Full text: Die vaterländische und militärische Erziehung der Jugend

12 IV. Vaterländische Erziehung und Wehrübungen. 
verstärkende Beteiligung Deutschlands am Welthandel, Wett- 
bewerb und Weltverkehr; Heimatsinn und Vaterlandssinn 
sollen sich eng vereinigen mit der Kenntnis fremder Völker, 
ihrer Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten, ihrer Sitten und 
Einrichtungen, ihrer Vorzüge und Fehler. Es ist nicht unsere 
Art gewesen, im Frieden gegen fremde Völker unduldsam und 
haßerfüllt aufzutreten, geschweige durch den Geschichtsunter- 
richt völkischen Haß bereits der unschuldigen Schuljugend 
einzuimpfen. Es ist auch nicht bewiesen, wie unsere Kampfes- 
gegner heute behaupten, daß wir uns die ganze Welt zu Feinden 
gemacht hätten. Darum aber soll doch der heranreifende deut- 
sche Soldat den Landesfeind hassen, wie ihn unsere Väter 
1813/14 in gerechtem Haß und Zorn angefaßt haben. Auch 
die Schuljugend soll Zorn und Empörung empfinden?!), und ihre 
Leidenschaft soll angestachelt werden, die harte Wirklichkeit 
verlangt den unbegrenzten heiligen Zorn; wir würden ohne ihn 
unsere Väter, Brüder und Söhne im Felde verraten. Dieser 
Standpunkt des bekannten Pädagogen BEETZ-Gotha erscheint 
durchaus berechtigt, er weist die versöhnlichen Stimmungs- 
schalmeien der NITHAK-STAHN, F. W. FORSTER u. a. für die 
Zeit des Krieges zurück. Liebe zum Vaterlande und Haß gegen 
die Landesfeinde gehören unzertrennlich zusammen. Wie es 
nach dem Kriege sein wird, kann zurzeit niemand voraus- 
sagen. Jedenfalls werden wir niemals darauf verzichten, der 
Jugend die geschichtlichen Zusammenhänge, die diesen Welt- 
krieg erzeugten, und den Charakter unserer Feinde wahrheits- 
gemäß darzustellen und sie auch den gewaltigen Haß gegen 
die Urheber unseres Existenzkrieges nachempfinden zu lassen: 
„den feldgrauen Imperativ‘. 
Der deutsche Unterricht, die Heimatkunde, der Geschichts- 
unterricht sind die amtlichen Träger der vaterländischen 
Erziehung in der Schule. Sie haben sich den ersten Teil der- 
selben, die Erweckung vaterländischer Gesinnung, des Heimats- 
gefühls und politischen Verständnisses angelegen sein lassen. 
Die praktische Seite, die nicht minder wichtig ist, haben 
bisher die gymnastischen Übungen vertreten, zukünftig wer- 
den sich militärische Übungen ihnen zugesellen; sie sind 
  
1) Vgl. BEETZ, Pädagog. Warte, 1915, Heft 3. „Liebe, Haß und der 
Krieg.“
	        
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