstaltungen 
für die körperliche Ertüchtigung zurück. In ihrer Gesamt- 
heit werden sie der Gesundheit und Wehrkraft dienen. Man 
möge aber Sorge tragen, daß sie nicht bloß als freiwillige 
Übungen von Einzelnen, sondern als Pflichtleistungen von 
allen betrieben werden. Die Schulen sollten sie aus rein 
pädagogischen Gründen nicht vernachlässigen; gehören doch 
Körper und Geist untrennbar zusammen: Mens sana in corpore 
sano. 
') v. WOEDTKE, Jungdeutschland. Vossische Buchhandlung. Berlin.
	        
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