III. Das hygienische Gleichgewicht in der Erziehung. 43
Heute ist die Frage der Erweiterung der Leibesübungen
eine schwerwiegende Unterrichts- und Organisationsirage ge-
worden, weil infolge der intensiven Ausnutzung der Zeit und
der jugendlichen Arbeitskräfte bei den Fortbildungsschülern
und Zöglingen der höheren Lehranstalten bereits vier obli-
gatorische Übungsstunden in der Woche, die der militärischen
Vorbereitung zu widmen wären, die gesamten Lehr- und Ar-
beitspläne umzuwandeln drohen. Jede Erziehungseinrichtung ist
in Anbetracht der wechselseitigen Lebensbeziehungen zwischen
völkischer Kultur, staatlichen Interessen und Schule eine vater-
ländische Angelegenheit, die Frage der gesundheitlichen Er-
ziehung und gründlichen Ertüchtigung der Jugend für den
Waffendienst ist dies in erhöhtem Maße. Darum hat sie mit
Recht während des Krieges eine schnelle Lösung gefunden. In
den höheren Lehranstalten ist die militärische Jugendvorberei-
tung zu einem selbständigen Zweig der Jugendbildung geworden,
für den die Zeit freigemacht wurde, indem man den Turn-
unterricht einschränkte, auf Wanderfahrten, Turn- und Be-
wegungsspiele verzichtete und den Schülern einen Teil der
Hausaufgaben erließ. Jede Anstalt stellte ihre Jugendkompagnie
und übte sie fleißig im Kompagnieexerzieren, in Marsch- und
Felddienst. Die plötzliche Abänderung der Lehr- und Arbeits-
pläne wird später einer Nachprüfung zu unterziehen sein. Der
Schulhygiene fällt dabei die Aufgabe zu, die Arbeitsleistungen
der Schüler vom Standpunkt der Energetik abzuwägen und
gesundheitlich zu regeln.
Unsere Schüler gehen in die Schule, um dort zu arbeiten.
Jede Arbeit ist entweder eine körperliche oder geistige. Zwar
läßt sich zwischen ihnen keine strenge Grenze ziehen; denn es
gibt keine körperliche Arbeit, die nicht von seelischen Pro-
zessen ausgelöst und begleitet ist, es gibt keine geistige Arbeit,
mit der nicht auch körperliche Tätigkeit oder physiologische
Prozesse im Zusammenhang ständen, so daß allmähliche Über-
gänge vorhanden sind. Wir trennen die Arbeiten jedoch in
gewöhnlichem Sinne und rechnen u. a. zu den vorwiegend
körperlichen Arbeiten der Schüler: Schreiben, Zeichnen, Singen,
Turnen und Leibesübungen, zu den überwiegend geistigen alle
übrigen Lehrfächer der Schule.
Der Lehrplan bezeichnet alle Schulfächer, die vorwiegend
Muskelverrichtungen und Entwicklung körperlicher Organe be-