Vorwürttembergische Zeiten. 15
Schon in der Schwächezeit der letzten Karolinger hatten sich in den
einzelnen Provinzen des Frankenreichs Herzoge erhoben, um sich und ihrem
Volk die Stellung wieder zu geben, welche die Volksherzogthümer einst
gehabt hatten, bevor die fränkischen Hausmeier dieselben vernichteten, was
auch, trotz mancher vereitelter Versuche und trotz der Gegenwirkung der
Bischöfe, allmählich überall gelang.
In Franken wußte sich das den östlichen Gegenden angehörende
babenbergische Geschlecht die Stellung der angesehensten Familie zu erringen,
aber es unterlag nach kurzer Zeit dem durch das Königthum erhobenen
und mit diesem verbundenen westfränkischen Geschlecht der Konradiner mit der
Hinrichtung seines Grafen Adalbert (906). Von den siegreichen Konradinern
übte Konrad bereits die herzogliche Gewalt in Franken aus und als er
im Jahr 911 deutscher König wurde, folgte ihm sein Bruder Eberhard in der
herzoglichen Stellung, allein nachdem dieser in einer Empörung gegen König
Otto I. den Tod gefunden (939), blieb das fränkische Herzogthum mit
dem Königthum vereinigt.
In Schwaben mißglückten die beiden ersten Versuche, ein Herzog-
thum wieder zu begründen, so derjenige des Markgrafen Burkhard, eines
Urenkels jenes Hunfried, welcher unter Karl dem Großen und Ludwig dem
Frommen die rätische Mark verwaltet hatte (911), und der der sog. Kammer-
boten, der Gebrüder Erchanger und Berthold, wahrscheinlich Abkömmlinge
der alten Herzogsfamilie (917). Allein dem Sohne Burkhards, Herzog
Burkhard I. (917—926) gelang es, ein mehrere Jahrhunderte dauern-
des Herzogthum zu begründen. Von seinen Nachfolgern gehörte übrigens
nur der 4te Herzog Burkhard II. (954—973), der Gemahl der durch Sage
und Dichtung verherrlichten Hadwig (1994), wahrscheinlich als sein Sohn
seinem Geschlecht an. Sonst zählten diese Herzoge zunächst zu dem west-
fränkischen Hause der Konradiner, wie der 2te, Hermann I. (926—948),
der 7te, Hermann II. (997—4003), der Nebenbuhler Kaiser Heinrichs II.
um die deutsche Krone, oder waren diesem Hause wenigstens durch Heirat
verbunden, wie der Zte, Liudolf (950—953), der erstgeborene Sohn Kaiser
Otto's I., Gemahl von Hermanns I. Tochter Ida, welcher übrigens seine
Auflehnung gegen seinen Vater mit der Entsetzung vom Herzogthum zu
büßen hatte, und dessen Sohn, der 5te Herzog, Otto I. (973—982). Als
dasletzte männliche Glied des genannten Hauses, Hermann III., im Jahr 1012
kinderlos verstorben war, folgte als 9ter Herzog der Gemahl von dessen
hochstrebender Schwester, der späteren Kaiserin Gisela, Ernst I. (1012—
1015) aus einem ostfränkischen, nach früherer Annahme dem baben-
bergischen Geschlechte. Dessen älterer Sohn, der sagenberühmte Ernst II.
(1015—1030), wurde wegen wiederholter Unbotmäßigkeit von seinem Stief-
vater, Kaiser Konrad II., abgesetzt und geächtet, und nachdem sein jüngerer