Full text: Die vaterländische und militärische Erziehung der Jugend

IV. Vaterländische Erziehung und Wehrübungen. .85 
ministerium, wie auf der ersten Jungdeutschlandtagung bekannt 
wurde, obiger Forderung sympathisch gegenübersteht, so haben 
die Schulhygieniker nunmehr freie Hand, die zweite Forderung 
„die Verlegung des Wehrunterrichts in das 12. bis 15. Lebens- 
jahr‘‘ aus hygienischen, unterrichtlichen und erziehlichen Grün- 
den zu vertreten. 
Die Rückwirkung dieser Forderung auf die Volksschule 
darf nicht übersehen werden. In ihr finden 95% des Volks- 
nachwuchses ihre grundlegende Bildung. Der Volksschüler 
muß wie der Gymnasiast beizeiten sich auch eine militärische 
Vorbildung aneignen, schon damit ihm der Nachweis derselben 
bei nachträglichem Erwerb des einjährig-freiwilligen Zeugnisses 
nicht fehle. 
Beide Forderungen dürften in nationalen Kreisen beifällig 
aufgenommen werden. Selbst die Sozialdemokratie, die sich 
gegenwärtig mit Stolz dazu rechnet, begrüßt, wie HARNISCH in 
der Landtagssitzung am 3. März kundgab, den Gedanken der 
militärischen Vorbereitung der Jugend mit lebhafter Freude, um 
so mehr, als es sich um die Verwirklichung eines alten sozial- 
demokratischen Gedankens handelt, der seit Jahrzehnten ım 
Parteiprogramm steht, und für dessen Durchsetzung niemand 
begeisterter gekämpft hat als BEBEL. 
Es können Zweifel entstehen, ob die Wehrübungen jüngerer 
Jahrgänge denen der jetzigen Jugendkompagnien gleichwertig 
zu Setzen sind oder sich ihnen angleichen lassen. Dazu sei 
bemerkt, daß der Unterschied in den Leistungen nur gering 
ist, und daß an Orten, wo militärisch geschulte Führer die 
Jungsturmübungen beaufsichtigen, gern die Richtlinien für die 
Jugendkompagnien benutzt werden. Der Beweis, wie sinn- 
semäß und erfolgreich sie sich mit 12—16jährigen Schülern 
durcharbeiten lassen, ist durch Übungen in größeren Verbänden 
unter Leitung höherer Offiziere erbracht worden. Er ist auch 
darin zu erblicken, daß Jungstürmer ihrerseits die auf den 
Übungsplätzen zuschauenden Knaben unter 12 Jahren auf 
deren Wunsch organisierten und sich als Jungsturm-Vorschule 
angliederten. Der militärische Sinn steckt dem Deutschen im 
Blute, die gesamte deutsche Schuljugend ist auf dem Marsche. 
Nach Abgang von der Schule möge es dem Jugendlichen 
freigestellt werden, sich einer bestehenden Jugendkompagnie 
anzuschließen oder einem Sport obzuliegen, wie es ihm an den
	        
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