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IV. Vaterländische Erziehung und Wehrübungen.
Das schöne Wort, der deutsche Schulmeister — will sagen:
die deutsche Gründlichkeit, Volksbildung, Wissenschaft und
Technik — habe die Schlacht bei Sadowa gewonnen, ist in
noch schönerem Sinne zur Wahrheit geworden. Unsere Erfolge
im Kriege verdanken wir zu einem Teile der Intelligenz des
deutschen Soldaten, der nicht nur weisungsgemäß, sondern auch
selbständig und folgerichtig zu handeln versteht. Das intellek-
tuelle Niveau Deutschlands liegt durchweg höher als das seiner
Gegner, und „wir stehen an Kultur und Gesittung himmelhoch
über denjenigen Völkern, die uns Barbaren nennen“.
Was die Volksbildung angeht, so ersieht man aus den
Ergebnissen der Rekrutenprüfungen das stetige Fortschreiten
derselben. Die Zahl der Rekruten ohne Schulbildung ist von
237 pro 10000 Mannschaften im Jahre 1875 bis auf 4 pro 10000
im Jahre 1913 zurückgegangen. Die Zahl der Personen im deut-
schen Heere, die weder lesen noch schreiben können, wäre noch
geringer, wenn die im Ausland, insbesondere in Rußland ge-
borenen, unberücksichtigt blieben. Der Schöpfer der preußi-
schen Volksschule, Friedrich Wilhelm I., schätzte die Bedeu-
tung der Volksbildung für Krieg und Frieden nicht anders ein
als wir Modernen. ‚Sieht Er,‘ sagte er 1730 zum Domänenrat
in Soldin, „ich habe heute meine Tagfahrt gemacht. Erst Sol-
daten, dann die Kassen, dann die Schule. Ich weiß wohl, da
draußen im Reiche nennen sie mich einen Unteroffizier. Ja,
lasset sie nur, ich kenne mein Land, meine Mittel, und ich
werde die Jungens nicht in der Dummheit aufwachsen lassen.
Denn es wird der Tag kommen, wo Geld, offener Kopf mit
guter Weisheit drinnen und gute preußische Soldaten not-
wendig sind, und kein Engländer oder Franzose soll über uns
Deutsche gebieten; dafür will ich allen Preußenkindern Degen