III. Das hygienische Gleichgewicht in der Erziehung. 61
ren Lehranstalten sind bestimmt wie in Preußen; in Württem-
berg dagegen niedriger, wie nachstehendes Schemal) zeigt:
Preußen | Württem- beobachtete Zeit-
Klasse Hessen berg Bayern dauer Bayern
1. Klasse (VI) . ... 6 6 6 13},
2. 5 (\) . 2... 9 6 12 13!],
I. (IV) . 2... 12 8— 9 12 14t/,
4 „ (WI) .... 12 9—10 12 16°],
5. „ (OD .... 15 10—11 12 11!],
6. „ (UM .... 15 10—12 18 221,
. „» (00 .... 18 10—12 18 21
8. , (U) . 2...) 18 10—12 18 21!),
I. ,„ (OD) . ... | 18 10—12 18 27
Da für die unterste Stufe der höheren Schulen, für 9—10-
jährige Knaben, von medizinischen Autoritäten als maximale
Leistung des Schultages 6 Stunden geistiger Arbeit bezeichnet
werden und davon bereits 5 auf Lehrstunden entfallen, so ist
die häusliche Arbeitsnorm auf 1 Stunde pro Tag beschränkt;
sie reicht sehr oft nicht aus. In den Mittelklassen wird der
Schüler mehrmals in der Woche erst um 6 Uhr nachmittags
schulfrei und kommt abgespannt nach Hause, um sich baldigst
an die häusliche Vorbereitung zu machen, die 2 Stunden um-
fassen soll. Es übertreffen leider die tatsächlichen Arbeitszeiten
der bayerischen Gymnasiasten die Zahlen der Instruktion auch
hier nicht unerheblich, wie aus der letzten Kolumne des obigen
Schemas ersichtlich ist. DÖRNBERGER und GRASSMANN?) haben
darüber ein umfangreiches Material veröffentlicht. Für Preußen
liegen ebenfalls Beobachtungen vor. GRIESBACH?) wies aus ge-
nauen Aufzeichnungen näch, daß begabte und fleißige Schüler
aus der Obertertia elsässischer Schulen an manchen Tagen bis
12 Uhr nachts arbeiten mußten, um ihr Pensum zu erledigen.
Die für ihre Klasse nicht genügend vorbereiteten und die in-
folge Schulversäumnis zurückgebliebenen, ferner die wenig
befähigten Schüler kommen mit der Normalzeit selten zurecht
und brauchen regelmäßig einen Zuschlag, um nur eine Durch-
oO)
1) KARL ROLLER, Hausaufgaben und höhere Schulen. Leipzig, Quelle
und Meyer. 1907.
®) DÖRNBERGER und GRASSMANN, Unsere Mittelschüler zu Hause.
München 1908. Lehmanns Verlag.
®) GRIESBACH. |. c.
