Full text: Die vaterländische und militärische Erziehung der Jugend

III. Das hygienische Gleichgewicht in der Erziehung. 55 
wendiglernen mit Verständnis weniger als Memorieren ohne 
Verständnis. Die Methoden der Arbeitsschule haben einen 
anderen energetischen Imperativ als die der Lernschule; denn 
sie beschäftigen zugleich Aufmerksamkeit und Interesse, Sinne, 
Intellekt und Hand des Schülers. Der Reformunterricht der 
Schulanfänger erstrebt heute ausgiebige Anschauung, reich- 
liche Handbetätigung, Beschäftigung des Spieltriebes und der 
Phantasie, Entwicklung der Aufmerksamkeit und Beobachtungs- 
fähigkeit. Die praktische ınduktive Didaktik der naturwissen- 
schaftlichen Lehrfächer verlangt, daß der Schüler seine gei- 
stigen Kräfte selber entwickeln lerne, indem sie ihn kontinuier- 
lich von einer bewältigten Aufgabe die nächste finden und an 
ihrer Lösung arbeiten läßt. Ihre Methode heißt Werktätigsein 
und Selbstfinden, sie greift das Schüler-Ich an seinen Wurzeln 
an und besitzt unter Umständen einen hohen Ermüdungsko- 
effizienten. 
Die bisherigen Ergebnisse der Ermüdungsforschung sind 
nun in verschiedener Beziehung praktisch verwertbar. 1. Die 
vorzeitige Ermüdung in der Einzellehrstunde läßt sich 
durch Abkürzen der Lektion auf 45 Minuten, durch Öfteren 
Wechsel körperlicher und geistiger Tätigkeiten sowie durch 
eine arbeitsfördernde Methode, bei der Selbsttätigkeit und 
Schaffensfreude der Jugend ins Spiel treten, zweifellos hintan- 
halten. Dies hat besonders in den Fächern, die eine hoch- 
gespannte, gleichförmige und eingeschränkte Aufmerksamkeit 
erfordern, zu geschehen. Die Spannung der willkürlichen 
Muskulatur bei den Arbeitshaltungen in der Schulbank ist 
durch periodische kurze Entspannung auszugleichen. Beruht 
die Unaufmerksamkeit der dritten Stunde, wie wohl ohne Wider- 
spruch anzunehmen ist, auf beginnender Ermüdung durch gei- 
stige Arbeit, so dürfen nur unter zwingenden Umständen 
schwierige wissenschaftliche Fächer in spätere Zeitlagen ge- 
brachi werden. Die Forderung, die Verfasser erhebt, die Früh- 
stunden von 8—10 Uhr resp. von 7—9 Uhr ausschließlich den 
Fremdsprachen und der Mathematik vorzubehalten, ließe sich 
in den beiden untersten Klassen der höheren Lehranstalten ohne 
weiteres durchführen, da jene Disziplinen nur 11—12 Wochen- 
stunden beanspruchen. Die Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, 
jene anstrengenden Fächer auf die ersten beiden Morgenstunden 
zu verlegen, tritt erst von IV an hervor.
	        
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