To IV. Vaterländische Erziehung und Wehrübungen.
zogen. Und was sie zu leisten willens war, das hat die Jung-
mannschaft gezeigt, als sie mit dem Liede „Deutschland,
Deutschland über alles“ bei Ypern in den Eisen- und Bleihagel
mit Todesverachtung voranstürmte. Die Erziehung hat in dieser
Beziehung ihre Schuldigkeit nicht versäumt.
Wenn nach dem Kriege und schon heute das Staatsbewußt-
sein und Einigkeitsgefühl in unserem Volke sich höher empor-
recken, so wird die Schule sich danach gestalten müssen. Sie
wird dem Unterricht in der Muttersprache und vaterländischen
Geschichte einen erhöhten Platz anweisen, um deutschen Opfer-
sinn, deutschen Heldengeist und deutsches Volksbewußtsein
den kommenden Generationen tief einzupflanzen. Schon jetzt
hat das sächsische Kultusministerium eine Verordnung aus-
gehen lassen, die im Zusammenhang mit der Richtung auf
Leben und Schaffen unseres Volkes es nicht für vereinbar hält,
daß der nicht unbeträchtliche Teil der Schüler der Gymnasien
und Realgymnasien, der nach Erwerbung des wissenschaftlichen
Befähigungsnachweises für den einjährig-freiwilligen Dienst
oder kurz nachher in das Berufsleben eintritt, im Geschichts-
unterricht seine beiden letzten Schuljahre ausschließlich mit
den Schicksalen und Taten der Völker des klassischen Alter-
tums verbringt und ohne genügende und sichere Kenntnisse
in der vaterländischen Geschichte von der Schule geht.
Es wird angeordnet, daß der Geschichtsunterricht in Ober-
tertia und Untersekunda um eine Stunde verstärkt wird, die
zu Wiederholungen aus wichtigen Teilen der vaterländischen
Geschichte und zur Einführung in die Bürgerkunde verwendet
werden soll. Die Stunde wird dem Griechischen, der Mathe-
matik, dem Lateinischen und den neueren Fremdsprachen weg-
genommen.
Ferner verlangt MATTHIAS!) Sparsamkeit im Geschichts-
unterricht: bei den Perserkriegen, beim Peloponnesischen Krieg,
bei den Samniterkriegen, bei Pyrrhus, Hannibal, Karl dem
Dicken, Arnulf von Kärnthen, Ludwig dem Kind, Albrecht I.,
Adolf von Nassau, den Ferdinanden, bei der Vorgeschichte der
Mark u. a. Man möge die deutsche Geschichte des letzten Jahr-
hunderts und besonders die Geschichte dieses Krieges voll auf
die Jugend wirken lassen. Die Schulen in Sachsen-Altenburg
haben vom Kultusministerium die Weisung erhalten, minde-
!) MATTHIAS, Krieg und Schule. Hirzel, Leipzig 1915.