gemacht haben. Da mir zugleich, Gott sei Dank, Nachrichten
über die stetig fortschreitende Besserung zugegangen sind,
spreche ich meine wärmste Freude hierüber aus. In dem
Wunsche, Ihre Genesung zu einer recht vollständigen zu ge—
stalten, bitte ich Ew. Durchlaucht bei der klimatisch wenig
günstigen Lage von Darzin und Friedrichsruh für die Winter-
zeiten in einem Meiner in WMitteldeutschland gelegenen
Schlösser Ihr Quartier aufzuschlagen
Wilhelm.
In seinem Danktelegramm lehnte der Fürst die Übersiede-
lung in ein Königliches Schloß ab. „Da mein Ceiden nervöser Na-
tur ist, so glaube ich mit meinem Krzte, daß das ruhige Winter-
leben in den gewohnten Umgebungen und Beschäftigungen das
Förderlichste für meine Genesung sein würde."
Bismarck zu den hochschulprofessoren.
Friedrichsruh, 1. April 1805.
Ich würde keine Freunde haben, wenn ich nicht auch
Feinde hätte, man kann nicht beides zugleich, kalt und warm
sein, und aus Kampf besteht das Leben in der ganzen Natur,
in der Schöpfung; bei den Pflanzen — als Forstmann er-
lebe ich das in meinen Kulturen — durch die Insekten bis zu
den Dögeln, von den Raubvögeln bis zu den Menschen auf-
wärts: Kampf ist überall, ohne Kampf kein Leben. Und
wollen wir weiterleben, so müssen wir auch auf weitere
Kämpfe gefaßt sein . Denn der Mensch kann den Strom
der Seit nicht schaffen und lenken, er kann nur darauf fahren
und steuern mit mehr oder weniger Erfahrung und Geschick.
Man kann Schiffbruch leiden und stranden und auch zu guten
häfen kommen. Die politischen Entwicklungen gehen so lang-
sam wie die geologischen, die Schichten legen sich übereinander
und erzeugen neue Bänke und neue Gebirge. Geben sie sich
dem deutschen Bedürfnis der Kritik nicht zu sehr hin, akzep-
tieren Sie, was uns Gott gegeben hat, und was wir mühsam
unter dem bedrohenden Gewehranschlag der übrigen Europäer
ins Trockene gebracht
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