Dorfes Gesseln in der Waldung dürres Holz sammelten. 28
trafen da ein kleines Wesen, das ihnen eine Menge Hackspäne zeigte
und sie aufforderte, diese Späne noch mitzunehmen. Die Weiber, ob—
wohl schon ziemlich belastet, gehorchten und füllten die letzten leeren
Plätzchen in ihren Körben mit den Spänen, auf dem Heimwege aber,
als die Bürden sich gar zu schwer erwiesen, sagten sie: „Was sollen
uns eigentlich auch die Späne!“ und warfen sie hinaus. Nur ein
paar dieser Späne blieben an den Körben hängen, und diese wurden
zuhause — o Wunder! — zu blankem Golde. Jetzt freilich ärgerte
es die Weiber ungemein, daß sie die reiche Gabe so leichtsinnig weg—
geworfen hatten, und das ließ in ihnen leider die Freude über den
verbliebenen Rest schönen Goldes sowie das Gefühl der Dankbarkeit
gar nicht recht aufkommen.
180. Waldweibchen im Seegrunde bei Zinnwald.
(Mündlich.)
Ein Mann von Zinnwald trieb etwas Spitzenhandel, der ihn
öfters nach Böhmen führte. Einmal ritt er durch den Seegrund nach
Eichwald, da begegnete ihm ein Waldweibchen. Dasselbe redete ihn
an: „Bruder, willst Du mit mir schnupfen?“ dabei that es sonder—
barer Weise seine Schürze auf und die war voller Laub. Als der
Spitzenhändler hineingriff, um sich des Spaßes halber, wie er meinte,
eine Hand voll Laub zu nehmen, blickte er zugleich auf und sahe das
Gesicht des Waldweibchens gleich einem alten Käse. Da erschrak er
so sehr, daß er seine Hand schnell zurückzog und fortritt. Das Weib—
chen aber rief ihm nach: „Nun muß ich noch hundert Jahre warten;
hättest Du das Laub genommen und wärest nicht erschrocken, so wäre
ich erlöst!“ Ein Blatt war ihm jedoch unter den Armel gefahren,
und das war, als er es später fand, lauter Gold.
Das Ansehen des Gesichts vom Waldweibchen gleich einem Käse erinnert an
die Zwerge Tirols und der Schweiz, welche „Kasermandeln“ (Käsemännchen) heißen
und goldene Käse oder sich erneuernde Gemskäslein verschenken. Förstemann hat
in Kuhns Zeitschrift für Sprachforschung I. S. 426 nachgewiesen, daß QOuark
(= Käse) und Twarg (vergl. mhd. querx und twerc) im deutschen Norden bis Liev-
land beides Zwerg und Käse bedeutet. (Nochholz, Deutscher Glaube und Brauch,
I. S. 12.) In den Lausitzer Sagen heißen die Zwerge Querxe. Nach einer schotti-
schen Sage haben auch die Elfen, welche sich durch ihre gewöhnlich grüne Kleidung
unsern Holzweibchen nähern, eine Vorliebe für Käse. Auf dem Gipfel des Minch-
muir in Peebleshire befindet sich die Käsequelle, welche den Elfen geweiht war
nd die ihren Namen davon erhalten hat, daß die Vorübergehenden gewohnt
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