Full text: Die vaterländische und militärische Erziehung der Jugend

III. Das hygienische Gleichgewicht in der Erziehung. 51 
mathematischen Disziplinen sehr bedeutend war. Bei Mes- 
sungen der Muskelleistung ließ sich feststellen, daß nach diesen 
Gegenständen stets ein beträchtlicheres Minus als nach allen 
anderen wissenschaftlichen Stunden entstand. 
Wenn man eine kurze Reihe von Kopfrechenaufgaben 
gleicher Art und gleichen Umfanges in die einzelnen Lehr- 
stunden einschaltet, um aus der Fehlerzahl einen Schluß auf 
die vorhandene Ermüdung zu ziehen, so findet man eine stetige 
Zunahme derselben: bei Schülern von 10—11 Jahren von 30% 
um 8a Uhr bis auf 50% um 121% Uhr. Bei einzelnen leicht 
ermüdbaren, wenn auch befähigten Schülern war die Arbeits- 
verschlechterung so stark, daß bereits von einer Übermüdung 
in der fünften Lehrstunde gesprochen werden könnte; machte 
doch der Primus einer Klasse morgens in 12 Aufgaben 2 Fehler, 
mittags dagegen wiederholt 8—10 Fehler. 
KRAEPELIN ist der Überzeugung, daß unsere Jugend not- 
wendig dem geistigen Siechtum verfallen müßte, wenn sie 
wirklich gezwungen wäre, zum mindesten 40 Minuten in jeder 
von ihr zu erste enden Schulstunde mit voller Anspannung 
der Aufmerksamkeit zu arbeiten. Aber in der Schule wird die 
maximale Arbeitsgeschwindigkeit selten verlangt, vielmehr 
bieten sich fast regelmäßig Anlässe zum Verweilen und zur 
Abstellung der Aufmerksamkeit für den Schüler. 
GRIESBACH fand bei Messungen der Hautempfindlichkeit, 
daß Mathematik und Memorieren erheblich mehr die Auf- 
merksamkeit herabsetzen als Geographie oder Zeichnen. 
WAGNER, BLAZEK konstatierten nach derselben Methode und 
Verfasser durch Messung der Muskelkraft, daß der Betrieb der 
Mathematik und Fremdsprachen mehr ermüdet als der 
Unterricht in der Muttersprache. Turnen und körperliche 
Arbeiten haben gewöhnlich eine starke Herabminderung der 
muskulären Leistung, der Hautempfindlichkeit, der Aufmerk- 
samkeit sowie der höheren psychischen Funktionen im Gefolge. 
Verfasser fand in obigen Versuchen bei Volksschülern im 
dritten Schuljahr, daß die Qualität der Rechenleistung mit 
vorrückender Zeitlage (8&—1 Uhr vormittags) bei Kindern 
geringerer Rechenbegabung erheblich herabging. Nur am 
Montag blieben infolge der geistigen Erholung vom Sonntag 
her die Arbeitswerte ungefähr gleich. Um 10 Uhr, nach zwei- 
stündigem Unterricht, hatte ein Drittel dieser Schüler die beste 
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