Full text: Die vaterländische und militärische Erziehung der Jugend

IV. Vaterländische Erziehung und Wehrübungen. 69 
Teil auf die sportliche Betätigung, zum Teil auf den Vor- 
bereitungsdienst zurückführt. 
Was unsere Krieger aber dem innersten Wesen nach von 
ihren Gegnern unterscheidet und ihnen die Überlegenheit ver- 
leiht, das sind die moralische Energie, die männlich-helden- 
haften Züge, die hochgestimmten Gemüts- und Willenskräfte. 
Heilige Vaterlandsliebe, unbeirrbares Pflicht- und Ehrgefühl, 
stramme Manneszucht, Waffenfreudigkeit, Mut und Tapferkeit 
weisen nicht nur den Weg des Sieges, sondern auch den des 
Ausharrens bis ans Ende. Wie in den Karpathen, so in den 
Vogesen und an der Lorettohöhel). 
Mit berechtigtem Stolze und voll vertrauender Hoffnung 
dürfen wir auch auf unsere waffenfrohe Jugend blicken, 
die sich überall der Väter würdig zeigt und den Beweis er- 
bringt, daß Geschichte und Überlieferung unseres Volkes als 
lebendige Kräfte in ihr walten, daß das Volk der Dichter und 
Denker darum nicht zu besiegen ist. Waren doch nicht weniger 
als 20000 Freiwillige aus den Oberklassen der höheren Lehr- 
anstalten nach kurzer militärischer Vorbereitung ins Feld ge- 
!) Im Berliner Tageblatt schrieb ADELT bei Schilderung der Karpathen- 
kämpfe über unsere Truppen: Sie waren häufig beim Vorrücken oder bei 
Umgehungen schutzlos den Unbilden des Wetters ausgesetzt, schaufelten in 
mannshohem Schnee Wege, nächtigten bei 20° Kälte im Schneesturm, gruben 
sich unter dem feindlichen Feuer im Boden ein und stürmten steile, dicht- 
bewaldete, unbezwingbar scheinende Höhen. Wer weiß, welche schier über- 
menschlichen Anforderungen ein oft abgeschlagener, immer wieder bis zum 
schließlichen Erfolg erneuerter Bajonettangriff gegen eingegrabene, durch 
Stacheldrahtverhaue, Astverhaue, Minen, Maschinengewehre verstärkte Berg- 
stellungen an die Nerven, die physische Ausdauer und den moralischen Mut 
stellt, der wird die Leistungen unserer Karparthentruppen danach außer- 
ordentlich hoch einschätzen. 
Der amtliche Bericht über die Vogesenkämpfe lautete: Die Geschichte 
hat um die Kämpfe am Gaisberg und an den Spicherer Höhen im August 1870 
einen romantischen Schleier gewoben; der Sturm auf den Barren-, den Klein- 
und Reichsackerkopf stellt sich als eine unvergleichlich schwierigere Leistung 
dar. Bayerische und württembergische Infanterie und Pioniere, Landwehr 
und junge Truppen, haben ihn am 19. und 20. Februar ausgeführt. Den 
Spaten in einer Hand, das Gewehr in der anderen, Eisstollen an den Füßen, 
krochen sie die fast senkrechten, glatten Hänge hinan, von der Höhe und 
von Baumschützen überall umlauert und beschossen. Fünf Tage und fünf 
Nächte lagen sie unter freiem Himmel, in den verschneiten Gefechtsstellungen 
und lebten von kargem Brot und kalten Konserven ... Auch hier wird der 
Bericht, der schlichte, sachliche Bericht zum Preislied unerhörten Heldentums.
	        
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