Full text: Die vaterländische und militärische Erziehung der Jugend

A4 Ill. Das hygienische Gleichgewicht in der Erziehung. 
Anschauen, Anhören, Zeichnen, Experimentieren, Beobachten 
mit teils fluktuierender, teils konzentrierter Aufmerksamkeit 
vorherrschen, denen sich vielleicht induktive Operationen an- 
schließen ; sodann, ob neben Sinnes-, Verstandes- und Muskel- 
tätigkeit auch Phantasie und Gemüt erweckt werden. 
Pädagogisch angesehen treten die Lehrgegenstände nicht 
objektiv um ihrer selbst willen, sondern gleichzeitig subjektiv 
um der lebendigen Interessen des Jugendlichen willen in sein 
Blickfeld, bis er sie im Laufe seiner Entwicklung rein objektiv 
bewerten und erfassen lernt. Der Nachdruck ist immer zu legen 
auf die Durchdringung der Schülerpersönlichkeit. Die fach- 
wissenschaftliche Methode wäre für den noch unreifen Schüler 
eine zu schwere Belastung, die psychologische bringt ihm 
einerseits Entlastung, weil sie seine Geistes- und Gemüts- 
kräfte in harmonischer Weise erregt und arbeitsfördernd wirkt; 
andererseits angemessene Belastung dadurch, daß sie ihn seec- 
lisch erleben läßt, um ihn auf eigene Weise schaffend zu 
betätigen. 
Genauer genommen gehören zu jedem Fache mehrere 
Lehrmethoden, je nach der Art der Sonderaufgabe, die ge- 
stellt wird. In den Fremdsprachen unterscheiden wir Gehör- 
und Sprechübungen von Formenlehre und Satzlehre und diese 
vom Hinübersetzen in die Fremdsprache und Herübersetzen in 
die Muttersprache. In den naturwissenschaftlichen Disziplinen 
sind Beobachtungsübungen methodisch verschieden von der 
logischen Bearbeitung der Beobachtungsbefunde, und wieder- 
um freie Beobachtungsübungen, bei denen der Schüler ganz 
auf sich selbst angewiesen ist, von dem Demonstrationsvortrag 
des Lehrers, bei dem er größtenteils rezeptiv bleibt. In der 
Mathematik ist die Behandlung der Lehrsätze verschieden von 
der Lösung der Aufgaben. Deshalb kann jeder Gegenstand 
bald einen größeren, bald einen geringeren Energieaufwand 
für den Schüler bedeuten. Im allgemeinen wird der Unter- 
richt auf vielseitige geistige Beschäftigung des Schülers ge- 
richtet, darum muß der Pädagoge einen psychologischen Aus- 
gleich zwischen den verschiedenen Teilmethoden finden, der 
zugleich das hygienische Gleichgewicht für die betreffende 
Lehrstunde vorstellt. Bloßes Anhören, Lesen, Anschauen er- 
fordern weniger Anstrengung als Beobachten, induktives Den- 
ken, logisch-begriffliches Zergliedern oder Kombinieren, Aus-
	        
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