umgewandelt und die christliche Ansicht habe die Beibehaltung des alten
Brauches geduldet. In gleicher Weise mag aber auch aus dem ur—
sprünglich dienstfertigen Kobolde, welcher das Gesinde weckte und nach
dem Rechten im Hause sah, mit der Zeit ein Polter- und Plagegeist
geworden sein, der dann mehr teuflisch und gespenstisch auftrat. So
sank, wie Jakob Grimm sich ausdrückt, der getreue Hausfreund des
Heidentums zum Schreckbild und Gespött der Kinder herab, ein Los,
das er mit Göttern und Göttinnen teilt. (Deutsche Myth., S. 293.)
Als Kindergespenst tritt überall im Erzgebirge das „Jüdel“ oder
„Hütchen“ auf, welches den letzten Namen vielleicht von dem roten
Hute der Zwerge hat. Das Jüdel spielt währeud ihres Schlafes mit
den Kindern; es spielt auch des Nachts mit den Kühen. Will man
das Jüdel als Hausgeist unterhalten, so muß man demselben Spiel—
sachen geben. Wie unter den Kobolden der Katzenveit vom Kohlberge
bei Zwickau und die Männchen des Koboldsteins bei Kloster Maria
Sorg, so waren auch der Kaspar des Greifensteins und der Geist
Mützchen bei Freiberg keine eigentlichen Hausgeister; bei letzterem
ist durch die Nebelkappe deutlich seine Zwergnatur gekennzeichnet.
Zahlreich melden uns endlich Sagen von koboldartigen Wesen,
welche in den Zechen den Bergknappen entgegentraten. Sollen doch
die beiden Metalle Kobalt und Nickel, nach denen gegenwärtig vor—
zugsweise die Gruben des Schneeberg-Neustädtler Reviers abgebaut
werden, von zwei neckischen Geistern ihre Namen erhalten haben. Von
dem Kobalt, dessen Name zwar auch von dem böhmischen Kow, das
Erz, kowalty, erzhaltig, abgeleitet wird, sagt ein alter Bergprediger:
„Ihr Leute heißt es Kobalt und die Deutschen nennen den schwarzen
Teufel Kobel, der Menschen und Vieh durch Zauberei Schaden thut.
Es haben nun aber der Teufel und seine Hallraunen oder Drutten
dem Kobalt, oder der Kobalt den Zauberinnen den Namen gegeben, so ist
Kobalt ein giftig und schädlich Metall.“ (Merkel, Erdbeschr. v. Kur-
sachsen I. S. 176.)
Mit den Kobolden teilweise verwandt sind die Irrlichter,
welche man sich als lebende Wesen vorstellt. Sie führen Menschen
irre, hocken sich ihnen auf oder bestrafen sie auch, wie die erzgebirgische
Sage von der unheimlichen Fackel erzählt. Irrlichter können aber auch
in feuriger Gestalt umherschweifende Scelen sein, welche nicht der
himmlischen Seligkeit teilhaftig wurden, und dann nähern sie sich den
zum Gespensterspuk gehörenden feurigen Männern.
Aus der Klasse der Vegetationsgeister begegnen wir im
Erzgebirge, als einem ursprünglichen Waldgebirge, hauptsächlich den
Walddämonen unter den Namen von Waldgeistern, q
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