Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
Ein Mädchen erzählte, der Alp käme durchs Schlüsselloch zu ihr, 
aber sie könne dann nicht um Hülfe rufen; daher bat sie ihre Schwester, 
dieselbe solle sie nur des Nachts bei ihrem Namen rufen, dann würde 
der Alp durchs Schlüsselloch wieder fortgehen. In Zwickau erzählt 
man, daß der Alp fortgehe, wenn man ihn für den andern Morgen 
zum Kaffee einlade. (Nach Spieß.) Auch glaubt man, daß der Alp 
Tiere tot drücke. Wenn man nämlich junge Gänse in einen Schwein- 
stall steckt und sie sterben, so spricht man, der Alp habe sie erdrückt. 
Sterben die Kuhhasen (Kaninchen) und sie sehen dann breitgedrückt 
aus, so legt man einen Besen in den Stall; dann verliert der Alp 
die Macht. 
Wie in Zwickau wird auch von den Lausitzer Wenden der Alp mit den Worten 
„Pschindz justje ksnje danju“ (Komm morgen zum Frühstück) zum Frühstück ein- 
geladen, und es stellt sich dann der Alp gewiß am Morgen dazu ein. Es ist nur 
schlimm, daß der Alp am Sprechen hindert. (Haupt, Sagenbuch der Lausitz, 
No. 68.) 
Der Alp ist gleichbedeutend mit Elb. Elbe, welche in lichte und schwarze 
Elbe zerfallen, sind höhere Wesen, denen die Lust innewohnt, die Menschen zu necken, 
die aber auch teuflische Eigenheiten besitzen. (Grimm, Myth. S. 252.) 
In Sagen anderer Gegenden fällt der Alp mit dem Trut, d. h. einem nächtlichen 
Gespenste zusammen, welches die Menschen ebenfalls im Schlafe ängstigt und drückt. 
In Kärnthen sagt man: 
„Tsch nachts (bei der Nacht) hat mi d'’r Trut 
Gar beasla (bös) g'’druckt.“ 
(Leipz. Zeitung, Wissensch. Beilage. 1884, No. 11.) 
201. Die Melusina. 
(Grohmann, Aberglauben und Gebräuche aus Böhmen und Mähren, 
1. B. Prag und Leipzig, 1864, S. 3.) 
In Bäringen heißt der Sturmwind „Melusina's Klagen um ihre 
Kinder“, und wahr muß dies sein, sonst würde man nicht am beiligen 
Abende, an welchem man neunerlei essen soll, das Tischtuch mit dem 
UÜberreste in eine Staude ausschütteln, damit die Melusina, die man 
wohl hie und da auch heilige Melusina nennt, etwas zu essen habe. 
Die Melusina tritt nach allen Überlieferungen unverkennbar als Luftgeist auf. 
So sagt man z. B noch anderwärts in Böhmen, wenn der Wind recht pfeift und 
heult, das sei die Melusina, welche mit ihren Kindern durch die Luft fliege und 
jammere. Im Jungbunzlauer Kreise denkt man sich dieselbe angethan mit einem 
schwarzen Mantel und in der Hand ein Sieb haltend, aus welchem Schloßen und 
□4 herausfliegen. Bemerkenswert ist schließlich, daß die Czechen für „sterben“ 
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