Ill. Das hygienische Gleichgewicht in der Erziehung. 53
und geistige Kräfte ins Spiel setzt, desto mehr wird auch das
körperliche Befinden getroffen. Der Schüler kommt immer
mehr aus dem Gleichgewicht, er wird geistig und körperlich
müde.
Wichtig ist in diesem Zusammenhange der persönliche
Koeffizient der Lehrperson, die den Unterrichtsbetrieb ent-
weder zu einem lebhaften, anregenden gestaltet oder einen
ruhigen Gang der geistigen Prozesse vorzieht, die entweder
mit feinem psychologischen Verständnis sich in steter Füh-
lung mit der Fassungskraft und Leistungsfähigkeit der jugend-
lichen Altersstufe hält, auf spannende und fesselnde Art die
unwillkürliche Aufmerksamkeit, das Interesse und den Be-
tätigungsdrang in Bewegung setzt, oder durch Pflichtforde-
rungen mehr auf Ehrgefühl und Willen wirkt, oder endlich
durch Androhungen das willkürliche Aufmerksamsein zu er-
zwingen versucht. Doch niemals kann der höhere oder niedere
Ermüdungskoeffizient des Lehrers den des Faches vollständig
kompensieren. Die arbeitsfördernden Momente, die von der
Lehrerpersönlichkeit in die Methode eingewebt werden, wirken
nur dann entlastend, wenn eine sorgfältige psychologische
Führung die Arbeitsanstrengungen der Schüler fortlaufend in
Rechnung stellt und weder ungebührliche Arbeitsgeschwindig-
keit noch zu rasche Arbeitsfortschritte angestrebt werden.
Sonst könnte gerade der vielseitige Pädagoge, der seinem
Gegenstand immer neue Seiten abzugewinnen weiß, den Schüler
am meisten geistig erregen und zugleich am ehesten mattsetzen.
Unter Methode wird der objektive Weg verstanden, auf
dem die einzelnen Wissensstücke mit ihren Zusammenhängen
dem Schüler nach und nach übereignet werden. Alle Unter-
richtswege befinden sich in erfreulicher Umbildung, da sie
die fortschreitende Kenntnis vom Seelenleben des Jugendlichen
berücksichtigen müssen. Neue Möglichkeiten werden versucht,
neue Mittel werden angewendet, um Unterricht und Erziehung
der natürlichen kindlichen Entwicklung genau anzupassen,
Selbsttätigkeit und Schaffensfreude des Kindes so früh wie
möglich und so intensiv wie möglich sich auswirken zu lassen.
Die Lehrmethoden sind vom hygienischen Standpunkte darauf-
hin zu sichten, ob sie die Aufmerksamkeit der Jugendlichen
gleichförmig und intensiv auf logische Beziehungen konzen-
trieren, oder ob konkrete und verweilende Tätigkeiten, wie