Full text: Die vaterländische und militärische Erziehung der Jugend

50 III. Das hygienische Gleichgewicht in der Erziehung. 
Wir verlassen die Betrachtung der Lehrpläne mit der Be- 
hauptung, daß durch die Schulstunden eine ziemlich hohe Er- 
müdung herbeigeführt werden kann, sehr oft herbeigeführt 
wird und fordern einen entsprechenden Ausgleich, eine an- 
gemessene Erholungszeit für unsere Schüler. Wieviel Stunden 
hierfür von der Schule in Aussicht genommen sind, hätte bil- 
ligerweise in dem Arbeitsplan des Tages vermerkt sein müssen. 
Wir finden jedoch zunächst darin: häusliche Arbeiten, die 
als Fortsetzung der Schulstunden und notwendiges Glied des 
Gymnasialunterrichts gedacht sind. Also wenden wir uns zu 
diesen, denn sie nehmen den Jugendlichen im Hause sofort in 
Anspruch. Welcher jüngere Schüler wäre leichtsinnig genug, 
nicht sofort nach der Mahlzeit an sie zu denken? Welche 
Eltern würden es zulassen, daß er seine Arbeiten vernach- 
lässige? Von diesen Arbeiten hängt viel, wenn nicht das 
meiste ab. Alles, was der Junge in der Schule nicht verstanden 
hat, was er aus Zerstreutheit nicht gehört, falsch gehört hat, 
und was er bereits vergessen hat, muß jetzt zum Verständnis 
gebracht und eingeprägt werden. Hierbei hilft in vielen Fällen 
der Gelegenheitspädagoge mit, heiße er nun Hauslehrer, Vater, 
Mutter oder Bruder. 
Die Hausaufgaben stellen an die intellektuellen, sitt- 
lichen und physischen Kräfte der Schüler wohlberechnete An- 
forderungen und treten durchaus planmäßig in den Dienst der 
Erziehung. Die Züge des Charakters und Geistes, die für das 
Leben von ausschlaggebender Bedeutung sind, werden dem 
Schüler durch die täglichen Übungen im Hause unzweifelhaft 
noch wirksamer anerzogen als in der Schule selber: Pflicht- 
bewußtsein und energisches Streben im Dienste der eigenen 
Entwicklung, Verzichtleistung auf Bequemlichkeit und lockende 
Genüsse, nie versagende Ausdauer; sodann klares Erfassen und 
Zergliedern von Aufgaben, besonnenes Abwägen der Mittel 
und Wege, sorgfältiges Zusammenfassen. Die Familie nimmt 
einen regen Anteil an den Hausaufgaben der Kinder; sie hat 
die Pflicht, gesundheits- und arbeitsfördernde Bedingungen für 
jene herzustellen. Zwischen Schule und Elternhaus pflegt aber 
ein Streit um diese Aufgaben hin und her zu wogen, und mannig- 
fache Klagen sind Öffentlich laut geworden, denn sie nehmen 
meist zuviel Zeit in Anspruch. 
Die Arbeitszeiten für die hessischen und bayerischen höhe-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.