Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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ihren ständigen Aufenthalt und brachten durch nächtlichen Fleiß Glück 
und Segen in die Wirtschaft. Endlich aber schien es ihnen hier nicht 
mehr zu gefallen, denn sie sagten: „Hier ist nimmer gut wohnen, sie 
(die Hausfrau) zählt die Knödeln im Topf und im Backofen das Brot.“ 
So zogen denn die Zwerge fort, weit fort, über die Eger bei Aubach, 
wo sie den Fährmann, um ihn zu entlohnen, gefragt haben sollen, 
was ihm lieber wäre — ein roter Heller oder ein Sturmhut voll 
Goldstücke. Der Fährmann wählte natürlich das letztere. Die Leut- 
chen sagten ihm, er habe schlecht gewählt und werde schließlich noch 
weniger besitzen als einen roten Heller. Das traf auch ein, der Fähr- 
mann verarmte in kürzester Zeit gänzlich. 
  
142. Die Zwerge backen Kuchen. 
(Edw. Heger in der Erzgebirgszeitung, 6. Jahrg., S. 58.) 
Von den Bergen aus besuchten die Zwerge häufig die benach- 
barten Ansiedelungen der Menschen, um deren Gastfreundschaft in An- 
spruch zu nehmen, und man gab ihnen auch gern etwas von Lebeuns- 
mitteln ab. Sie suchten aber nicht nur Gastfreundschaft, sondern 
gewährten auch solche; ward jedoch ihre Gabe verschmäht, so gerieten 
sie leicht in Zorn, ja rächten sich an dem Unwürdigen, was ihnen 
nicht schwer fiel, da sie mit geheimen Kräften begabt waren. 
Als einst ein alter Bauer aus Redenitz und dessen Knecht an der 
Berglehne zwischen Leskau und Spinnelsdorf ihre Ackerfurchen zogen, 
vernahmen sie plötzlich ein sonderbares Gespräch in der Nähe, ohne daß 
die Sprechenden zu sehen waren. „Bringt erst die Weißen, dann die 
Schwarzen!“ „Nein, erst die Schwarzen, dann die Weißen!“ so rief 
es rätselhaft durcheinander. 
Als die beiden Lauscher aber einen äußerst angenehmen Geruch 
nach frischem Kuchen verspürten, da wußten sie auf einmal, was alles 
zu bedeuten habe, und der Knecht sagte: „Das sind ja die Zwerglein, 
die in ihren nahen Wohnungen eben Kuchen backen, schwarze und 
weiße (d. h. von geringerem und feinerem Mehle); sehen kann man 
freilich nichts, denn sie haben sich unsichtbar gemacht.“ 
„Ja“, — meinte der Bauer — „ber diese Kuchen riechen auch 
gar zu gut; wer doch einen davon hätte!“ 
„Nun, da werde ich halt einen bestellen“, sprach der Knecht im 
Spaße und rief dann, so laut er konnte: „He, backt uns doch auch 
einen Kuchen mit, aber einen recht guten!“ 
Als die Ackerleute nach dem Mittagessen ihre Arbeit wieder be- 
ginnen wollten, da fand jeder von beiden auf seiner Pflugschar einen 
  
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