Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
annahm und zu einem Beherrscher des unterirdischen Reiches siee 
(Wrubel a. a. O., S. 8.) 
Die Berggeister waren die Hüter von edlen Erzgängen, Tund 
vielleicht sind die sagenhaften UÜberlieferungen von den rätselhaften 
Fremden, welche das Erzgebirge, den Thüringerwald, das Vogtland, 
Fichtelgebirge und andere Landschaften nach Gold durchsuchten, und 
die als Venetier oder Wahlen von dem Volke mit überirdischen 
Kräften ausgestattet wurden, die das Innere der Berge kannten und 
mancher Zauberkünste kundig waren, zum Teil auf die Schätze hüten- 
den Berggeister zurückzuführen. 
Venetier, die nach der Volkssage in verschiedenen Gestalten auf- 
traten, wuschen auch die Goldkörner aus den Brunnen und Flüssen, 
und so gehört wohl auch die Sage von dem Hutmanne in Wiesenthal, 
welcher einstmals auf dem Fichtelberge an einem Brunnen, dessen Boden 
von eitel Goldflammen leuchtete, einen in einem Buche lesenden Mönch 
antraf, ebenfalls hierher. 
Ein anderes Geschlecht der Zwerge sind die Hausgeister und 
Kobolde, welche eine mehr heitere und neckische, zuweilen selbst bos- 
hafte Natur besitzen. Sie halten sich vorzugsweise in den Wohnungen 
der Menschen, aber auch in Bergwerken auf, und nur ganz vereinzelt 
erscheinen sie im Freien. Wie die Zwerge und die später besprochenen 
Moosweibchen sind auch die Kobolde unselige Geister. Daher hat ein 
Knabe in Lauter, welchem ein solcher Kobold keine Ruhe ließ, fleißig 
gebetet und gesagt: „Laß mich doch in Ruhe; wenn Du nicht beten 
willst und auch nicht beten kannst, so gehe Deiner Wege.“ Andere 
Hausgeister sind befriedigt, wenn man ihnen ein wenig Milch aufstellt, 
und wäre es auch nur in einem Katzenschüsselchen, so daß sie daher 
Katzenveit, Heinzelmann, Katermann u. s. w. heißen. (Rochholz, Deut- 
scher Glaube und Brauch, I. S. 18.) Der erzgebirgische Katzenveit, 
dessen Jacob Grimm nur kurz und zwar als eines „Waldgeistes“ im 
Fichtelgebirge gedenkt, erinnert in mancher Beziehung wieder an den 
Rübezahl des Riesengebirges. 
Ein Hausgeist, wie das vogtländische „Schreckgökerle“, vor dem 
sich die Kinder fürchten, ist das „Schreckagerl“, welches wie andere 
Kobolde bei der Arbeit hilft; nur muß man ihm dafür zu essen geben. 
Dieses hilfreiche Beistehen bei der häuslichen Arbeit, das Füttern des 
Viehes, das Fegen der Küche und dergl. mehr gehört so recht zum Wesen 
der Kobolde. Unser Bahnbrecher in der Kenntnis der germanischen 
Götterlehre sagt in seiner deutschen Mythologie (S. 284.), daß es ihm 
scheine, man habe früher aus Buchsbaumholz kleine Hausgeister geschnitzt 
und dieselben in dem Zimmer aufgestellt; der Ernst habe sich in Scherz l 
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