Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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6 Platze zwischen Neidhardsthal und Zschorlau begraben und ein Weg, 
welcher beide Dörfer verbindet, heißt noch heute der Leichenweg. Auf 
demselben sieht man zu Zeiten in der Mitternachtsstunde Gestalten 
ängstlich hin und her laufen, oder man erblickt auch eine Frau mit 
feurigen Augen. Der Begräbnisplatz ist jetzt eine Wiese voller Hügel 
und Löcher; er wird „das Gottesäckerle“ genannt. Auch dort will 
man in der Mitternachtsstunde Gewimmer gehört haben. Alte Per- 
sonen erzählen wieder, daß auf diesem Platze die Heiden begraben 
worden seien, welche einst auf dem nahen Steinberge wohnten. Auf 
dem Gipfel desselben sieht man noch jetzt ein Gemäuer und einen 
ebenen Rasenplatz. Dort sollen sie zu ihren Göttern gebetet haben. 
Das Gemäuer wird von den Bewohnern der Umgegend „Kirchel“ 
genannt. ' 
  
108. Gespensterspuk auf der Ammlerstraße. 
(Mitgeteilt von Heinr. Weißflog aus Raschau.) 
Zwischen Mitweide bei Schwarzenberg und dem nördlich davon 
gelegenen Dorfe Schwarzbach befindet sich eine alte, nach dem Städt- 
chen Scheibenberg führende Marktstraße, die Ammlerstraße genannt. 
Dieselbe soll ihren Namen von einem früheren Bergherrn Ammler 
haben, auf dessen Rat sie angelegt wurde. Von dieser Straße nun 
wird gar Schauriges erzählt. So soll daselbst des Nachts 12 Uhr, 
wenn alles recht ruhig ist, ein Leichenzug zu sehen sein, und den ihn 
begleitenden Gesang hört man über sich in der Luft. Dieser Gesang 
soll überaus lieblich klingen, so daß schon manche wie bezaubert 
stehen geblieben sind und gelauscht haben. Wer aber darauf hört, 
dem wird es verderblich, denn er findet seinen Weg nicht mehr. 
Erst wenn man irgend ein Kleidungsstück umwendet, so soll man sich 
wieder zurecht finden. 
Auf der Ammlerstraße soll auch in stürmischen Nächten das 
wilde Heer zu sehen sein. Neben dem „Hussa!“ der vorüberjagenden 
Reiter hört man dann aber auch eine schöne, himmlische Musik. 
109. Die wüste Mühle im Trebnitzgrunde. 
(Nach der poet. Bearbeitung Ziehnerts in Gräße, Sagenschatz d. K. 
S., No. 238.) 
In das in der Nähe von Lauenstein liegende Dorf Dittersdorf ist 
auch das Dörschen Neudörfel eingepfarrt, welches früher nur ein einziges 
  
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